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1844 - Die Pentrische Wolke

Titel: 1844 - Die Pentrische Wolke
Autoren: Unbekannt
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Meter entfernt, möglicherweise aber kilometerweit abgetrieben.
    „Bully?"
    „Ich höre dich, Perry. Kannst du etwas sehen?"
    „Nur die Sonnen, einstweilen. Aber ich ahne, daß wir am Ziel, wie du vermutet hast, irgend etwas Riesenhaftes entdecken werden."
    „Fragt sich nur, was!" gab Bully zurück.
    Minuten vergingen in Schweigen. Perry Rhodans Augen hatten Schwierigkeiten, mit den Lichtverhältnissen, fertig zu werden. Der Kontrast zischen dem Schwarz des Weltraums und dem Grellweiß der Kunstsonnen war einfach zu stark für ein menschliches Augenpaar. Vor allem gab es dazwischen so gut wie keine Nuancierung; entweder war etwas beleuchtet, dann war es markant hell, oder etwas war nicht beleuchtet, dann hob es sich vom schwarzen Hintergrund des Weltraums nicht ab.
    Rhodan versuchte das, was er zu sehen bekam, im Kopf zu sortieren. Da waren Kanten zu sehen, langgestreckte gleißende Linien, eingebettet in dichtes Schwarz.
    Die Linien bewegten sich, und Rhodan ahnte, daß das gesamte System aus Kunstsonnen und allem anderen sich, bezogen auf seine eigene Position, drehte und bewegte. Angewandte Relativität - für Rhodan war nicht eindeutig zu bestimmen, ob er oder das andere System in Bewegung war. Möglich, daß, wenn man beispielsweise Bully als Schiedsrichter heranzog, er zu dem Urteil kam, daß sich sowohl Rhodan als auch die Kunstsonnen bewegten relativ zu ihm.
    Rhodan schloß die Augen und versuchte nachzudenken.
    Eine Linie hier, eine andere dort... Er versuchte, im Kopf eine Art Vektorgrafik zu erstellen und zu kalkulieren, wie das solcherart gezeichnete Objekt wohl aussehen mochte. Vergeblich, er schaffte es nicht; sogar seine Abstraktionsfähigkeit reichte dazu nicht aus.
    Sie hatten keine andere Wahl, sie mußten näher heran.
    Wieder vergingen etliche spannungsgeladene Minuten. Irgendwann formte sich dann ein Bild.
    Fünfhundert Meter dick war das Gebilde, und diese Dicke war offenbar gleichmäßig. Also eine im Weltraum treibende Scheibe. Eine Kante war zu sehen, eine mehrere hundert Meter lange, gerade Linie, die das Gebilde an dieser Seite begrenzte. Dann ein Knick und eine weitere gerade Linie, allem Anschein nach mehrere Kilometer lang.
    Zurück zur kürzeren der geraden Linien. Sie endete irgendwo, und von dort führte eine vielfach gezackte und zerrissen wirkende, unregelmäßige Linie weiter. Diese Linie wirkte seltsam unfertig oder zerstört - als habe jemand die Scheibe an dieser Stelle durchgebrochen wie einen knusprigen Keks.
    „Kannst du es sehen, Bully?"
    „Mühsam, Perry", antwortete der Rotschopf. „Ich versuche gerade, das Ganze zusammenzusetzen und mir vorzustellen, wie es auf einer Zeichnung aussehen würde."
    „Und zu welchem Ergebnis kommst du?"
    „Jedenfalls kein regelmäßiger Körper, keine geometrische handelsübliche Form wie Würfel, Tetraeder, Oktaeder und dergleichen."
    „Vergiß die gezackte Abrißkante", sagte Perry Rhodan leise. „Versuch lieber, den Rest zu ergänzen.
    Gegeben ist eine Strecke, zwei Winkel, die größer sind als neunzig Grad, zwei ebenfalls gerade Linien an diesen Winkeln ..."
    „Ein Trapez!" rief Bully aus.
    „So sehe ich es auch", bestätigte Perry Rhodan mit einer Ruhe, die ihn selbst erstaunte, denn in seinem Kopf hatte sich längst eine Assoziationskette gebildet, die ihn hätte schaudern lassen können.
    „Die gezackte Kante ist jener Bereich, an dem noch gebaut wird", fuhr Rhodan fort. „Im Endzustand wird es auch dort eine gerade Linie geben, und damit ist das Trapez fertig. Ich schätze, daß diese Linie mehr als sechs Kilometer lang sein wird."
    „Beachtlich!" stieß Reginald Bull hervor.
    „In der Tat", stimmte Perry Rhodan zu. „Und jetzt schau dir die Abrißkante an. Fällt dir etwas auf?"
    „Keine Rätselspiele, bitte", ließ sich Bully hören. „Ich habe zur Zeit keine Lust darauf."
    „Gut, dann sage ich es dir: Wenn ich zusammenrechne, wieviel Material von der roten Transmitterplattform zu diesem Gebilde unterwegs ist, dann fällt mir auf, daß man soviel Material zum Abschluß der Kante gar nicht brauchen wird. Dafür ist viel zuviel im Anmarsch ..."
    Bully hatte begriffen. „Dann ist das, was wir sehen, selbst nur ein Teilstück von etwas? Von etwas, das noch größer und wichtiger ist?"
    „Höchstwahrscheinlich ja!" antwortete Rhodan.
    Er hätte sich jetzt gern an der Nasenwurzel gekratzt, wie er es des öfteren tat, wenn er nachdachte. Aber im Inneren eines hermetisch geschlossenen Raumanzuges waren solche
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