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1842 - Ein kleiner Freund

Titel: 1842 - Ein kleiner Freund
Autoren: Unbekannt
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verlor es seinen Reiz.
    „Warte, Jack!"
    Ein Berg der seltenen Moran-Feigen hätte Ilara noch vor wenigen Tagen nach allen möglichen Tricks sinnen lassen. Jetzt war es einfach. Der Verkäufer lächelte sogar, als sie mit beiden Händen zugriff.
    „Die sind köstlich, Jack, die ..."
    „... wirst du auf der Stelle zurücklegen, Ilara. Ich habe Ronald Clandor bisher für einen Mann mit Prinzipien gehalten, aber daß er seiner Tochter das Stehlen nicht abgewöhnen kann, verstehe ich nicht."
    Yütürüm. Wie lange hatte sie den Tellerkopf nicht mehr gesehen? Er schien den Silo vorübergehend verlassen zu haben. Leider nicht für immer.
    „Hier, nimm, Yütürüm! Ich habe genug davon."
    Sie wußte selbst nicht zu sagen, ob sie den Blue provozieren wollte. Jedenfalls schlug er die Früchte zur Seite und begann schrill zu zirpen. Illie hielt sich krampfhaft die Ohren zu. Dennoch verstand sie seine Drohungen.
    „Laß mich in Ruhe!" herrschte sie ihn an. „Ich will dich nicht mehr sehen, nie, nie mehr will ich mit dir zu tun haben."
    Yütürüm versteifte sich. Ein hoher Pfeifton kam aus seinem Mund, brach aber ebenso abrupt ab.
    Gleichzeitig zuckten seine Arme hoch, die Hände verkrampften sich um seinen Schädel. Langsam sackte er in die Knie, kippte vornüber.
    Illie wich erschrocken zurück, als der Tellerkopf vor ihr auf den Boden klatschte. Die blaßrosa Farbe wurde dunkel, fast schon rot.
    Rufe nach einem Medorobot wurden laut. Ilara Clandor achtete nicht darauf. Sie folgte Jack, der wie selbstverständlich die Führung übernommen hatte.
     
    *
     
    Vierzehn Tage war es her, daß sie Jack zum erstenmal gesehen hatte. Eine kleine Ewigkeit, erschien es Ilara. Deshalb nahm sie es auch gelassen hin, daß ihr Freund groß geworden war. Nur sie selbst war nicht viel älter geworden das war ungerecht.
    Illie war traurig. Heftig schniefte sie, als sie das leere Bett sah. Jack war irgendwann in der Nacht gegangen, ohne ein Wort des Abschieds.
    „Jack ..." Ein heftiges Schluchzen schüttelte sie. „Ich liebe dich doch. Und wenn du meine Hilfe brauchst, komm zurück zu mir."
    Sie war sicher, daß er sie hören konnte. Mit dem Handrücken wischte sie sich die Tränen aus den Augenwinkeln.
    Je größer Jack geworden war, desto mehr hatte er sich ihr entzogen. Sie hatte es nur nicht einsehen wollen. Er war nicht allein ihr Freund - er war der Freund aller im Silo geworden. Alle hatten ihn lieb.
    „Du bist nicht fort, nicht wahr? Du kommst zurück, Jack, ich spüre dich." Suchend wanderte ihr Blick durchs Zimmer. Jack war ein Geist, der für kurze Zeit menschliche Gestalt angenommen hatte. Geister blieben nie lange an einem Ort.
    Der Weckservo schreckte sie auf.
    Kurz darauf näherten sich Schritte.
    „Er ist fort?" fragte Dindra.
    Illie nickte schwer. Es tat gut, von Mutter in den Arm genommen zu werden. Genau so hatte sie ihren Freund festgehalten und getröstet. Aber inzwischen war er nicht mehr schwach und kam gut ohne ihre Hilfe zurecht.
    „Ich kann ihn noch spüren", flüsterte Mum. „Jack wacht über uns, und er weiß, daß wir ihn gern haben."
    „Alle haben ihn gern", nickte Illie.
    „Alle", pflichtete Ronald bei, der schlaftrunken unter der Tür erschien. Er blinzelte in die Helligkeit, schien erst nach und nach zu bemerken, daß Jack nicht mehr da war. „Er kommt wieder, ganz bestimmt", versprach er. „Jack läßt doch seine Illie nicht allein."
    „Und wenn wir ihn suchen?" platzte das Mädchen heraus. „Du hast Zeit, Ron, und Mum auch. Du hast in den letzten Tagen sowieso nicht gearbeitet."
    Ronald Clandor schüttelte den Kopf.
    „Heute nicht, Kleines. Leider. Ich muß zum Transmitter. Harry hat mich angerufen und zu sich gebeten.
    Ich glaube, er will etwas Wichtiges mit mir besprechen."
    Wenn Harry um etwas bat, mußte Ron springen - das war sogar Ilara klar. Sie kannte es nicht anders.
    Harry Anderson war Rons Vorgesetzter, ein wichtiger Mann in Trade City.
    „Ich verspreche dir, ich komme zurück, sobald ich Zeit habe", seufzte Ronald. „Dann können wir immer noch versuchen, Jack zu finden."
    Dindra und ihre Tochter saßen allein beim Frühstück, als Sybil Moltrans sich über Interkom meldete.
    Sie streifte Illie mit einem vielsagenden Blick.
    „Ich habe eben gehört, daß eine Wohnung in eurer Nachbarschaft frei geworden ist."
    „Yütürüm." Dindra nickte wissend. „Illie hat mir davon erzählt."
    Sybil zuckte mit den Achseln. „Eigentlich ist es ja völlig egal. Aber ich habe gehört, er
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