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184 - Die Herren von Sydney

184 - Die Herren von Sydney

Titel: 184 - Die Herren von Sydney
Autoren: Ronald M. Hahn und Stephanie Seidel
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nahm sein Stirnband ab, das die Augen überlappt hatte. Es sah aus wie futuristischer Schmuck, war aber nur ein Nachtsichtgerät.
    Angenehme Helligkeit holte den mächtigen, halbrunden Versammlungstisch aus dem Dunkeln, dann die endlosen Wandreihen voll alter Schriften und die Schaukästen voller Fundstücke aus den Anfängen der Hydritenzeit.
    Die Grotte hatte das Ausmaß eines Doms, mit riesiger Kuppeldecke und einer Art Hochaltar am südlichen Ende. Dort befand sich das Grab Quan’rills, doppelt und dreifach gesichert und liebevoll verehrt.
    »Wassersimulation beenden!«, rief Skorm’ak, und das gleichmäßige Pitsch! Pitsch! ringsum hörte auf. Der Meister wandte sich an seine zwölf Gefährten.
    »Quart’ol ist ein bedeutender Wissenschaftler«, sagte er übergangslos. »Ich bedauere es zutiefst, dass ausgerechnet er auf etwas gestoßen ist, das ein Geheimnis bleiben muss.«
    Einauge meldete sich zu Wort. »Du stimmst also zu, dass wir ihm nicht trauen können?«
    »Nein.« Skorm’ak schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall.«
    Einauge stand auf. »Tja, dann haben wir jetzt ein Problem.«
    ***
    Das Schlimmste an diesem Morgen war der Schmerz. Er manifestierte sich, bevor Roney sich traute, ein Auge zu öffnen.
    Seine Zunge war ein Pelz. Sein Hirn ruhte auf einem Nadelkissen. Als ihm bewusst wurde, dass er es diesmal wirklich übertrieben hatte, fiel ihm etwas noch Schlimmeres ein. O nein, NEIN! Lass es ein Traum gewesen sein…
    Aber es war kein Traum gewesen. Er hatte sich am Abend zuvor nicht nur zum Narren gemacht, er hatte seinem höchsten Vorgesetzten auch gesagt, wofür er ihn hielt und was er ihn mal konnte. Kreuzweise.
    Das Stöhnen, das aus seiner Kehle kam, mache Roney vollends wach. Als er die Augen öffnete, kreiste sein Quartier um ihn. Sein Magen schlug einen Purzelbaum.
    Das, was in ihm drin war, drängte mit aller Macht hinaus.
    Roney richtete sich auf und trotzte dem bohrenden Schmerz in seinem Kopf. Als er sich umschaute, wurde ihm klar, dass er die Toilette nicht mehr erreichen würde.
    Er stieß sich von der Liege ab, ignorierte das entsetzliche Schwindelgefühl und wankte zum Fenster.
    Im gleichen Moment, in dem seine Hand den Fenstergriff packte, klopfte jemand an die Tür – nicht diskret und leise, wie es sich bei einem Lieutenant geziemte, sondern frech und anmaßend, als sei er nur ein dummer Gemeiner, der gefälligst zu springen hatte.
    Das Klopfen und die seinen Namen rufende Stimme gaben Roneys gequältem Magen den Rest. Er riss das Fenster auf, schob den Kopf hinaus und spuckte den unverdauten Alkohol im hohen Bogen hinaus. Da er sich im 37. Stockwerk des Hohen Hauses befand, würde sich der Beweis dieser Untat hoffentlich auflösen, bevor er unten ankam.
    Das Geschrei an der Tür wurde, während Roney seinen Magen leerte, nicht leiser. Das Organ des Mannes, der draußen unverwandt auf die Tür einschlug, klang so weibisch schrill und nervend, dass Roney, wäre er bewaffnet gewesen, ihn ohne Ansehen der Person durch die Tür erschossen hätte.
    Zum Glück war er unbewaffnet, was ihn möglicherweise vor Schlimmerem als Kopfschmerzen bewahrte.
    »Ja, ja, ich komm ja schon, Blödmann«, stöhnte er, wischte sich den Mund ab und eilte ins Bad, um sich den Mund auszuspülen und Wasser ins Gesicht zu klatschen.
    Als er auf dem Weg zur Tür in den Spiegel schaute und sein hohläugiges, stoppelbärtiges bleiches Gesicht sah, hätte er sich am liebsten noch einmal übergeben.
    Nun erst sah er, dass er nackt war. Er schnappte sich ein grob gewebtes Handtuch, schlang es um seinen Bauch und riss die Tür auf.
    Der hartnäckige Klopfer war ihm bekannt. Fähnrich Enderby war Roney unterstellt. Andererseits war er jedoch der Sohn von Colonel Enderby und der Schwager von Captain Archer. Und das war nicht gut, denn nun fiel Roney ein, dass der Vorgesetzte, dem er am Abend zuvor gesagt hatte, was er ihn mal kreuzweise konnte, kein anderer als Captain Archer gewesen war, der Chef der Sicherheit und durch Einheirat in die Familie Colonel Enderbys Anwärter auf einen Sitz in führender Position.
    Fähnrich Enderby hatte nicht mit seiner Meinung hinter dem Berg gehalten, dass Süchtige bei der Sicherheit nichts zu suchen hatten.
    Als Gesundheitsfanatiker waren Raucher, Übergewichtige und Alkoholiker für ihn Schwächlinge, deren Disziplinlosigkeit den Fortschritt der Menschheit behinderten. Immerhin banden sie medizinische Kräfte, die man anderenorts profitabler einsetzen konnte.
    Außerdem konnte
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