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184 - Die Herren von Sydney

184 - Die Herren von Sydney

Titel: 184 - Die Herren von Sydney
Autoren: Ronald M. Hahn und Stephanie Seidel
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Vollbremsung ein.
    Aus dem vorderen Ende der Qualle schoss ein Wasserstrahl, dick und schaumig. Er traf den sanften Riesen am Kopf. Das Tier warf sich herum und floh.
    Quart’ols Gefährt wurde von dem kräftigen Wellenschlag erfasst und um sich selbst gedreht. Von Luftblasen begleitet, trudelte es davon. Zum Glück war das Innere weich wie Gallert, deshalb blieb der Wissenschaftler unverletzt.
    Wenig später zeigten die Monitore ein neuerliches Hindernis an. Diesmal rührte es sich nicht vom Fleck, und da war auch kein Gesang. Quart’ol betätigte einen Impulsgeber, der den milchigen Quallenbug in ein klares Panoramafenster verwandelte. Der Ausblick ließ das Herz des Hydriten schneller schlagen. Hinter den Baumalgen wuchs eine Wand aus uraltem Vulkangestein hoch, zerklüftet und von Weichkorallen bewachsen, die sich in der Strömung wiegten. Es handelte sich um Wiitlings, das war unschwer zu erkennen. Kalan Nauri, das geheimnisvolle Atoll der Gilam’esh-Anhänger!
    Eilig steuerte der Hydrit darauf zu. Hier und da gab es natürliche Buchten im Gestein. Sie waren mit Transportquallen gefüllt. Quart’ol zählte dreizehn Stück.
    Das bedeutete, dass der Geheimbund vollzählig erschienen war, um zu hören, was Quart’ol zu sagen hatte.
    Ruhig bleiben!, schärfte er sich ein, während er nach einem Andockplatz für sein Gefährt suchte. Was Matt über den Zeitstrahl und die Hydree in Erfahrung gebracht hat, ist von enormer Bedeutung. Skorm’ak und die anderen Hüter des Alten Wissens werden hoch erfreut sein über derart kostbare Informationen! Und niemand außer mir kann sie ihnen liefern!
    Quart’ol atmete tief durch, ehe er aufstand und den Balg der Transportqualle von innen berührte, um die bionetische Schleuse zu aktivieren. Vielleicht würde Skorm’ak ihn sogar endlich in den Geheimbund aufnehmen. Aber darauf wagte der Hydrit gar nicht erst zu hoffen, auch wenn er die Mitgliedschaft schon seit Jahren anstrebte.
    Er glitt hinaus ins Meer. Das Stollenlabyrinth des erloschenen Vulkans war alles andere als bequem zu passieren.
    Quart’ol hatte ausgebaute, stabile Tunnelröhren erwartet und auf eine anständige Beleuchtung gehofft, doch er wurde enttäuscht. Die Stollen sahen aus wie am Tag ihrer Entstehung: dunkles, raues Lavagestein – mal auseinanderklaffend, dann wieder so eng, dass man gerade noch hindurch passte.
    Hier und da siedelten Tiefsee-Anemonen in den Spalten.
    Es war unmöglich zu sagen, ob sie ein natürliches Vorkommen waren oder ob man sie bewusst angesetzt hatte. Sie leuchteten schwach.
    Unerwartet tauchte etwas Milchigweißes aus dem Dunkeln auf, und Quart’ol spürte, wie ihn heiße Erregung durchfuhr. Das Ding sah aus wie eine Schleuse, von Hydritenhand erschaffen! Er musste am Ziel sein!
    Die Heilige Grotte der Geistwanderer zu betreten war ein Privileg, das nur dreizehn Auserwählten aus den Reihen der Quan’rill zuteil wurde. Da konnte man verstehen, dass sich Quart’ol plötzlich seltsam klein fühlte.
    Zögernd, fast scheu schwamm der Wissenschaftler auf die Schleuse zu. Er wunderte sich darüber, dass das dahinter liegende Gewölbe nicht geflutet war.
    »Tritt näher, Quart’ol«, sagte eine Stimme. »Du bist pünktlich, das gefällt mir.«
    Quart’ol trat ein paar Schritte vor, blieb stehen und verbeugte sich tief; weniger aus Höflichkeit als vielmehr, um Zeit zu gewinnen und sein Mienenspiel unter Kontrolle zu bringen. Er hatte sich den Versammlungsort der Gilam’esh-Anhänger als hochmoderne Anlage vorgestellt, licht und weit, mit endlosen Wandreihen voll alter Schriften und Schaukästen voller Fundstücke. Doch was er sah, war – nichts!
    Die Grotte lag im Dunkeln.
    Sie musste ziemlich groß sein, denn der Stimme war ein Hall gefolgt. Quart’ol versuchte sich zu orientieren.
    Irgendwo tropfte Wasser herunter, mit trägem Pitsch!
    Pitsch!, und jemand bewegte sich. Man hörte die typischen Geräusche von Brustpanzern auf Schuppenhaut.
    Nach einer Weile konnte Quart’ol kleine Lichtquellen ausmachen, lumineszierende Wesen – Pflanzen vermutlich –, die in einem Halbkreis angeordnet waren.
    Sie befanden sich in Kopfhöhe des Hydriten. Quart’ol folgerte aus dem düsteren Szenario, dass er vor einer Art Richterbank stand. Wie ein Angeklagter.
    Es war ein unangenehmes Gefühl.
    »Du siehst nicht erfreut aus, Quart’ol. Kommt dir unsere Einladung ungelegen?«
    »O nein! Nein«, sagte Quart’ol hastig. Er riss sich zusammen. Vielleicht wollte der Bund ihn prüfen, ehe
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