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1836 - Fratze des Unheils

1836 - Fratze des Unheils

Titel: 1836 - Fratze des Unheils
Autoren: Jason Dark
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was!«
    »Bitte? Wie meinen Sie das?«
    »Es gibt einen Kontakt mit ihr. Haben Sie verstanden?«
    Und ob Jane verstanden hatte. Sie stand so, dass sie den Mann und auch den Spiegel im Auge behalten konnte. Jetzt schaute sie mehr auf Eric Fischer, der einige Male nickte. So, als wollte er sich selbst eine Antwort auf Fragen geben, die er sich innerlich gestellt hatte.
    »Bitte, Eric, sorgen Sie dafür, dass der Kontakt nicht abbricht.«
    Er lachte kurz. »Sie haben gut reden. Das ist schwer und liegt auch nicht in meiner Hand.«
    »Okay, aber versuchen Sie es.«
    »Klar.«
    Jane hatte noch viele Fragen, doch sie wollte den Mann nicht aus dem Konzept bringen. Er sollte seinen eigenen Weg gehen. Dass ihre Anspannung stieg, konnte sie nicht vermeiden. Sie schien sich nicht nur in ihrem Innern auszubreiten, sondern auch um sie herum.
    Auch Eric litt. Das war zu hören, denn er atmete schwer. Als Jane in sein Gesicht schaute, sah sie den Schweiß, der über seine Haut perlte. Seine Lippen bewegten sich, doch er war nicht in der Lage, etwas zu sagen.
    Jane stellte eine Frage. »Haben Sie noch Kontakt?«
    »Ja, ja …«
    »Und weiter?«
    »Es gibt den Weg«, sagte er mit einer Stimme, die neutral klang. »Ja, es gibt ihn. Sie kann die Zeiten überbrücken. Man hat ihr die Macht gegeben.«
    »Sehr gut«, lobte Jane. »Können Sie mir den Weg nennen? Wissen Sie ihn?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Der Spiegel.« Fischers Stimme wurde lauter. »Es ist der Spiegel, nur er kommt infrage. Er ist der Weg zwischen den Zeiten. Auf der einen Seite lebt die Vergangenheit, auf der anderen wir, die Gegenwart. Und man kann sie überbrücken.«
    Jane Collins sagte nichts mehr. Aber sie war auch nicht besonders überrascht. Sie hatte sich so etwas Ähnliches gedacht. Sie wollte noch ein paar Fragen stellen, wurde jedoch abgelenkt, weil Eric Fischer sich bewegte. Er wollte nicht mehr auf dem Bett bleiben. Sein Gesicht blieb als Fratze bestehen, als er die Beine über den Bettrand schwang.
    »Was haben Sie vor?«
    Er verließ das Bett und blieb daneben stehen. »Ich muss es wagen. Ich muss es ausnützen.«
    »Und was bitte?«
    »Meine Chance, meine große Chance.«
    »Was ist das?«
    Er machte eine wilde Handbewegung. »Ich weiß nicht, was es genau ist. Aber ich kann zu ihr. Ich kann zu Osana, sie hat mich ausgesucht, als sie im Wasser war. Da habe ich sie gesehen, ihr Gesicht gesehen, das eine Fratze war. Ich muss nun zu ihr, alles andere ist unwichtig. Nur sie zählt.«
    »Und wie wollen Sie das schaffen?« Jane kannte die Antwort schon, hatte die Frage aber trotzdem gestellt.
    »Es ist der Spiegel.«
    »Ja, okay, das ist er. Aber er nimmt nicht jeden.«
    »Mich schon. Ich will hin. Ich muss hin. Ich sehe anders aus, und jetzt muss ich darunter nicht mehr leiden, jetzt weiß ich, dass ich auf die andere Seite gehöre.«
    In Janes Kopf überschlugen sich die Gedanken. Sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Sie hatte jetzt mit zwei Problemen zu kämpfen. Zum einen fehlte ihr John Sinclair, und zum anderen wusste sie nicht, ob sie Eric Fischer laufen lassen sollte. Sie selbst war nicht mehr so stark. Sie konnte sich nicht mehr als Hexe ansehen. Diesmal hatte sie ihre latenten Kräfte nicht abrufen können.
    Die andere Seite war stärker, und sie hatte es geschafft, einen Menschen zu sich zu holen.
    Jane stand vor dem Spiegel. Wenn Eric Fischer hineingehen wollte, musste er sie zur Seite drängen.
    Fischer hielt an. Er nickte Jane zu. »Bitte, machen Sie den Weg frei.«
    »Wollen Sie wirklich in den Spiegel hinein?«
    »Das sehen Sie doch. Ich muss es tun.«
    »Aber Sie sind noch ein Mensch und …«
    »Ich habe einen neuen Weg vor mir. Gehen Sie zur Seite. Ich will endlich weiter.«
    Jane zögerte noch. War der Spiegel wirklich der Königsweg? Sie wollte es nicht auf eine Auseinandersetzung ankommen lassen und nickte ihm zu. Schweigend trat sie zur Seite.
    Er ging vor. Er beachtete Jane Collins nicht mehr. Für ihn zählte nur noch der Spiegel.
    Es ging hin – und er ging auch hinein. Was Jane Collins nicht vergönnt gewesen war, das konnte er jetzt tun. Er betrat den Spiegel, als wäre er eine offene Tür, hinter der ein Gang lag. Jane Collins schaute auf seinen Rücken. Sie sah ihn gehen, und sie sah auch, dass sich seine Umrisse immer mehr auflösten. Es war nichts zu hören, nur zu sehen, aber auch das blieb nicht mehr lange, dann war der Körper verschwunden …
    ***
    Jane Collins stand auf dem Fleck. Sie schaute nach vorn, sie sah
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