Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1836 - Fratze des Unheils

1836 - Fratze des Unheils

Titel: 1836 - Fratze des Unheils
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
auch nicht, womit sie den Mann hätte trösten können. Dafür richtete sie ihren Blick wieder auf den Spiegel.
    Er hatte sich in seiner Fläche nicht verändert. Es gab kein Zeichen von John Sinclair und auch keines von der Hexe.
    Hexe?
    Jetzt ging Jane nicht mehr so einfach über diesen Begriff hinweg, und das hatte seinen Grund. Sie erinnerte sich daran, dass es eine Zeit gegeben hatte, in der sie mal als Hexe hatte existieren müssen. Das war vorbei, aber so ganz nicht. Tief in ihrem Innern steckten noch ein paar Hexenkräfte, die sich nicht so ganz hatten vertreiben lassen. Sie war sogar in der Lage, mit ihnen zu spielen und sie einzusetzen.
    Als Hexe fühlte sich Jane Collins nicht. Aber sie wusste, dass sie es wieder werden konnte, wenn es sein musste. Zwar nicht voll und ganz, aber doch zu einem Teil.
    Hexe gegen Hexe?
    Das musste nicht sein. Sie konnte auch versuchen, die andere für sich zu gewinnen.
    »Wo können wir sie wohl finden?«, fragte sie mit leiser Stimme.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Haben Sie keinen Kontakt?«
    »So ist es. Und ich will auch keinen.«
    »Das würde ich nicht so sagen.«
    »Wieso?«
    »Ich kann mir vorstellen, dass wir die Hexe noch brauchen. Und zwar, um John Sinclair zurückzuholen.«
    »Ehrlich?«
    »Sonst hätte ich es nicht gesagt.«
    »Und Ihnen bleibt die Welt hinter dem Spiegel wirklich verschlossen?«
    »Bis jetzt schon.«
    »Aber Sie könnten es noch mal versuchen.«
    »Ja, das könnte ich.« Jane lächelte etwas verzerrt.
    Eric Fischer sagte nichts mehr. Er überlegte und sah Jane Collins dabei an. Dass sie lächelte, wunderte ihn schon, aber er sagte nichts dazu. Er war froh, nicht allein zu sein. Die Detektivin gab ihm noch immer Hoffnung, die Fratze, in die sich sein Gesicht verändert hatte, wieder loszuwerden.
    »Woran denken Sie jetzt?«, fragte er.
    »Das kann ich Ihnen sagen, ich suche nach einer Chance.«
    »Und?«
    »Im Moment sehe ich sie noch nicht. Aber ich werde auch nicht aufgeben, darüber nachzudenken.«
    »Ja, das ist gut. Es kann sein, dass ich Ihnen helfen muss.«
    »Bitte«, sagte Jane.
    »Als es mich erwischte, bin ich auf dem See gewesen. Wäre das nicht ein Vorschlag?«
    Jane nahm eine andere Sitzposition an und schlug die Beine übereinander. Dann sagte sie mit leiser Stimme: »Und jetzt meinen Sie, dass wir auf den See fahren sollten?«
    »Es war nur ein Vorschlag.« Er senkte den Blick. »Ich weiß ja nicht, wie sich die Dinge noch entwickeln und überhaupt eine Aussicht auf Erfolg besteht. Das macht trübsinnig.«
    Jane winkte ab. »So weit soll es nicht kommen, aber ich gebe Ihnen recht. Es muss etwas geschehen. Wenn wir auf den See fahren, dann sind wir meiner Ansicht zu weit von diesem Spiegel weg, denn Sie dürfen nicht vergessen, dass es hier passiert ist.« Jane schüttelte den Kopf. »Ich gehe noch immer davon aus, dass der Spiegel eine wichtige Funktion hat.«
    »Ja, ich denke auch so. Nur ist im Moment davon nichts mehr zu merken.«
    »Leider.« Jane dachte weiter. »Wie kann ich es schaffen, hier etwas zu verändern?« Sie überlegte hin und her, ohne dass sie eine Lösung fand. Es gab nur die eine Option, es selbst zu versuchen, und das in all der gewohnten Art und Weise.
    Hingehen, die Hand ausstrecken, über die Spiegelscheibe streichen und dann …?
    Sie wollte nicht länger darüber nachdenken und stand auf. Das tat sie mit einer zackigen Bewegung, sodass Eric Fischer aufmerksam wurde.
    »Was haben Sie denn jetzt vor?«, fragte er.
    »Das werden Sie schon sehen.«
    Jane kümmerte sich nicht mehr um ihn. Sie näherte sich dem Spiegel und dachte wieder an die latenten Hexenkräfte, die noch immer in ihr steckten. Es gelang ihr, sie manchmal zu aktivieren, aber da mussten schon gewisse Dinge zusammenkommen. Sie musste sich in Gefahr befinden, dann klappte es.
    Aber jetzt?
    Nein, hier gab es keine Gefahr.
    Dicht vor dem Spiegel blieb sie stehen.
    Und dann startete sie trotz allem den Versuch. Diesmal nahm sie beide Hände und drückte sie dagegen. Sie wollte spüren, ob sich etwas in der Spiegelfläche veränderte, das nicht zu sehen, aber schon noch zu fühlen war.
    Nichts.
    Jane ärgerte sich, aber sie nahm die Hände nicht weg, sondern versuchte es auf eine andere Weise. Sie wollte ihre Kräfte mobilisieren, denn sie setzte darauf, dass die andere Person eine Hexe war und diesen seltsamen Hilferuf auch wahrnahm.
    Vom Bett meldete sich Eric Fischer.
    »Jane Collins?«
    »Ja, was ist?«, fragte sie verärgert.
    »Ich spüre
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher