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1826 - Die Schrottsammler

Titel: 1826 - Die Schrottsammler
Autoren: Unbekannt
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ich gegen ein unsichtbares Hindernis, das so hart war wie ein Felsen. Ich war verwirrt. Mit meinen Händen tastete ich die unsichtbare Wand ab. Ich bewegte mich seitlich. Vielleicht gab es irgendwo eine Lücke.
    Bei der Suche stellte ich fest, daß die Wand kreisförmig war. Ich bewegte mich einmal im Kreis, bis ich wieder an der Stelle war, an der ich das Hindernis zum ersten Mal gespürt hatte.
    Der Rückweg war also auch versperrt.
    Ich blickte genauer hin. Ein sanftes Flimmern war zu erkennen, wie man es manchmal im Sommer beobachten konnte, wenn die Sonne hell strahlte und alles aufheizte.
    Was hatte das zu bedeuten?
    Dann fiel mir ein Satz meines Vatermutters ein, den ich gehört hatte, als ich noch ganz klein gewesen war. Damals hatte ich ihn nicht verstanden.
    Sie arbeiten mit heimtückischen Fallen, mit flimmernden Strahlen, die dich einfangen, und mit unsichtbaren. Wänden.
    Sie - die Räuber! Die Maoten!
    Ich wollte es nicht glauben, aber ich war in eine Falle gegangen.
    Cerkasch! Wie konnte ich ihm jetzt noch helfen? Wahrscheinlich war das unmöglich. Aber resignieren wollte ich auch nicht.
    „Na, Dicker, wie gefällt dir das?" ertönte es in meiner Sprache.
    Die knarrende Stimme kam ganz aus der Nähe. Hinter einem großen Baum traten zwei Gestalten hervor.
    Ich wußte natürlich sofort, daß es sich um Maoten handelte, auch wenn ich sie zum ersten Mal aus der Nähe sah.
    Sie waren nicht so groß wie ich. Ihre Körper waren von schwarzen Kleidungsstücken bedeckt. Wo die Haut offen lag, war auch sie tiefschwarz. Die Gestalten bewegten sich auf zwei kräftigen Beinen. Ihre Bäuche waren Kugeln, die Köpfe erinnerten mich an Bohnen.
    „Es gefällt mir überhaupt nicht", antwortete ich. „Ich möchte meine Freiheit zurück. Mein Bruder schwebt in Lebensgefahr. Ich muß ihm helfen."
    Die beiden stießen seltsame Geräusche aus, die wie ein heiseres Husten klangen. Erst viel später erfuhr ich, daß es sich dabei um ein höhnisches Lachen handelte.
    „Daraus wird nichts, Dicker. Dein Leben wird sich ab heute sehr verändern. Bis jetzt bist du nutzlos durch die Wälder und Wiesen gestolpert. Von nun an wirst du dafür sorgen, daß sich das Leben anderer Wesen verlängert und in angenehmeren Bahnen verläuft."
    Aus den Berichten meiner Vorfahren wußte ich, was damit gemeint war, auch wenn die Überlieferungen widersprüchlich und unvollständig waren.
    Das Gefährt, das ich schon zweimal hatte beobachten können, schwebte heran. Eine unsichtbare Kraft hob mich in die Höhe und beförderte mich ins offene Heck des Fahrzeugs. Eine Klappe schloß sich, und ich saß im Dunkeln.
    Ich wußte nun, daß ich meine Heimat nie wiedersehen würde.
     
    3.
     
    An einer leichten Schaukelbewegung konnte ich feststellen, wie sich das Gefährt bewegte. Dann erfolgte ein kleiner Ruck. Wir hielten.
    Geräusche klangen von draußen nicht herein, aber über meinem Kopf flammte ein kleines Licht auf. Ich blickte mich um.
    Der Raum war nicht besonders groß und sehr niedrig. Er bot vielleicht vier oder fünf Raubynern Platz.
    Ich war der zweite Gefangene. In einer Ecke kauerte ein Artgenosse. Erlag verkrümmt auf dem Boden mit abgewandtem Gesicht. Ich kroch zu ihm hinüber und drehte ihn um.
    „Heh!" rief ich. „Wach auf! Wer bist du?"
    Er rührte sich nicht. Sein Gesicht war verzerrt. Es war mir unbekannt.
    Ich untersuchte den Reglosen und stellte fest, daß er tot war. Sein Körper war aber noch warm. Viel Zeit konnte seit dem Eintritt des Todes also nicht vergangen sein.
    Vielleicht war sein Herz vor Schreck stehengeblieben, als die Maoten ihn eingefangen hatten, vielleicht hatten sie das nicht einmal bemerkt. Denn mit einem toten Raubyner konnten sie doch nichts mehr anfangen.
    Ein leises Knistern lag plötzlich in der Luft. Neben mir erschien aus dem Nichts ein weiterer Raubyner.
    Es war Cerkasch, mein Bruder.
    Er fiel zu Boden und blieb reglos liegen. Sofort war ich bei ihm.
    Sein Atem ging flach, aber er war ohne Besinnung.
    Die Schale mit dem Göttersaft befand sich noch in meinem Beutel. Ich holte sie hervor und entfernte das Abdeckblatt. Mit einer Hand öffnete ich seinen Mund, mit den anderen tröpfelte ich behutsam die kostbare Flüssigkeit auf seinen Gaumen. Automatisch schluckte er sie hinunter.
    Ich setzte die Prozedur fort, bis die Schale leer war.
    Wenig später rührte sich Cerkasch. Er erhob sich und blickte sich um.
    „Wo sind wir? Was ist geschehen?"
    Ich sagte es ihm.
    „Du bist ein Idiot, Bruder
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