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1826 - Die Schrottsammler

Titel: 1826 - Die Schrottsammler
Autoren: Unbekannt
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begehrten Jisszwiebeln, die nur in den Geröllhalden gediehen.
    Ich bevorzugte schon immer Gaukonüsse, und die fand ich nur im Tal an den Büschen, die zwischen dem hohen Gras wuchsen.
    „Sei gegrüßt, Bruder Cerkasch!" rief ich ihm zu.
    Er eilte mir entgegen, und wir umarmten uns.
    „Was gibt es Neues?" fragte er.
    Es war ganz natürlich, daß die Begegnung mit einem Artgenossen zu einem Informationsaustausch benutzt wurde.
    „Ich weiß nichts", entgegnete ich. „Ich habe seit vielen Tagen die Berge nicht verlassen. Meine Vorräte gehen allmählich zur Neige. Ich muß neue Nahrung finden und ein wenig für den Winter vorsorgen."
    „Mir wäre es da oben zu kalt." Cerkasch lachte und deutete auf den Berg, dessen Gipfel von ewigem Schnee bedeckt war. „Ich lebe lieber im Tal. In den Wäldern finden uns die Maoten nicht so leicht."
    „Aber da oben kommen sie gar nicht hin." Jetzt lachte ich.
    Er hockte sich auf den Boden und fing an zu graben. Tatsächlich fand er schon nach kurzer Zeit einen ganzen Bund von Jisszwiebeln. Sorgfältig entfernte er die Reste des Erdreichs und begann dann genüßlich mit dem Verzehr.
    „Auch eine?" Er hielt mir mehrere Zwiebeln hin.
    „Nein, danke!" Ich hob abwehrend eine Hand. „Du weißt, daß ich Nüsse und Körner bevorzuge."
    „Dann werde ich dir etwas erzählen, Bruder Varquasch. Ich weiß es von unserem Onkel Jakatan. Du erinnerst dich bestimmt an ihn. Er ist vielleicht der aufmerksamste und erfahrenste lebende Raubyner überhaupt."
    „Natürlich erinnere ich mich an ihn, aber ich habe ihn schon viele Jahre nicht mehr getroffen."
    „Jakatan war unten im Süden, wo früher Lingquaschs Stamm lebte", berichtete Cerkasch. „Er hat schlechte Nachrichten mitgebracht. Die Maoten verwenden eine neue Methode, um uns aufzuspüren. Sie bringen Geräte mit, mit denen sie unsere Spur wahrnehmen. Jakatan glaubt, daß diese Geräte die Duftstoffe registrieren, die wir ständig absondern. Womöglich können sie sogar genau feststellen, wie alt eine Spur ist.
    Wenn sie eine frische Fährte finden, dann haben sie den Verursacher schnell entdeckt. Vor hundert Tagen landete dort ein Raumschiff. Und innerhalb von nur zwei Tagen schnappten sich die Räuber über fünfzig Raubyner."
    „Das ist ja schrecklich." Ich erschauderte. „Was kann man gegen das Suchgerät unternehmen?"
    „Ich weiß es nicht. Aber du solltest die Warnung an alle weitergeben, die du triffst. Vielleicht fällt einem etwas ein, wie man den Räubern ein Schnippchen schlagen kann. Auch Jakatan war ratlos."
    Er beendete seine Mahlzeit.
    „Komm!" forderte er mich auf. „Wir gehen zusammen hinunter ins Tal. Ich kann dir ein paar Stellen zeigen, wo sich große Mengen von Gaukanüssen kurz vor der Reife befinden. Sie müßten ideal für deinen Wintervorrat sein."
    Wir kletterten den Hang hinunter und erreichten die Ebene.
    „Hast du schon einmal über Nachwuchs nachgedacht?" fragte Cerkasch etwas unvermutet.
    „Natürlich. Aber noch brauche ich meinen Beutel für das Einsammeln von Nüssen und Körnern. Ich müßte die Bergwelt verlassen und im Tal leben. Da dort nach meiner Meinung die Gefahr, von den Maoten geschnappt zu werden, aber viel größer ist, ziehe ich es vor, auf Nachwuchs zu verzichten."
    „Man kann so oder so darüber denken", wich er aus.
    Damit wollte er wohl andeuten, daß er meine Auff assung zwar respektierte, aber nicht teilen konnte.
    „Jakatan hat noch etwas anderes erzählt." Er wechselte geschickt das Thema. „Er hat zwei Raubyner getroffen, die die Maoten wieder zurück in die Heimat gebracht hatten."
    „Hoppla", sagte ich. „Das klingt ja unglaublich."
    „Die beiden waren krank. Sie konnten weder Nachwuchs erzeugen, noch arbeiteten ihre Körperdrüsen.
    Sie waren damit nutzlos für die Maoten. Interessant ist dennoch, was sie zu berichten wußten."
    „Du machst mich neugierig."
    „Die Maoten werden bekanntlich die Schrottsammler von Bröhnder genannt. Sie sind extrem gierig und versuchen, alles in ihren Besitz zu bringen. Und was sie einmal haben, geben sie nicht mehr her."
    „Aber sie haben zwei von unserem Volk freigelassen. Das widerspricht sich doch. Oder wie soll ich das verstehen?"
    „Die Freilassung hatte einen guten Grund. Die Maoten erhofften sich, daß die beiden Kranken hier wieder genesen. Im übrigen handelt es sich nur um eine kleine Gruppe der Maoten, die sich mit der Raubynerzucht und dem Handeln mit uns beschäftigt. Die Masse gehört zu den Schrottsammlern von
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