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1826 - Die Schrottsammler

Titel: 1826 - Die Schrottsammler
Autoren: Unbekannt
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hingen über den Rand des Topfes hinaus.
    Sie waren in ständiger Bewegung.
    „Macht Platz dem Hohen Vogt!" rief der Versteigerer.
    Ich ahnte, daß es sich um einen besonders wichtigen Kunden handelte.
    Dicht vor dem Podest schob sich die Kugel noch weiter aus dem Topf.
    „Ich begrüße dich, Maote Ceulimm", erklang eine schleimige und nur schwer verständliche Stimme. Sie mußte aus dem Topf oder aus der rosafarbenen Kugel kommen. „Ich nehme dieses Tier. Hat es schon einen Namen?"
    Der Maote blickte auf eine Liste und antwortete: „Auch ich begrüße dich, Edler Vogt. Es ist eine besondere Ehre für uns, dir eins unserer besten Exemplare überreichen zu dürfen. Wir haben es auf den Namen Varquasch getauft. Du kannst das Tier mitnehmen. Der Preis ist der übliche. Du kannst das mit Liuhum regulieren."
    Das Kugelwesen in dem Topf rief seinen Zwergen etwas in einer für mich unverständlichen Sprache zu.
    Ich meinte plötzlich, daß es mir das Gehirn zu zerreißen schien. Die Umgebung verschwand. Ich wurde nicht besinnungslos, aber alles lag im Dunkeln. In meinem Inneren zerrte etwas an jeder Faser. Die Schmerzen wurden immer größer. Schließlich verlor ich doch das Bewußtsein.
    Wann ich danach erwachte, konnte ich nicht sagen. Aber ich fühlte mich relativ gut.
    Die erste Veränderung, die ich feststellte, waren ein dicker Schlauch, der an die Unterseiie meines Körpers lief und sich dort in acht kleine Schläuche aufteilte. Die wiederum endeten in Saugnäpfen, die über meine Körperdrüsen gestülpt worden waren. Ich spürte einen leichten und sehr unangenehmen Sog, und ich wußte, was das bedeutete.
    Sie saugten das Sekret ab, um daraus Liquorac herzustellen.
    Ich blickte mich um.
    Da war ein heller Raum mit künstlicher Beleuchtung. Und ein Käfig. Darin lag ich. Der Schlauch führte nach draußen zu einem kastenförmigen Gerät. In meinem Käfig lag etwas Stroh.
    Das war alles.
    Ich ahnte, daß ich den Rest meines traurigen Lebens hier verbringen sollte.
    Cerkasch hatte recht gehabt. Das war schlimmer als der Tod. Jetzt wünschte ich mir auch, sterben zu können.
    Ich ahnte nicht, daß alles ganz anders und vor allem noch schlimmer kommen würde.
     
    *
     
    Nach etwa zwei Tagen betraten zwei Wesen den Raum. Es handelte sich um’ die buntgekleideten Zwerge, die den Hohen Vogt bei der Versteigerung begleitet hatten. Einer von ihnen warf eine Handvoll Körner in meinen Käfig, der andere leerte die Sammelbecher aus der Liquorac-Maschine in einen mitgebrachten Behälter. Ohne ein Wort zu sagen, verließen sie mich wieder.
    Dieser Vorgang wiederholte sich sehr oft. Ich zählte die stummen Besuche nicht und versank immer mehr in Gleichgültigkeit und Stumpfsinn.
    Aber eines Tages kam ein anderes Wesen, begleitet von sieben bunten Zwergen. Es tippelte auf etwa zwanzig kleinen Beinen. Sein Körper war kugelförmig und besaß eine hellrote Farbe.
    Trotz meiner Apathie erkannte ich die Ähnlichkeit mit dem Wesen aus dem Topf. Oder handelte es sich gar um den Hohen Vogt?
    Das Kugelwesen befahl etwas in der unbekannten Sprache. Schleunigst verließen die Zwerge den Raum.
    Das Kugelwesen mit den vielen kleinen Beinen trat an den Rand des Käfigs.
    „Varquasch", sagte es mit seiner schleimigen Stimme, und ein kleines Gerät übersetzte alles in meine Sprache. „Ich weiß, daß du mich hören und verstehen kannst. Vor dir besaß ich schon zwei andere Raubyner.
    Mit ihnen habe ich mich gelegentlich unterhalten. Wenn du nicht weißt, wer ich bin, dann nenn mich einfach Hoher Vogt."
    Er sagte das in einem Plauderton, als spräche er mit einem guten Freund. Ich zog es vor, nicht zu antworten.
    „Du weißt nicht", fuhr der Hohe Vogt fort, „wie gut es dir geht. Normalerweise foltern die Besitzer von Raubynern ihre Tiere, weil das die Absonderung des Liquorac-Sekrets anregt. Ich verzichte darauf, weil ich der einzige bin, für den du arbeitest. Ich bin kein Unhold, und ich möchte, daß wir so etwas wie Freunde werden.
    Natürlich braucht das niemand zu wissen, denn man könnte es als eine Schwäche deuten. Nun, wie sieht es aus?
    Willst du mit mir sprechen?"
    „Ich bin kein Tier!" platzte es aus mir heraus.
    „Das weiß ich. Aber jedermann hält dich und deine Artgenossen dafür. Wenn es keine Raubyner gäbe, dann wäre ich wahrscheinlich schon lange gestorben. Ich weiß also sehr genau, was ich deinem Volk zu verdanken habe."
    „Dann weißt du auch, welch grausames Leben die Gefangenen führen?"
    „Natürlich,
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