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1819 - Der vergessene Templer

1819 - Der vergessene Templer

Titel: 1819 - Der vergessene Templer
Autoren: Jason Dark
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umso wuchtiger kamen sie mir vor. Ein Bollwerk mit dem Namen Sinclair, das allerdings auch ein Tor aufwies, auf das ich zusteuerte. Es war natürlich nicht mehr das alte Tor, es war mehr ein Durchlass, der bei der Zerstörung der Burgmauern entstanden war.
    Das kannte ich, und das würde sich auch jetzt nicht geändert haben.
    Ich sah den Eingang. In der Mauer fehlte ein großes Stück. Durch diese Lücke konnte jeder den Burghof betreten, auf dem niemand mehr arbeitete und Unkraut jätete oder andere gärtnerische Arbeiten durchführte.
    Hier konnte alles so wachsen, wie es wollte. Da war so mancher Stein längst überwuchert worden.
    Ich war auf den Burghof getreten und hatte mir alles in Ruhe anschauen können. Ich wusste, dass ich hier auf den Ritter treffen würde, und da würde einiges klargestellt werden, das jedenfalls war meine große Hoffnung.
    Ich dachte darüber nach, wie ich mich melden sollte, ob forsch oder leise, als ich die Stimme hörte. Sie klang ganz in meiner Nähe auf und sagte einen bestimmten Satz.
    »Wenn jemand ihn aufhalten kann, dann nur ein bestimmter Sinclair.« Es folgte eine kleine Pause, dann folgte der Rest.
    »Nämlich John Sinclair …«
    ***
    Ich blieb nicht nur innerlich ruhig, sondern auch äußerlich. Natürlich war ich nicht von dem Ritter angesprochen worden, das wäre anders erfolgt.
    Aber es war eine fremde Stimme gewesen, und sie hatte sich nicht sehr jung angehört.
    Ich hatte mich noch nicht bewegt, als ich fragte: »Sie kennen mich?«
    »Ja.«
    »Woher?«
    »Ach, fragen Sie doch nicht, John. Sie waren doch schon mal hier.«
    »Richtig.«
    »Eben. Und da habe ich Sie gesehen.«
    »Und habe ich Sie auch gesehen?«, fragte ich.
    Es folgte ein leises Lachen. »Das kann ich nicht genau sagen. Möglich ist es schon, aber wir haben nie miteinander gesprochen, wenn ich mich recht erinnern kann.«
    »Aber jetzt schon.«
    »Sicher.«
    Ich hörte hinter mir Schritte und drehte mich um. Es war nicht der Ritter, der auf mich zukam, sondern ein älterer Mann, der einen langen Mantel trug und einen Hut aufgesetzt hatte.
    Als er näher kam und ich mir sein Gesicht anschaute, da war mir klar, dass ich mich nicht mehr an ihn erinnern konnte. Ich hatte ihn wohl noch nie gesehen.
    Er nickte mir zu.
    Ich nickte zurück. Dabei fragte ich: »Haben Sie auch einen Namen?«
    »Sicher. Ich heiße Lester Corman.«
    Auch den Namen hatte ich noch nie gehört. »Nun ja, mich kennen Sie ja, Mister Corman.«
    »Wie könnte ich Sie vergessen, Mister Sinclair? Sie haben hier einiges hinterlassen, aber Sie haben nicht alles löschen können. Es gibt jemanden, der die Sinclairs hasst.«
    »Und wer ist das?«
    »Ja, er hat auch einen Namen. Er heißt Frederic Armando Diaz.«
    Jetzt war ich sprachlos. Ich dachte über den Namen nach, den mir schon der Pfarrer genannt hatte, zerbrach mir den Kopf, aber ich fand keine Verbindung zwischen ihm und mir. Das fiel auch Lester Corman auf.
    »Sie scheinen überrascht zu sein.«
    »Und ob ich das bin. Ich habe nie etwas mit diesem Diaz zu tun gehabt.«
    »Das glaube ich Ihnen.«
    »Wunderbar. Dann muss er mich nicht hassen. So einfach ist es.«
    Corman schüttelte den Kopf. »So einfach ist es eben nicht.«
    »Gut, dann erklären Sie es mir.«
    »Deshalb bin ich hier.«
    Lester Corman hatte bisher sehr ernst gesprochen, sodass ich davon ausging, dass er mich nicht hinters Licht führen wollte. Er warf mir noch mal einen Blick zu und zeigte ein schmales Lächeln.
    »Um die Dinge zu begreifen, müssen Sie sich einige Jahrhunderte zurückversetzen.«
    »Aha.«
    »Und zwar zu den Zeiten der Templer, die Ihnen als einer der Sinclairs nicht unbekannt sein dürfte. Oder irre ich mich da?«
    »Nein, Sie irren sich nicht.«
    Corman nickte und sagte dann: »Sie wissen sicherlich, dass die Templer sehr mächtig waren, und das über Jahrhunderte hinweg.«
    »Ist mir bekannt.«
    »Sehr gut, Mister Sinclair. Aber diese Zeiten können Sie vergessen. Wir bewegen uns am besten in Regionen, als sich Kirche und die Herrschenden zusammentaten, um die Templer zu jagen. Man ging gnadenlos gegen sie vor. Unzählige Templer kamen ums Leben, anderen gelang die Flucht in alle vier Winde. Es gab auch welche, die nach Norden flohen, und zwar hierher in dieses Land. Das ist eine Tatsache.«
    »Die ich nur unterstützen kann.«
    »Sehr gut.« Lester Corman lächelte. »Die Templer fanden hier eine neue Heimat, in der sie sich wohl fühlten. Aber sie merkten auch, dass dieses Land sehr karg war.
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