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1819 - Der vergessene Templer

1819 - Der vergessene Templer

Titel: 1819 - Der vergessene Templer
Autoren: Jason Dark
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Dunkelheit. Er war von verschiedenen Seiten her einsehbar, und es gab eigentlich keinen besseren Platz, um mich zu entdecken.
    Aber ich blieb allein. Ich hörte den Wind, ich sah den hellen Schimmer auf den Mauern, aber es erschien kein Ritter. Kein Templer, der vergessen worden war und sich jetzt wieder zeigte, um seine große Abrechnung zu beginnen. Einige Sinclairs hatte er schon auf dem Gewissen. Das musste aufhören, deshalb wollte ich ihn mir holen.
    Wenn er kam.
    Aber er kam nicht.
    Das Warten wurde zu einem Nervenspiel. Ich blieb auch nicht auf der Stelle stehen und drehte meine Runden, um in Bewegung zu bleiben. Dass ich dabei nicht lautlos ging, lag auf der Hand. Unter meinen Sohlen wurden immer mal wieder kleine Steine zertreten.
    Wann kam er?
    Dass er da war, wusste ich. Dass er mich nicht länger am Leben lassen konnte, war auch klar. Also musste er irgendwann erscheinen, um die Dinge zum Abschluss zu bringen.
    Ich sah ihn nicht, ich hörte ihn nicht. Es war überhaupt nichts Verdächtiges zu hören, aber ich dachte auch nicht daran, Sinclair Castle zu verlassen. Zwar konnte ich nicht in die Zukunft schauen, aber ich glaubte nach wie vor, das Richtige getan zu haben.
    In die kahlen Räume hineingehen, die es noch gab, das wollte ich nicht. Einige waren noch relativ gut erhalten, obwohl die Natur sie auch erobert hatte. Die Wände hätten mir einen gewissen Schutz gegeben, auf den ich jedoch gern verzichtete, denn ich wollte, dass sich der vergessene Templer endlich zeigte.
    Und den Gefallen tat er mir.
    Ich hörte plötzlich ein Geräusch, aber niemand hätte mich nach einer genauen Beschreibung fragen dürfen. Vielleicht war es ein Kratzen oder Schleifen, und es zwang mich dazu, meinen Kopf anzuheben und in eine bestimmte Richtung zu schauen, nämlich auf eine der Mauern.
    Ich blickte hin – und spürte, dass mein Herz schneller schlug.
    Der vergessene Templer war da!
    ***
    Er stand auf der Mauerkrone und schaute in die Tiefe. Er sah mich, denn ich war nicht zu übersehen, weil ich den Mittelpunkt des Burghofs bildete.
    Und ich hatte das Gefühl, dass das Finale begonnen hatte. Dass der Templer nicht mehr fliehen wollte oder auch konnte. So genau wusste ich das nicht.
    Ich tat nichts. Meine Waffe ließ ich stecken. Ich wollte ihn durch keine Bewegungen provozieren oder auch nur nervös machen. Er sollte seinen Plan durchziehen, dann war es okay.
    Es passierte nichts. Wir standen uns gegenüber. Er auf der Mauer, ich auf dem Hof. Von seinem Gesicht sah ich nichts, weil der Helm es tatsächlich verdeckte. Als Waffe besaß er sein Schwert, eine weitere entdeckte ich nicht an ihm.
    Er kam nicht von seiner verdammten Mauer herunter. Er schaute nur.
    Ich fragte mich, ob er wohl sprechen konnte. Das kam darauf an, wie man ihn hatte überleben lassen. Als einen normalen Menschen oder nur als Geist.
    Er hatte sich nicht bewegt, ich bisher auch nicht, aber das änderte sich, denn ich ging jetzt zur Seite. Ich bewegte mich so, dass ich ihn im Auge behalten konnte. Wenn ihm etwas an mir lag, dann musste er jetzt reagieren. Ich hoffte, dass er in den Burghof springen und sich zum Kampf stellen würde.
    Das tat er nicht.
    Ohne dass ich es eigentlich wollte, war ich zum Ausgang gegangen. Ich hätte den Bereich der Burg locker verlassen können. Es war auch kein schlechter Test, und kurz vor dem Durchlass drehte ich mich noch mal um.
    Da war der Templer von der Mauer verschwunden. Ich hatte das Nachsehen und kam mir vor wie jemand, den man permanent an der Nase herumführte. Wut stieg in mir hoch und ich wollte schon einen Fluch ausstoßen, als ich ihn wieder sah. Und zwar genau dort, wo die Mauer auf den Turm traf.
    Dort stand er!
    Und bei ihm hatte sich nichts verändert. Er hatte nur seine Waffe etwas gedreht, sodass die Spitze jetzt auf mich zeigte. Sie erinnerte mich an eine Herausforderung.
    Der Templer stand an einer guten Stelle. Dort war die Mauer ziemlich breit, das sah ich selbst aus meiner Perspektive. Er winkte mit seinem Schwert, was ich als eine Einladung ansah, die ich auch nicht ausschlagen wollte.
    Ich gab mir einen Ruck und machte mich auf den Weg. Wenn er den Kampf wollte, dann sollte er ihn auch bekommen. Und wenn es auf der Mauer einer Burgruine war …
    ***
    Nicht nur ich sah den Templer, es gab noch zwei Menschen, die ihn beobachteten. Die beiden saßen allerdings Tausende Meilen entfernt und schauten auf einen besonderen Bildschirm.
    Es war der Würfel des Heils.
    Godwin de Salier hatte ihn
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