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1817 - Der Nachtmahr

1817 - Der Nachtmahr

Titel: 1817 - Der Nachtmahr
Autoren: Jason Dark
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verschwunden ist. Mehr kann ich nicht sagen. Sie müssen warten, bis sich die Geschichte wiederholt.«
    »Und wann könnte das sein?«
    Ich winkte ab. »Das weiß ich leider nicht.«
    Ihr Blick fing an zu zittern. »Sie meinen, dass er mich wieder durch die Wohnung hier jagt?«
    »Es ist nicht ausgeschlossen. Dann muss ich Ihnen noch eines sagen. Sie müssen etwas geweckt haben.«
    »Ja, das muss wohl so sein.« Sie schaute auf die Flasche mit dem Wodka. »Aber warum gerade ich?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Sie stöhnte auf. Ich hatte ebenfalls keine vernünftige Antwort parat. Wobei das Wort Vernunft auch aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden kann.
    Helen Quest bewegte ihren Kopf. Sie schaute in die verschiedenen Richtungen, als wollte sie diesen Nachtmahr suchen. Aber da war nichts. Nicht in unserer Nähe, denn auch mein Kreuz reagierte nicht. Wäre hier etwas gewesen, dann hätte es sicher reagiert. So aber blieb alles ruhig, was mich allerdings nicht beruhigte.
    Die Frau nickte vor sich hin. »Das ist dann wohl schon alles gewesen. Ich glaube nicht, dass es sich wiederholt.«
    »Das müssen Sie wissen.«
    »Oder haben Sie einen besseren Vorschlag?«
    »Nein, den habe ich nicht.« Ich zuckte mit den Schultern. »Möglicherweise ist es nicht gut, wenn Sie allein schlafen.«
    »Ja, kann sein. Aber was soll ich tun?«
    »Haben Sie eine Freund, bei dem Sie übernachten können? Oder auch Verwandte, die Sie aufnehmen?«
    »Nein, die habe ich nicht.«
    »Auch keine Freundin?«
    »Nur eine Kollegin«, gab sie zu, »aber die wohnt ganz woanders, da müsste ich lange durch London fahren, um sie zu erreichen, und die hätte mich auch ausgelacht. Mit meinem Ex will ich nichts zu tun haben. Er würde mich nur rausschmeißen.«
    »Ja, das wissen Sie besser.«
    »Weiß ich auch.«
    »Und deshalb werden Sie den Rest der Nacht in dieser Wohnung verbringen?«
    »Ja. Wo soll ich sonst hin? Ob ich wirklich schlafen kann, weiß ich nicht. Aber ich kann es mal versuchen. Erst kommt der Traum, danach kommt er.«
    »Sie können ihn wirklich nicht beschreiben?«
    Helen Quest hob ihren Kopf. »Einfach nur widerlich und auch hässlich. Ich kann mich an eine bleiche, bläuliche Haut erinnern. Eine widerliche Nase, deren Nüstern übergroß waren. Ich habe auch Augen gesehen, die rot unterlaufen waren, und dabei aussahen, als wären sie mit Blut gefüllt.«
    »Das haben Sie sehr gut behalten, Mrs Quest.«
    »Sicher, wer mit so etwas konfrontiert wird, der behält es eben. Das ist schicksalsträchtig, will ich mal sagen.«
    »Fiel Ihnen noch was auf?«
    Sie überlegte, schaute mich dabei an und sagte nach einer Weile: »Ja, da ist etwas gewesen.«
    »Und was?«
    »Er hatte keinen Mund, sondern ein Maul. Und dieses Maul stand offen. Da waren seine Lippen wohl zurückgezogen. Ich habe wieder das Blut gesehen, aber auch die beiden Zähne.«
    »Waren sie spitz?«
    »Ich glaube.«
    »Hm – dann könnten Sie sich eventuell vorstellen, einen Vampir gesehen zu haben?«
    Sie zuckte zusammen, sagte aber nichts, sondern starrte mir ins Gesicht. »Einen Vampir?«
    »Ja.«
    »Aber Vampire gibt es nicht.«
    »Gibt es denn Nachtmahre?«
    Helen Quest wollte etwas erwidern, überlegte es sich aber anders und zuckte nur mit den Lippen.
    »Es ist nicht leicht, darauf eine Antwort zu geben. Oder sehe ich das falsch?«
    »Nein.« Sie senkte den Blick. »Es ist bei mir alles sehr seltsam. Ich weiß auch nicht, was ich davon halten soll. Ich weiß nur, dass ich stark sein muss und dass mein Erlebnis der Anfang von etwas noch Schlimmeren sein kann.«
    Das wollte ich nicht unbedingt bestätigen, konnte es aber auch nicht ausschließen.
    Es musste eine Lösung geben. Fakt war, dass Helen Quest etwas Grauenvolles erlebt hatte. Es wäre mit einem Risiko verbunden, sie jetzt allein zu lassen. Wenn der Nachtmahr zurückkehrte, war es besser, wenn sie nicht allein war.
    »Wenn wir eine Etage höher fahren, Mrs Quest, sind wir in meiner Wohnung.«
    »Aha.«
    »Sie könnten dort den Rest der Nacht verbringen, für ein paar Stunden würde die Couch im Wohnzimmer reichen, oder?«
    »Meinen Sie?«
    »Es ist ein Vorschlag. Wir sind so etwas wie Nachbarn. Da muss man sich gegenseitig helfen.«
    Helen Quest schaute mich noch immer an. Plötzlich konnte sie lächeln. Das gab ihrem Gesicht einen völlig anderen Ausdruck. »Ist das ein von Ihnen ernst gemeinter Vorschlag?«
    »Sicher.«
    »Na ja …«, sie lächelte. »Es stimmt schon, eine gute Nachbarschaft
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