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1816 - Der sanfte Henker

1816 - Der sanfte Henker

Titel: 1816 - Der sanfte Henker
Autoren: Jason Dark
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der nächsten Stunde mir gehörst. Ich habe noch nie eine so große Summe für eine Nutte bezahlt.«
    Es war eine böse, eine deklassierende Bemerkung des Kunden, auf dessen Gesicht sich jetzt ein sattes Grinsen zeigte. Für die junge Frau sah es widerlich aus.
    Jamila kniete sich auf das Bett. Sie schaute sich den Kerl an, der sich unruhig bewegte. Er konnte es nicht erwarten, endlich die nackte Person in die Arme zu schließen.
    Jamila hob den rechten Arm. Sie musste nicht lange suchen. Mit einem Griff fand sie das, was in ihrem Haar steckte. Es war eine Feder. Eine helle Feder, versehen mit einem starken Stiel oder Schaft.
    Auch der Kunde hatte sie gesehen. »Was ist das?«, fragte er leicht lauernd.
    »Eine Feder.« Jamila hielt sie hoch.
    Er nickte. »Aha – und?«
    »Ich liebe sie, und ich bin sicher, dass auch du sie lieben wirst. Sie ist ganz normal, aber sie kann auch einmalig sein und dir Wonnen bringen, von denen du bisher nicht mal geträumt hast.«
    Der Mann schluckte. Er wusste nicht so recht, was er dazu sagen sollte. Plötzlich zuckte er zusammen. Gleichzeitig verließ ein Schrei seinen Mund, aber er spürte keinen Schmerz, sondern eine leichte Berührung in der rechten Kniekehle.
    Das hatte die Feder erreicht.
    »Na, gefällt es dir?«, hörte er die Frage.
    Er lachte. »Weiß nicht, ist nicht schlecht. Aber du bist besser.«
    »Das mag sein. Doch wer mich haben will, der muss sich auch mit meinen ungewöhnlichen Vorspielen beschäftigen.«
    »Wieso?«
    »Du willst doch happy sein.«
    »Ja …«
    »Wie heißt du eigentlich?« Spielerisch glitt die Feder über den rechten Fuß des Mannes.
    »Greg ich – ich heiße Greg.«
    »Wie schön, Greg.« Die Feder wanderte weiter und damit immer mehr seinem Oberkörper entgegen. Die Decke verbarg nichts mehr, und da kräuselten sich die Lippen der Frau zu einem spöttischen Lächeln.
    Gregs Beine zuckten. Er ließ sie auch über das Betttuch gleiten, dabei winkelte er sie an. Etwas ändern konnte er nicht. Dieses herrliche Weib hatte er nicht mal berührt. Es machte mit ihm, was es wollte, und kitzelte ihn an bestimmten Stellen.
    »Verdammt noch mal, hör auf.«
    »Nein, ich fange gerade erst an, verstehst du?«
    »Was willst du denn?«
    »Dich.«
    »Aber du hast mich schon.«
    »Ich weiß …«
    Er riss sich zusammen. »Okay, das gehört alles zu deinem Spiel. Es ist mir klar, aber ich habe bezahlt. Ich will auch etwas dazu beitragen. Verstehst du?«
    »Klar.«
    »Dann komm endlich her!«, schrie er, denn er konnte es nicht mehr aushalten. Er wollte endlich dazu kommen, was er sich vorgenommen hatte. Diese Frau war für ihn alles, was sich seine Fantasie bisher ausgemalt hatte. Und sie ließ ihn nicht heran. Sie spielte mit ihm. Er kam sich wie gefesselt vor. Er schaffte es nicht, sich ihr entgegen zu rollen, etwas bannte ihn, aber er sah auch, dass ihr Gesicht sich ihm näherte.
    Dann kniete sie über ihn.
    Er sah ihre Brüste, die dicht vor seinen Augen schaukelten, er wollte sie anfassen, doch die Arme und auch die Hände bekam er nicht hoch. Er sah sie nur, und er sah die Hand mit der Feder, die plötzlich vor ihren Brüsten auftauchte.
    »Nein!«, flüsterte er. »Was soll das? Ich will das nicht mehr. Ich brauche die Feder nicht.«
    »Aber ich.«
    »Verdammt, wofür denn?«
    »Für das Streicheln und für die Folter!«
    Es war der Satz, den sie hatte sagen müssen. Zwei Sekunden später rammte sie den Federkiel in die Brust des Kunden …
    ***
    Die Metropolitan Police war mit einem größeren Untersuchungsgefängnis ausgestattet als wir.
    Ich ließ mich mit dem Lift in die Region fahren. Hier gab es keine Fenster, durch die man nach draußen schaute. Hier gab es auch keine frische Luft. Wer hier atmete, der saugte eben die künstliche ein.
    Der Lift hielt. Das Gittertor konnte ich aufschieben und betrat einen der breiteren Gänge. Die Wände waren braungelb gestrichen, unter der Decke klebten Metallplatten, in die Lampen integriert waren und ihr Licht spendeten.
    Am Ende des Gangs sah ich das Gitter. Dahinter saß einer der Kollegen am Schreibtisch. Die meisten Untersuchungshäftlinge wurden in die Metropolitan Police gebracht. Da war die Umgebung der Zellen viel moderner. Hier deutete alles auf seine Jahre hin.
    Der Kollege kannte mich vom Ansehen her. »Na, mal wieder hier unten, Sir?«
    »Wie Sie sehen.«
    Er nickte. »Der Typ gab keine Ruhe. Ich habe Sie dann angerufen, aber nicht damit gerechnet, dass Sie kommen würden. Dann habe ich wohl das
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