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1816 - Der sanfte Henker

1816 - Der sanfte Henker

Titel: 1816 - Der sanfte Henker
Autoren: Jason Dark
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wieder zusammen. Die Klänge einer weichgespülten Klaviermusik schwebten durch die Halle, in der die Frau stehen blieb und sich suchend umschaute.
    Sie hielt Ausschau nach einer bestimmten Person. Im Moment sah sie den Mann nicht, doch das hatte nicht viel zu sagen. Die Halle war groß, es gab sogar noch einen zweiten Teil, in dem viele Pflanzen standen.
    Jamila lenkte ihre Schritte in diese Richtung. Sie war wohl aufgefallen, zum einen durch ihr Aussehen, zum anderen durch ihren suchenden Blick.
    Der Hotel-Angestellte huschte heran. »Kann ich Ihnen vielleicht helfen, Madam?«
    Sie blieb stehen. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Pardon, aber Sie machen den Eindruck, als würden Sie jemanden suchen.«
    »Nein, das ist es nicht. Ich komme auch gut allein zurecht.«
    »Pardon.« Der Angestellte zog sich zurück. Sein Lächeln war noch da, aber es wirkte jetzt unecht.
    Dass ihr Freund sich hier in der Halle aufhielt, stand für sie fest. Sie musste nur noch in einer bestimmten Richtung suchen, dann war alles klar. Sie ging dorthin, wo die Pflanzen so etwas wie ein Natur-Paradies bildeten. Da standen auch die kleinen Tische mit den Sesseln davor. Das Material sah exotisch aus, war aber künstlich hergestellt worden. Auch hier saßen einige Menschen, die miteinander sprachen, etwas tranken oder auf ihre Smartphones starrten.
    Wenn Jamila gesehen wurde, dann starrte man sie auch an. Sie war eine Frau, die einfach auffallen musste, und sie genoss die Blicke, mit denen man sie abtastete.
    »He, lauf nicht vorbei.«
    Jamila blieb stehen, als sie die weiche Stimme hörte, die ganz in ihrer Nähe aufgeklungen war. Sie schüttelte leicht den Kopf, bevor sie ihn senkte und ihn dabei leicht nach rechts drehte.
    Ja, da saß er.
    Er trug einen hellen Anzug, darunter einen weichen Pullover in einer rehbraunen Farbe. So sahen auch seine Haare aus, die sehr weich auf dem Kopf lagen und einen sehr gepflegten Schnitt zeigten.
    Matthias saß da.
    Ihr Herz klopfte schneller, die Knie wurden ihr weich, und Jamila war froh, sich auf den zweiten Stuhl am Tisch setzen zu können. Auch sie lächelte, aber im Gegensatz zu seinem Lächeln sah das ihre schüchtern aus.
    Matthias war ein toller Mann, wenn auch kein schöner. Aber er hatte etwas. Er wirkte männlich, ohne ein Macho zu sein. Frauen fielen reihenweise auf ihn herein, wenn er wollte. Hin und wieder setzte er diese Eigenschaft auch ein.
    Er war ein stiller Mann.
    Und er war so etwas wie ein Teufel. Ein Kunstgeschöpf. Er war grausam, gnadenlos und unmenschlich. Aber er war auch faszinierend, das wusste besonders Jamila Londry.
    Sie saß neben ihm und himmelte ihn an. Das sah er, das nahm er cool zur Kenntnis und fragte nach einer Weile: »Wie ist es gelaufen?«
    »Perfekt.«
    »Genauer.«
    Sie beugte sich vor. »Er ist tot«, flüsterte sie ihm ins Gesicht. »Reicht dir das?«
    »Nein, nicht ganz. Wie hast du ihn umgebracht?«
    »Da habe ich mich an deinen Rat gehalten. Ich nahm die Feder. Sie war so gut wie ein Messer. Ich habe sie zum Schluss in seinen Hals gestoßen. Tief hinein.«
    »Ah, sehr gut. Du machst dich, das merke ich schon. Es ist auch sehr wichtig.«
    Jamila freute sich über diese Reaktion. Aber trotzdem steckte in ihr auch weiterhin ein Stück Misstrauen, denn dieser Matthias war schon undurchsichtig. Er gab auch nie preis, was er dachte, und er besaß Kräfte, die man kaum beschreiben und auch nicht richtig glauben konnte.
    »Und jetzt?«
    Matthias zuckte mit den Schultern. »Mein großer Mentor hat eine Seele mehr, und nur das zählt.«
    Jamila erlebte einen Schauer, der über ihre Haut rann. Matthias hatte von seinem großen Mentor gesprochen, und sie wusste sehr genau, wer da gemeint war.
    Es war der Teufel.
    Eine verrückte Sache, aber nicht unwahr, denn Matthias stand in einer engen Verbindung zu ihm. Der Teufel war sein Heilbringer und auch sein Chef.
    »Ja, die hat er. Und was machen wir jetzt?«
    »Hast du dir was vorgestellt?«
    Ihre Augen leuchteten. Mit dieser Frage hatte sie nicht gerechnet. »Ja, ich habe mir etwas vorgestellt.«
    »Und was?«
    »Dass wir zusammenbleiben. Du und ich, wir beide bilden ein Team. Ich mag dich, und ich weiß, dass du mich auch magst. Du hast es mir ja öfter bewiesen …«
    »Ich mag viele.«
    »Das weiß ich auch. Damit habe ich mich abgefunden. Aber ich darf doch fragen, welchen Weg wir jetzt gehen werden?«
    »Darfst du.«
    »Und welchen?«
    Er grinste. »Mein Weg geht immer nur nach vorn, verstehst du? Auch wenn es manchmal
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