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1813 - Königin der Knochen

1813 - Königin der Knochen

Titel: 1813 - Königin der Knochen
Autoren: Jason Dark
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sofort losfuhren.
    Ich wollte noch nach der Richtung fragen, als es anders kam, und mir praktisch die Worte im Hals stecken blieben.
    Jemand stieß heftig die Tür auf und stolperte in das Büro. Es war Percy Miller, und er war kalkweiß im Gesicht. Auch rang er nach Luft und war froh, sich auf einen Stuhl setzen zu können.
    Da blieb er hocken, atmete heftig und wischte über seine Augen. Irgendwas war mit ihm passiert, was ihn völlig aus dem inneren Gleichgewicht gebracht hatte.
    Der Konstabler sprach ihn an. »He, was ist los? Was hast du für Probleme?«
    Miller schüttelte den Kopf, winkte dabei ab und sprach trotzdem. »Ich – ich – habe sie gesehen …«
    »Wen?«
    »Nein, ihn.«
    »Wen haben Sie denn gesehen?«, drängte Bill.
    »Ihn, Mister, ihn, den Ritter …«
    ***
    Das war eine Botschaft, mit der wir nicht gerechnet hatten.
    Erst einmal sagte niemand etwas. Wir schauten uns nur an, während Miller die Hände vor sein Gesicht schlug.
    »Und wo ist das passiert?«, fragte ich.
    »Im Ort.«
    »Weit von hier?«
    »Nein.«
    Jetzt mischte sich auch Suko ein. »Was haben Sie denn genau gesehen, Mister Miller?«
    »Verdammt«, schrie er. »Einen Ritter! Oder einen Mann mit Brustpanzer und Helm!«
    »Okay. Und was hat er getan?«
    »Nichts.« Miller musste erst scharf einatmen. »Er hat da gestanden, ja, gestanden.«
    »Einfach so?«
    »Ja, Sir, einfach so. Er hat mir nichts getan. Ich weiß auch nicht, ob er bemerkt hat, dass ich ihn sah. Ich bin dann sofort verschwunden und hierher gelaufen.«
    »Sind Sie verfolgt worden?«, wollte Suko wissen.
    »Das – das – weiß ich nicht. Es kann sein, aber darauf habe ich nicht geachtet.«
    Suko sah mich an. Ich las seine Gedanken und nickte.
    »Also nach draußen gehe ich jetzt erst mal nicht mehr«, erklärte Miller. »Ich will noch leben.«
    »Können Sie ihn beschreiben?«, fragte ich.
    »Er trug einen Helm mit offenem Visier und einen Brustpanzer, das sagte ich schon. Er sah seltsam aus, aber ich hütete mich davor, zu lachen. Dafür war er zu schlimm.«
    »Gut.« Hier musste was entschieden werden, und das tat ich. Es war verständlich, dass Miller nicht mehr nach draußen wollte.
    »Sie können dann hier in der Dienststelle bleiben«, sagte ich.
    »Ja, das ist nett. Danke. Und entschuldigen Sie noch mal, dass ich Ihnen nicht geglaubt habe.«
    »Geschenkt.« Ich wollte etwas anderes wissen. »Wo genau haben Sie die Gestalt gesehen?«
    Miller atmete erst mal durch. Dann hatte er sich so weit gefangen, dass er eine Antwort geben konnte. »Sie müssen rechts runter gehen. Nicht weit entfernt werden Sie eine Plakatsäule sehen. Und davor hat er gestanden.«
    »Danke.«
    Suko kam schon auf mich zu. »Wir sollten nachsehen.«
    Bevor ich etwas sagen konnte, mischte sich Percy Miller ein. »He, und was passiert mit mir?«
    »Sie brauchen nicht wieder raus, Sie bleiben hier.«
    »Ha, und wer beschützt mich?«
    »Mister Conolly.« Ich hatte einfach über Bills Kopf hinweg entschieden. Nach meiner Antwort schaute er mich nicht eben nett an, nickte aber und sagte: »Gut, dann bleibe ich hier.«
    »Super.«
    Suko und ich schärften den Zurückgebliebenen noch ein, wachsam zu sein und die Augen offen zu halten. Dann machten wir uns auf den Weg …
    ***
    Es war nicht nur kühl, sondern auch etwas neblig geworden. Ein schwacher Dunst hatte sich über den Ort gelegt, der um diese Zeit noch nicht ganz ausgestorben war.
    Ich ging bis zum Rand der Straße vor, wo unser Wagen stand. Auch er war durch den Nebel feucht geworden. Die nächsten Lichter, nicht mal weit entfernt, verschwammen und wurden zu trüben Funzeln.
    Wo steckte der Ritter? Hier sah ich ihn nicht.
    Es war auch nichts zu hören.
    »Das war an der Plakatsäule, John, oder?«
    Ich nickte.
    »Dann sollten wir uns dort mal umsehen.«
    »Klar. Und uns die Frage stellen, was er dort eigentlich gesucht hat.«
    »Hm.« Suko lächelte, wurde dann aber wieder ernst und sagte: »Könnte es nicht sein, dass er auf seine beiden Kumpane gewartet hat?«
    »Ja, das kann sein.«
    »Dann lass uns trotzdem mal hingehen und nachsehen.«
    »Aber sicher doch.«
    Die Richtung kannten wir. Den ursprünglichen Plan hatten wir erst mal zur Seite gestellt, und ich wusste nicht, ob es noch nötig sein würde, diesem Friedhof einen Besuch abzustatten.
    Wir waren nicht allein hier draußen. Leute bewegten sich auf den Gehsteigen. Autos fuhren in verschiedene Richtungen, und über allem lag der schwache Nebel, der alles verschwimmen
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