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1806 - Der Mutant der Cantrell

Titel: 1806 - Der Mutant der Cantrell
Autoren: Unbekannt
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Haut wirklich 66 Jahre ohne Nahrung im Arsenal gelegen hatte, dann maßte sie geschwächt sein. Darauf konnte ich aufbauen. Und wenn ich mich mit der Nahrungsverweigerung durchsetzen würde, könnte ich sie womöglich weiter schwächen.
    Ich versuchte meine Gedanken abzuschirmen. Das heftige Pulsieren des Aktivators war ein deutliches Zeichen, daß ich dabei von ihm unterstützt wurde.
    Warum unternahm der Chip aber nichts direkt gegen meinen Peiniger? Er maßte dazu doch in der Lage sein.
    „Was machst du?" wollte Kummerogs Haut erneut wissen.
    „Nichts", antwortete ich.
    „Dann ist es gut."
    Sie hatte also nichts von meinen Gedanken bemerkt!
    Ich ließ meinem Bewußtsein wieder allen Raum. Ich versuchte mir vorzustellen, daß es die ganze Kommandozentrale ausfüllte. Es gelang. Mein Ego war plötzlich riesengroß. Spielerisch durchdrang es sogar die Hülle des Raumschiffs. Die Temperaturlosigkeit des Hyperraums machte mir nichts aus.
    „Du maßt etwas essen", verlangte die Haut. „Du bist geschwächt."
    Nein! Ich lachte in mich hinein. Die Haut war geschwächt.
    Ich spürte, wie sie versuchte, mich wieder zur Gänze zu übernehmen. Ich stemmte mich gegen den Druck, verriegelte mein Bewußtsein mit aller Kraft. Es war ein Ringen auf geistiger Ebene, ein auch für mich völlig ungewohnter Kampf.
    „Laß es sein", sagte ich. „Oder ich töte dich. Ich besitze die Möglichkeit dazu, Haut. Halte dich an unser Abkommen. Und laß mir meinen Willen."
    Ich bekam keine Antwort, aber der Druck ließ nach.
    Ein erster Teilsieg?
    Ich war mir nicht sicher.
    Als ich mich erneut konzentrierte, sah ich eine Gestalt. Ein humanoides Wesen von 1,55 Metern Größe.
    Eine leicht gebeugte Gestalt mit breiten Schultern. Ein menschenähnliches Gesicht mit einem lippenlosen, runden Mund und einer flachen, dreilöchrigen Nase. Die beiden Augen waren gänzlich weiß und wirkten wäßrig. In dem geöffneten Mund waren sechs einzelnstehende, hellgelbe Zähne zu erkennen, die an die Reißer eines Wolfes erinnerten. Auch hatten sie eine Ähnlichkeit mit den bunten Stacheln, die ich auf der grauen Ebene gesehen hatte.
    Die Gestalt war nicht bekleidet. Ihre Haut war schwarz und rissig wie die Oberfläche der leuchtenden Kugel. Die Gestalt besaß keine offensichtlichen Geschlechtsmerkmale.
    Auffällig waren die großen Hände mit je zwei Daumen und zwei Fingern. Hier bestand eine Übereinstimmung mit den Gliedmaßen der Herreach von Trokan. Sicher war das aber nur ein Zufall. Oder doch nicht? Die kräftigen Beine waren gekrümmt wie unter einer schweren Last.
    In die Figur kam Bewegung. Um die Tonnenbrust legten sich drei Gürtel mit vielen kleinen Taschen.
    Ich erkannte, daß dies Kummerog sein mußte. Die Dinge, die ich zuvor gesehen hatte, waren wahrscheinlich nichts anderes als unvollständige Teilbilder dieses Wesens, mit dem sich die Haut identifizierte.
    Die Gestalt hob eine Hand hoch. Um das Handgelenk legte sich ein schwarzes Band. Das Band glühte plötzlich auf und trennte die Hand ab. Das Gesicht Kummerogs verzerrte sich vor Schmerzen, aber er hielt sich auf den Beinen.
    Ich verstand nicht, was das alles zu bedeuten hatte. Mir wurde nur klar, daß Kummerog oder seine Haut noch viele Geheimnisse verbargen.
    Mit aller Kraft konzentrierte ich mich auf das Bild.
    Explodiere! schrie ich mit meinen Gedanken.
    Die Gestalt schwankte. Dann löste sie sich in einem Nebel auf.
    Ich öffnete meine Augen und spürte, daß ich neben dem Sessel auf dem Boden lag. Den Kampf, den ich geführt hatte, hatte ich gar nicht bewußt wahrgenommen.
    Ich tastete meine Füße und die Unterschenkel ab. Überall spürte ich die dünne, aber zähe Gallertmasse der Haut.
    Ich nahm den Löffel in eine Hand und versuchte damit, Teile der Haut abzukratzen. Aber das gelang nicht. Das Zeug war zu stabil. Ich probierte es mit den Fingernägeln. Ein wenig gab die Haut nach, aber die Kratzspuren schlossen sich sofort wieder.
    Ich raffte mich auf und setzte mich wieder in den Sessel. Irgendwie war ich geschwächt. Der Aktivator brauchte Minuten, um einen Ausgleich herbeizuführen. Ich gönnte mir die Pause.
    Dann ging die Haut plötzlich zum Gegenangriff über. Sie schnürte meinen Brustkorb ein, bis ich nicht mehr atmen konnte. Wieder spürte ich den Aktivator an seinen heftigen Impulsen.
    Ich verhielt mich ganz ruhig und versuchte nur, jeglichen Zugang zu meinem Bewußtsein zu unterbinden.
    Ganz plötzlich ließ der Druck nach. Ich schloß die Augen und sah wieder
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