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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod
Autoren: Peter Tremayne
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und Taue fest. Gurvan, der Steuermann, warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die große Ruderpinne.
    Mit Hilfe eines weiteren Matrosen änderten sie so die Fahrtrichtung und bekamen den Wind von achtern. Einige Augenblicke klammerten sich Fidelma und Bressal an die Reling, weil sich das Deck plötzlich hob und die Masten über ihnen schwankten. Die Segel knatterten, als der Wind sie blähte. Bald war alles still, und das Schiff schien lautlos über die blauen Wasser zu gleiten.
    Kapitän Murchad ging über das Deck, sprach mit Gurvan und prüfte den Kurs. Dann nickte er Fidelma und ihrem Begleiter freundlich zu und verschwand nach unten.
    »Ein wortkarger Mensch«, meinte Bressal.
    »Aber ein prächtiger Seemann«, merkte Fidelma an. »Man fühlt sich in sicheren Händen, wenn Murchad das Kommando hat. Ich habe ihn das Schiff durch Stürme lavieren und Angriffe von Piraten abwehren sehen, als wäre es das Natürlichste von der Welt.«
    »Ich bin mit ihm von Aird Mhór gesegelt und hatte ein ähnlich gutes Gefühl«, bekräftigte ihr Vetter. »Trotzdem, ich bin heilfroh, wenn ich wieder festen Boden unter den Füßen habe. An Land fühle ich mich entschieden wohler als auf See.« Er schaute sich um. »Weil wir gerade davon reden … wo ist dein Eadulf? Seit wir Segel gesetzt haben, habe ich ihn nicht mehr gesehen.«
    Fidelma lachte belustigt, doch war ihr anzusehen, dass auch sie sich um ihn sorgte. »Er ist unten. Ich fürchte, er ist wie du heilfroh, bald festen Boden unter die Füße zu bekommen. Er ist nicht gerade der geborene Seemann. Murchad hat ihn von vornherein gewarnt: Wenn man leicht seekrank wird, sei es das Dümmste, unter Deck zu gehen. Man bleibt besser oben und richtet den Blick unverwandt zum Horizont. Doch Eadulf hat nicht auf ihn gehört, und nun muss er wohl büßen.«
    Bressal lächelte mitfühlend. »Er ist ein guter Kerl, auch wenn …« Er zögerte und wurde rot.
    Fidelma schaute ihn mit blitzenden Augen an. »… auch wenn er ein Angelsachse ist?«, beendete sie seinen Satz, ohne im Geringsten verstimmt zu sein.
    Bressal zuckte die Achseln. »Man hört so viel Schlimmes über die Angeln und Sachsen und fragt sich natürlich, wenn all die Geschichten wahr sind, wie kann ein so tüchtiger, aufrechter Mann wie Eadulf aus diesem Volk stammen.«
    »In allen Völkern gibt es Gute und Schlechte«, wies ihn Fidelma sanft zurecht.
    »Das will ich nicht bestreiten. Aber du musst zugeben, dass sich verschiedene Leute ziemlich erregt haben, als bekannt wurde, dass du ihn heiraten würdest.«
    »Widerspruch kam vor allem von denen, die lautstark die Vorstellungen von weltfremden Fanatikern unterstützen, alle Mitglieder frommer Gemeinschaften hätten gefälligst im Zölibat zu leben.«
    »Das sind nicht so viele, und die zählen eigentlich nicht. Ich denke mehr an unsere eigenen Leute, an unsere Adelsfamilien, die der Ansicht waren, du solltest einen Fürsten aus den fünf Königreichen heiraten und nicht einen sächsischen Fremdling.«
    Einen Moment blitzte es in Fidelmas Augen, doch sie besann sich und fragte ruhig: »Und du? Hast du auch zu denen gehört?«
    Bressal verzog betreten das Gesicht. »Damals kannte ich Eadulf ja noch nicht.«
    »Jetzt kennst du ihn aber, was hältst du nun von ihm?«
    »Ich habe längst begriffen, dass man sich erst ein Urteil über jemanden bilden kann, wenn man ihn näher kennt. Eadulf ist inzwischen einer der Unseren. Ich würde Seite an Seite mit ihm kämpfen oder mein Schwert ziehen, um ihm beizustehen.«
    Das Schiff krängte plötzlich, als eine tückische Welle es längsseits traf. Fidelma schwankte einen Augenblick und klammerte sich an die Reling. Dann musste sieüber ihren Vetter lachen, der hin und her torkelte und sich mühte, das Gleichgewicht zu halten.
    »Ich glaube, Eadulf wird gegenwärtig nicht in Stimmung sein, mit wem auch immer Seite an Seite zu kämpfen«, bemerkte sie trocken. Sie blickte hoch zu den Segeln; die blähten sich jedoch nicht so, wie sie erwartet hatte. Es fehlte die kräftige Brise, die das Schiff vorangetrieben hätte. Der Südwind wehte nur schwach. Gurvan, der Rudergänger, sah ihren Blick und rief ihr zu: »Die Sommerwinde sind hier meist so. Sanft und schwach. Das eben war nur eine Spaßwoge, wie wir sagen. Aber wenn wir die Treizh-an-Tagnouz-Passage hinter uns haben, müssten wir wieder Wind aufnehmen. Lange kann das nicht mehr dauern. Du wirst sehen, von morgen an geht es tüchtig vorwärts.«
    Fidelma dankte für seinen
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