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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod
Autoren: Peter Tremayne
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haben.«
    Nachdenklich stocherte Bressal in seinem Essen. »Sein Tod war wirklich ein heftiger Schlag gegen die Einheit der Königreiche«, meinte er. »Dir ist zu verdanken, dass der Schuldige entlarvt und damit ein Bürgerkrieg abgewendet wurde.«
    »Und der neue Hochkönig – Cenn Faelad, der Sohn des Blathmaic? Ist er so weise wie sein Bruder Sechnussach? Was halten die verschiedenen Stämme von ihm?«
    »Es gibt allerlei Gerüchte«, begann Bressal.
    »Was für Gerüchte?«, fragte sie stirnrunzelnd.
    »Du weißt ja, Cenn Fáelad ist einer von den südlichen Uí Neill, aus dem Geschlecht der Síl nÁedo Sláine. Die Sippen liegen ständig im Streit miteinander. Sechnussach hat es verstanden, durch umsichtiges Taktieren die kleinlichen Streitigkeiten zu schlichten. Cenn Fáelad scheint dieses Feingefühl zu fehlen. Außerdem wurden viele Stimmen laut, man hätte ihn nicht zum Hochkönig wählen dürfen.«
    Fidelma empörte sich. »Ich darf doch annehmen, dass seine derbhfine , der Sippenrat, zusammengekommen ist, dem immerhin Vertreter mindestens dreier Generationen angehören. Ist Cenn Fáelad etwa nicht vorschriftsmäßig nominiert und gewählt worden?«
    »Das glaube ich schon, aber sein Vetter Finsnechta Fledach, der Sohn des Dúnchad, der ein Bruder von Cenn Fáelads Vater war, soll Einwände erhoben haben. Er ist der Meinung, ihn hätte man auf den Thron des Hochkönigs setzen müssen.«
    Fidelma konnte nur bekümmert aufstöhnen. »Die Entscheidung der derbhfine ist eine Entscheidung, die nach dem Gesetz bindend ist.«
    »Cenn Fáelad war bemüht, seinen Vetter zu beschwichtigen und hat ihn zum Herrn von Brega im Mittleren Königreich ernannt.«
    »Und Finsnechta gibt dennoch keine Ruhe?«
    »Angeblich versucht er, die Stammesfürsten und Kleinkönige auf seine Seite zu ziehen, damit sie ihn gegen seinen Vetter unterstützen. Es heißt sogar, Finsnechta sei nach Iona gesegelt, um sich des Beistands von Abt Adomnán zu versichern.«
    »Da stehen uns wohl bewegte Zeiten bevor«, stellte Fidelma ernst fest.
    »Dein Bruder ist entschlossen, Muman aus dem Streit herauszuhalten, denn er sieht das Ganze nur als eine Fehde zwischen den verschiedenen Zweigen der Uí Néill an.«                
    »Das dürfte ihm schwerlich gelingen, wenn der rechtmäßige Hochkönig meinen Bruder auffordert, ihn zu unterstützen, und das Recht dazu hätte er.«  
    »Die Art, wie wir unsere Könige wählen, hat ihre schwachen Seiten. Was nützen uns Räte und Versammlungen, die unsere Könige aufstellen und wählen, wenn wir hinterher darüber streiten, ob die Entscheidung richtig oder falsch war. Bei unseren ›Freunden‹, den Sachsen, heißt es einfach, der älteste Sohn eines Königs wird der Erbe, ohne Rücksicht darauf, ob er gut oder schlecht ist. Und wenn er sich auf seinem Thron mit dem Schwert in der Hand behaupten kann, dann bleibt er eben im Amt.«
    »Violentia praecedit jus« , murmelte Fidelma. »Gewalt geht vor Recht. Gutheißen kann ich so ein System nicht.«  
    Sie beendeten ihr Mahl, und Fidelma sah nach Eadulf in der Kajüte. Er lag in seiner Koje, ächzte hin und wieder, aber schlief immerhin. Leise schloss sie die Tür und stieg wieder aufs Deck zu ihrem Vetter.
    Am Spätnachmittag war es dunkler geworden, die Sonne schimmerte nur noch durch gleichförmig geschichtete Wolken, die den Himmel ganz überzogen hatten. Fidelma hatte den Eindruck, der Wind sei erstorben – nein, doch nicht, er hatte nur gedreht und wehte ihnen jetzt entgegen.
    Gurvan, der unentwegt an der Ruderpinne stand, nickte ihnen zu. »Da oben braut sich was zusammen. Aber das kümmert uns nicht. Ein Sturm kann aufkommen – vielleicht gibt es auch ein paar Blitze ohne Donner. Die Vorboten lassen sich immer vom Himmel ablesen.«
    »Wird das unsere Reise merklich verzögern?«, fragte Fidelma besorgt.
    »Keineswegs«, erwiderte Gurvan. »Mit ein paar Tagen unbeständigem Wetter muss man in dieser Jahreszeit rechnen. Auf schöne Tage folgt manchmal Regen. Es kann sehr wechselhaft sein. Wenn wir an den Inseln da vorbei sind« – er streckte eine Hand aus und wies in die Richtung –, »und die Meerenge hinter uns haben, von der ich sprach, erwartet uns bestes Segelwetter. Der Wind wird sich wieder drehen, sei unbesorgt.«
    Fidelma bemerkte südwärts die verschwommenen Umrisse einer Insel, die Gurvan als Hoedig, das »Entlein«, benannte. Weit voraus ragte die ungeschlachte Felsmasse auf, die Houad, die »Ente«, hieß. Das
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