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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod
Autoren: Peter Tremayne
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gegen ihn gerichteten Aufstand niederzuschlagen. Das war vor hundertfünfzig Jahren. Einige Chronisten berichten, er hätte die Kraft der Sonnenstrahlen genutzt, hätte sie mit Spiegeln auf den Feind gelenkt; andere schreiben, er hätte brennenden Schwefel gegen die Schiffe geschleudert.«
    »Mir ist das griechische Feuer unheimlich … Schon der bloße Gedanke, welch gewaltige Zerstörung es bewirken kann, ängstigt mich. Wollen wir hoffen, dass die Kenntnis davon bei denjenigen bleibt, die Gutes wollen. Wenn es in die Hände von Verbrechern gerät …« Er schüttelte sich angstvoll.
    »Verhindern lassen dürfte sich so etwas nur schwer«, befürchtete Fidelma. »Wenigstens stellt es bei uns in den fünf Königreichen kein Problem dar. Lassen wir lieber die ernsten Themen und genießen die Rückreise, die uns nach Aird Mhór bringt.«
    »Wann wird es uns auf die nächste Reise treiben?«
    Fidelma nahm seine Bemerkung nicht allzu ernst, hielt sie mehr für nur so dahingesagt. Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. »Ich hoffe, wir werden eine ganze Weile zu Hause bleiben. Wir sind diesmal wirklich lange unterwegs gewesen. Ich fürchte, wir werden unseren kleinen Alchú kaum wiedererkennen.«                 
    »Mich bedrückt mehr die Frage, ob er uns noch erkennen wird«, bemerkte Eadulf mit bitterem Unterton.
    Sie verzog schmerzlich das Gesicht. Eadulf hatte recht, ihr war das durchaus bewusst, und es tat weh. Stets hatte sie ihre Berufung als Anwältin der Rechtsprechung über alle anderen Belange gestellt. Seit sie die Rechtsschule von Brehon Morann verlassen und sich in die weite Welt begeben hatte, war das immer so gewesen. Ihr Vetter, Abt Laisran, hatte ihr nahegelegt, in die Abtei Cill Dara einzutreten. Fast alle, die einen der gehobenen Berufe ausüben wollten, schlossen sich klösterlichen Gemeinschaften an. Denn nur so erlangten sie die nötige Sicherheit und Anerkennung, um als Ärzte, Anwälte oder Chronisten zu wirken. Wenn sie in einzelnen Fällen die Wahl hatte, wem sie dienen sollte, dem Kloster oder der Rechtsprechung, hatte sie sich stets für Recht und Gesetz entschieden. Im Inneren ihres Herzens war sie keine dem Glauben ergebene Nonne. Einige Grundsätze des Glaubens, die sie bedingungslos befolgen sollte, schienen ihr sogar fragwürdig.
    War es jetzt an der Zeit, den Widerstreit zwischen ihren Neigungen und den sich selbst auferlegten Pflichten zu beenden? In ihrem Volk gab es sehr wohl eine Schicht rein weltlicher Gelehrter. Sie wurde das Gefühl nicht los, ihr Vetter Laisran hätte sie schlecht beraten. Die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass sie ihr Leben auch ohne den Schutz einer religiösen Gemeinschaft einrichten konnte. Die neuen Ideen, die von Rom kamen und denen zufolge sich alle den dort festgelegten Regeln zu beugen hatten, empfanden die meisten als nicht vereinbar mit ihrer bisherigen Lebensauffassung. Auch sie wollte einem auf solche Art vorgegebenen Pfad nicht länger folgen. War es zu spät, sich vom Kloster zu trennen?
    »Du bist wohl ganz und gar in Gedanken versunken«, hörte sie Eadulf sagen, der sie aus ihren Tagträumereien weckte.
    »Ich habe über das nachgedacht, was du vorhin gesagt hast.«
    »Ich möchte nur, dass unser Sohn nicht fern von seinen Eltern aufwächst.«
    »Auch ich möchte nichts sehnlicher als das.« Fidelma wurde rot. Sie stand vor der Frage, was ihr wirkliches Lebensziel war. Den Gesetzen ihres Landes Geltung zu verschaffen, bereitete ihr die größte Befriedigung. Im Vergleich dazu empfand sie ein Leben in klösterlicher Zurückgezogenheit und Hingabe als weniger erstrebenswert.
    »Wenn wir wieder in Cashel sind, sollten wir uns in aller Ruhe über unsere Zukunft unterhalten«, schlug Eadulf vor.
    Dass sie so rasch darauf einging, verwunderte ihn ein wenig. Nachdenklich schaute er sie an. »Wir sind lange genug und weit herumgereist. Das mag nun reichen. Wir sollten irgendwo sesshaft werden und besinnlicher leben. Vielleicht wäre die kleine gemischte Gemeinde in der Abtei des heiligen Ruan, nördlich von Cashel, ein geeigneter Zufluchtsort für uns. Wie heißt die Gegend dort? Der Eichenhain von …«
    Er gab es auf, denn er merkte, dass sie ihm nicht mehr zuhörte. Ihr Blick schien in die Ferne gerichtet auf die im Dunst verschwimmenden Wogen der grauen See vor ihr. Noch ahnte er nicht, dass Fidelmas Gedanken sich in eine völlig andere Richtung bewegten.
    Ihr war nicht danach zumute, sich in eine gemischte klösterliche Gemeinschaft
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