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1796 - Höllenbotin Helma

1796 - Höllenbotin Helma

Titel: 1796 - Höllenbotin Helma
Autoren: Jason Dark
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Windstoß.
    »Warum willst du töten?«
    »Nein, das will ich gar nicht!«
    Ich hatte schon weiter auf sie zugehen wollen, doch nach dieser Antwort blieb ich stehen. Ich begriff sie nicht. Wollte sie nun töten oder nicht?
    Ich fragte: »Wie ist es nun? Wer von euch beiden hat recht?«
    »Ich liege richtig, ich ganz allein. Ich nicht – ja, nicht …«
    Ich hatte die Antwort gehört. Es waren ein paar schlichte Worte gewesen, nur hatte ich mit ihnen meine Probleme. Ich hatte bei der Antwort auch das Gesicht der Frau nicht aus den Augen gelassen, und darin hatte sich etwas Gegensätzliches abgespielt.
    Die rechte Seite des Mundes hatte gelächelt. Die linke aber hatte sich verzogen, als wollte sie ein Gefühl des Ekels ausdrücken. Das sah ich schon als widerlich an.
    Zwei Seelen wohnten in ihrer Brust. Vielleicht sogar Engelseelen. Aber welche war stärker?
    Ich hatte keine Ahnung, ich wollte auch nicht danach fragen. Für mich stand nur fest, dass diese Person so etwas wie ein Zwitter war. Dass sie einen immerwährenden Kampf ausfocht, der bisher leider nicht unentschieden verlaufen war, sonst hätte sie keinen Menschen getötet. Aber dieser Mensch war nun mal tot, daran hatte auch die gute Seite der Person nichts ändern können.
    Ich nickte der Nackten zu und fragte dann mit leiser Stimme: »Warum bist du hier?«
    Jemand wollte antworten. Es war die gute Seite der nackten Frau. Dort zuckte bereits der Mund, öffnete sich auch, dann aber hörte ich etwas ganz anderes als eine normale Antwort. Es wurde ein böser Fluch gezischt, der aus der linken Mundhälfte drang und danach wieder verklang. Danach war es still. Und dann sah ich noch etwas anderes.
    Helma zog sich zurück.
    Freiwillig? Danach hatte es ausgesehen, doch ich glaubte nicht daran, dass die positive Hälfte es auch gewollt hatte. Sie hätte noch gern weiter Kontakt mit mir gehabt. Das hatte die andere Seite nicht gewollt. Meiner Ansicht nach war sie stärker, und das konnte mir beim besten Willen nicht gefallen. Außerdem wusste ich nicht, wohin sie verschwunden war. Das Abtauchen in eine andere Dimension wäre eine Erklärung gewesen. Ich musste sie zunächst mal hinnehmen.
    Dass der Kontakt mit dieser Helma völlig abgebrochen war, daran glaubte ich nicht. Sie wusste jetzt, dass sie einen Gegner hatte, und würde sich wieder zeigen.
    Aber war ich tatsächlich ein Feind?
    Ja, das schon. Sie war zu mächtig, da das Böse bei ihr die Oberhand gewonnen hatte. Davon ging ich zumindest aus. Sie führte möglicherweise einen Kampf gegen sich selbst.
    Verrückt. Einfach nicht zu fassen. Auch schlimm, wenn ich daran dachte. Ich mochte diese Ungewissheit nicht, aber ich kam auch nicht daran vorbei.
    Ich wollte die beiden jungen Leute nicht länger warten lassen. Als ich das Zimmer betrat, saßen sie nebeneinander auf der Couch und tranken Whisky.
    Lucy hatte ein rotes Gesicht, und sie wollte wissen, ob es etwas Neues gab.
    Ich hätte den beiden von meiner Begegnung erzählen können, ließ es aber bleiben und schüttelte den Kopf.
    »Ist das gut?«, fragte Peter Moore.
    »Ja, ich denke schon. Besser als eine Konfrontation mit ihr.«
    »Und was machen wir?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Polizisten sind doch immer so schlau.«
    »Gut, dann kann ich euch einen Rat geben. Bleibt hier. Geht nicht weg. Bleibt meinetwegen zusammen in einem Raum. Ich denke, dass es ein Vorteil für euch sein kann.«
    »Ja, vor uns liegt die Nacht. Ich glaube nicht, dass die andere Seite aufgegeben hat. Wenn ich nur wüsste, was wir ihr getan haben, ginge es mir besser, dann könnte ich mich mit dem Motiv auseinandersetzen. So aber bleibt alles im Dunkeln.«
    »Denken Sie daran, dass es noch zwei Menschen gibt, die hier leben. Ich hoffe für uns alle, dass sie gesund hierher zurückkehren. Wenn nicht, dann habe ich wohl versagt.«
    »Ach, hören Sie auf. Die beiden sind sicher wieder unterwegs, um sich eine Wohnung anzuschauen. Bei den beiden hat es gefunkt.«
    »Ach, wollen sie weg?«
    »Ja, Sir, das wollten sie. Sie wollten auch keine Ausbildung zum Erzieher machen, die man ihnen angeboten hatte. Die hatten bestimmt etwas ganz anderes vor.«
    »Australien?«, sagte ich.
    Er lachte. »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Weil das Auswandern modern geworden ist. Viele Menschen sagen ihrer Heimat good bye …«
    »Aber nicht die beiden«, meldete sich Lucy Graham. »Die fahren höchstens mal nach Italien, in Fabios Heimat. Etwas anderes kommt für sie nicht infrage. Außerdem wollen sie
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