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1788 - Testcenter

Titel: 1788 - Testcenter
Autoren: Unbekannt
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kommen zu lassen, denn schon im selben Moment wäre es eine Selbsttäuschung gewesen.
    Auch wenn ich das Gefühl Joara gegenüber inzwischen tatsächlich empfunden hatte, gehörte dies zu einer Lebensregel, die nicht ungestraft gebrochen werden durfte.
    Ich wollte mich nie mehr auf diese Weise so fest an jemanden binden, der nur über die normale Spanne eines Menschenlebens verfügte. Das ist in meinen Augen unfair und ungerecht.
    Und trotzdem war es mir herausgerutscht. Ich hatte mich im selben Moment verflucht und gehofft, daß Joara in ihrer träumerischen und leicht schläfrigen Stimmung es nicht gehört hätte.
    Aber ihr scharfer Verstand war durch nichts auszuschalten, das war einer ihrer Vorzüge, der mich stets aufs neue fasziniert hatte.
    Joara bekommt alles mit, und wenn sie noch so abwesend scheint.
    Der Blick, mit dem sie mich damals angesehen hatte, schmerzt mich noch heute. Plötzlich war sie mir unendlich fern, einsam und verloren.
    „Du weißt, daß das ein verbotenes Wort ist", hatte sie gesagt. „Du hättest es niemals aussprechen dürfen."
    „Ich bin berühmt dafür, in jedes erreichbare Fettnäpfchen zu treten", versuchte ich meinen Fehler herunterzuspielen.
    Aber Joara blieb ernst.
    „Das verändert alles", sprach sie das unausweichliche Urteil aus.
    Sie stand auf, hielt meine Hände fest und sah mich wieder mit diesem Blick an, der mir fast das Herz brach.
    „Du weißt, daß ich dich über alles liebe, aber ich habe es dir nie offen gestanden, um unser Zusammenleben nicht zu gefährden. Nun, da du selbst davon gesprochen hast, wird sich alles ändern."
    Sie streichelte meine Hände und fuhr ernst und traurig fort: „Ich würde von einem Leben an deiner Seite träumen und versuchen, dich fest an mich zu binden. Ich würde dich überallhin begleiten und jede Gefahr mit dir teilen wollen. Ich würde mir Kinder von dir wünschen und eines Tages deine und meine Enkelkinder um mich scharen wollen. Ich würde gern mit dir zusammen alt werden. All das ist nicht möglich und wird es niemals sein."
    Sie umarmte mich, und ich versuchte sie festzuhalten, aber sie löste sich von mir.
    „Bevor ich den letzten Rest meiner Fassung verliere, bevor es zu sehr schmerzt, verlasse ich dich", sagte sie.
    Dann ging sie, und ich sah sie nie mehr wieder. Beim zweiten Flug zur Großen Leere war sie nicht dabei.
    Natürlich hätte ich Joara suchen können, aber ich mußte ihren Wunsch respektieren, nicht das Ende hinauszuzögern und zur Farce werden zu lassen.
    Sachlich, wie sie stets blieb, hatte sie die einzig richtige Entscheidung getroffen und entsprechend ihrer direkten Vorgehensweise auch sofort in die Tat umgesetzt.
    Darüber hinwegzukommen, hatte ich einige Zeit gebraucht.
    Diese Szene ist mir nun so klar wieder zur Erinnerung gekommen, als wäre es erst gestern gewesen. Es schmerzt mich noch heute.
    Das ist ein Teil des Preises, den man für die Art von Leben zahlen muß, das ich führe. Manchmal fluche ich darüber, aber auch das gehört dazu.
    Doch in Momenten wie diesen ist der Schmerz größer als alles andere, und ich kann gar nicht anders, als mich ihm hinzugeben.
     
    *
     
    Was ist los mit dir? spürte ich auf einmal Fink Petticuls Gedanken. Du wirkst so traurig.
    Ja, ich bin traurig, gab ich zu. Jetzt war schon alles egal. Wenn du wie ich hier über alle Zeiten hinaus dein unsterbliches Leben verbringen müßtest, wärst du auch nicht in besserer Stimmung.
    He, was sind das denn auf einmal für Töne? So kenne ich dich gar nicht. Du bist zwar ein ewiger Nörgler, aber doch kein wirklicher Pessimist. Du wirst doch jetzt nicht einfach aufgeben wollen?
    Von wollen kann gar keine Rede sein. Aber manchmal gibt es keine Wahl, keine Hoffnung mehr.
    Wie meinst du das?
    Ich seufzte innerlich und überlegte, was ich tun sollte. Aber es spielte keine Rolle mehr.
    Früher oder später mußten sie es erfahren. Warum also nicht gleich?
    Ich muß euch allen etwas erzählen, begann ich.
     
    *
     
    Nachdem es mir gelungen war, die Daten des in der Biomasse eingespeicherten Programms abzurufen, hatte ich einiges erfahren, was keineswegs erfreulich war.
    Die konservierte Leiche des Arcoana, die wir in der genetischen Fabrik gefunden hatten, hätte das genetische Muster für eine neue, positive Spezies liefern sollen.
    Doch die ersten Tests hatten gezeigt, daß das Erbgut der damals destruktiven, kriegerischen Arachnoiden denkbar ungeeignet war. Die Gen-Experimente waren daraufhin eingestellt und die Anlage
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