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1784 - Geisterauge

1784 - Geisterauge

Titel: 1784 - Geisterauge
Autoren: Jason Dark
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tragisch. Das werde ich schon noch herausfinden.«
    »Gut. Ich wollte dich nur aufklären.«
    »Danke.«
    In der Zwischenzeit hatte sich das Mädchen nicht vom Fleck bewegt. Ich hatte es mir anschauen können. Halblange blonde Haare, eine lockere Kleidung, Sneakers an den Füßen, und so weit ich erkannte, zeigte das Gesicht einen angespannten Ausdruck. Bösartigkeit las ich nicht darin, aber es war auch so gut wie kein Licht vorhanden, sodass es mit dem Erkennen schon problematisch war.
    »Hast du auch einen Namen?«
    »Ja.«
    »Super. Wie heißt du denn?«
    Sie legte den Kopf schief. »Und wie heißt du?«
    »John.«
    »Aha, dann bin ich Sarah.«
    »Ein schöner Name.«
    »Ach, das sagst du nur so.«
    »Nein, nein, denn eine Sarah war mal eine sehr gute Freundin von mir. Sie ist leider gestorben und hat sogar in dem Haus gelebt, auf dessen Dach ich jetzt stehe.«
    »Echt?«
    »Ja. Und ich glaube, dass auch du hier wohnst. Das spüre ich irgendwie.«
    Jetzt musste sie lachen. »Das stimmt. Ich wohne da drüben. Wir haben da eine Wohnung, die uns gehört.«
    »Deinen Eltern, nehme ich an.«
    »Ja klar.«
    »Und wo sind sie jetzt, deine Eltern?«
    »Weg. Bei Freunden Kartenspielen.«
    »Und haben dich allein gelassen.«
    »Das siehst du doch. Außerdem bin ich alt genug und komme allein zurecht.«
    Ob das stimmte, wollte ich mal dahingestellt sein lassen. Es war von mir nur ein kurzes Vortasten gewesen. Bisher hatte ich die harmlosen Themen angeschnitten, aber das wollte ich ändern.
    »Wie alt bist du?«
    »Vierzehn.«
    »Ein schönes Alter. Und was suchst du hier auf dem Dach?«
    Sarah dachte diesmal etwas nach. Dann schaute sie auf das über uns schwebende Auge.
    Da mir der Blick nicht verborgen geblieben war, fragte ich: »Lässt du dich von dem Auge leiten?«
    »Es ist mein Freund.«
    »Aha. Und woher kommt es?«
    »Das weiß ich nicht. Aber es ist mir nahe. Ich spüre es genau. Es ist wunderbar.«
    »Habe ich verstanden, Sarah. Und wo wird dich dein Weg jetzt hinführen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Aber du bleibst nicht auf dem Dach?«
    »Das weiß ich auch nicht«, gab sie leise zurück. »Ich lasse mich da schon überraschen.«
    »Gut. Und du schläfst nicht?«
    »So ist es. Ich bin wach. Ich fühle mich wach, und ich werde jetzt gehen.«
    »Toll, Sarah, wirklich. Mal eine Frage: Darf ich dich denn begleiten?« Es war eine Frage, die das Mädchen wohl nicht erwartet hatte. Jane Collins aber auch nicht. Im Gegensatz zu Sarah griff sie ein. Sie stand am Fenster und hatte sich nach draußen gebeugt.
    »Bist du wahnsinnig, John?«, zischte sie. »Du kannst dich doch nicht in eine solche Gefahr bringen. Tu das nicht, das kann nicht gut gehen.«
    »Warte erst mal ab, was passiert.«
    Das wollte sie nicht. »Kümmere dich um das Auge. Das Ding über uns gefällt mir nicht. Noch hast du mit Sarah einen sicheren Stand, da kann man es mal riskieren.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich schieße darauf. Ich kann es vielleicht zerstören, erschrecken oder wie auch immer. Dann haben wir dem Spuk ein Ende gemacht und können mit Sarah normal reden. Ist das ein Vorschlag?«
    »Ja, aber kein guter.«
    »Wieso denn nicht?«
    »Wir könnten zu viel kaputt machen. Wir müssen es langsam angehen lassen, Jane.«
    »Was willst du denn machen?«
    »Das hast du gehört.«
    »Aber du kannst abstürzen.«
    »Abwarten«, sagte ich nur und veränderte meine Position. Bisher hatte ich noch nah am Fenster der Dachgaube gestanden, jetzt ging ich auf Sarah zu und bewegte mich parallel zum First. Es war eine Schräge, auf der ich balancierte. Rechts von mir zog sich der First hin und auf ihm hatte sich Sarah hingestellt. Da sie hier in der Nähe wohnte, hatte sie es geschafft, über andere Dächer zu laufen, um das zu erreichen, in dem Jane Collins lebte. Dass wir Sarah entdeckt hatten, war reiner Zufall gewesen, obwohl es mir schwerfiel, an Zufälle zu glauben und ich daran dachte, dass vieles vorprogrammiert war. Was hier geschah, das ging nicht mit rechten Dingen zu. Dabei dachte ich weniger an Sarah, sondern mehr an das Auge, das noch immer über uns schwebte.
    Und ich hatte das Gefühl, dass es mit Sarah in einer besonderen Verbindung stand, denn sie hatte den Kopf angehoben und starrte es an. Dabei bewegte sie nicht ihre Lippen, und ich hörte sie nicht sprechen, hatte aber trotzdem den Eindruck, dass sie mit dem Geisterauge in Verbindung stand.
    Ich sah sie nicken. Dann lachte sie. Das Mädchen gab sich locker, was bei mir nicht der
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