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1773 - Das andere Jenseits

1773 - Das andere Jenseits

Titel: 1773 - Das andere Jenseits
Autoren: Jason Dark
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seinem Erscheinen hatte ich nicht gerechnet. Ab jetzt musste ich mich auf einen Kampf einstellen. Und ob ich den gewinnen würde, war mehr als fraglich.
    Dabei sah er harmlos aus. Frauen wären reihenweise auf einen wie ihn reingefallen, und Mütter hätten ihn gern zum Schwiegersohn gehabt.
    Er war groß, hatte eine durchtrainierte Figur. Markante Gesichtszüge, dichtes braunes Haar verteilte sich auf seinem Kopf, an dem die hohe Stirn auffiel. Er trug eine Jacke, die recht eng geschnitten war, und eine Hose, die bis zu den Knöcheln reichte und dort in Umschlägen endete.
    Gelassen schlenderte er näher, und ich machte mich darauf gefasst, gegen ihn kämpfen zu müssen. Das war alles andere als ein Vergnügen, denn seine Methoden kannte ich. Sie waren manchmal an Grausamkeit nicht zu überbieten. Man hatte ihm Kräfte gegeben, die er gnadenlos einsetzte. Da schaffte er es sogar, mit seinen geistigen Kräften den Menschen den Kopf auf den Rücken zu drehen. Er konnte ihnen auch die Glieder verdrehen, das alles hatte ich schon erleben müssen. Und dies hier konnte man als seine Stunde bezeichnen. Seine Zeit in seiner Welt.
    So sah ich das, und ich wusste auch, dass ich dem nicht entgehen konnte. Ich stand hier allein auf weiter Flur.
    Er schlenderte näher. Er glich jemandem, dem es Freude bereitete, auf eine bestimmte Art und Weise zu provozieren. Ich sah in sein Gesicht. Es strahlte jetzt die kalte Überheblichkeit aus, die Matthias alles andere als sympathisch machte. Da hätte ihn sich keine Mutter als Schwiegersohn gewünscht.
    Ich wartete auf ihn. Was hätte ich auch anders tun können? Gar nichts, denn hätte ich meine Waffe gezogen und auf ihn gefeuert, er hätte mich nur ausgelacht. Es war eigentlich unmöglich, ihn zu besiegen. Er und seine Helfer hatten es geschafft, eine perfekte Falle zu bauen, das musste ich zugeben.
    Wer ihn sah, der ließ sich leicht täuschen. Auf der anderen Seite jedoch schaffte dieser Typ es, eine wahnsinnige Angst zu verbreiten. Das war schon grauenhaft. Eine Angst, an der derjenige, den es erwischt hatte, ersticken konnte. Das alles saugte ich mir nicht aus den Fingern, ich hatte es schon öfter erlebt. Und auch ich hatte unter einer irren Angst gelitten, als ich seinem Boss Luzifer gegenübergestanden hatte. Aber Matthias hielt sich zurück. Er war auch nicht Luzifer. Er war nur sein erster Diener hier auf dieser Welt und er arbeitete mit anderen Methoden.
    Noch einen Schritt ging er. Oder schlenderte ihn, denn so sah es tatsächlich aus. Dann blieb er stehen.
    Auch ich hütete mich davor, auf ihn zuzugehen. Er war es, der etwas von mir wollte, und so sollte es auch bleiben.
    Die Distanz zwischen uns war klein genug, um uns in die Gesichter sehen zu können.
    Wir taten es.
    Keiner zuckte mit den Wimpern. Wir schauten uns nur an, und jeder wartete auf eine Reaktion der Gegenseite, die aber nicht erfolgte.
    Lauern, warten, vielleicht auch drohen. Darauf wartete ich, aber ich lauerte vergeblich darauf, denn Matthias tat nichts, abgesehen davon, dass er mich von Kopf bis zum Fuß mit einem kalten Blick abmaß, bevor er den Kopf schüttelte.
    Auch jetzt stellte ich keine Frage und wartete darauf, dass er zu reden begann, denn das Kopfschütteln allein konnte es nicht sein. Da musste noch etwas nachkommen.
    Und es kam etwas nach. Er begann mit einer säuselnden Stimme zu sprechen, deren Klang mir ganz und gar nicht gefiel. Sie hörte sich für mich einfach widerlich an. Ich musste mich beherrschen, um nicht die Lippen zu verziehen, blieb starr stehen und schluckte nur.
    »Jetzt bist du hier!«
    Ich hörte die Genugtuung aus seiner Stimme, die bei den folgenden Worten das Säuseln nicht verloren hatte.
    »Und das freut mich. Ja, das freut mich über alle Maßen. Ich finde das perfekt. Allein, dass du freiwillig gekommen bist. Hätte ich mir kaum träumen lassen.«
    »Freiwillig?«
    »Oder fast. Es war ein kleiner Dimensionswechsel, der dir ja nicht unbekannt gewesen sein dürfte. Aber im Ernst. Ich hätte nicht mit dir gerechnet.«
    »Ja, das hat auch mich überrascht«, gab ich zu. »Dabei sollte ich mir nur einen Engel anschauen, der in den Bergen von zwei Wanderern gefunden wurde.«
    »Ich weiß Bescheid. Es war Pech, dass er gefunden wurde und man so auf ihn reagierte. Aber er hat es nicht anders gewollt. Er hatte unsere Welt hier verlassen. Er hasste sie. Er wollte nicht mehr hier sein. Da floh er.«
    »Und wer hat ihn getötet?«
    »Das weiß ich nicht. Ich bin es nicht gewesen,
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