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1771 - Der Tempel der Mondgoettin

Titel: 1771 - Der Tempel der Mondgoettin
Autoren: Unbekannt
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erschrocken an, und ihm fiel auf, daß er sie gar nicht richtig wahrnehmen konnte, als ob sie nicht wirklich vorhanden sei. Doch er hatte die Hand an seiner Schulter gespürt. Sie war hart und kräftig gewesen.
    „Ich muß mit dir reden", sagte der Priester mit dunkler Stimme.
    Bevor Thorga-Thze sich dessen versah, stand er in einem kleinen Nebenraum, der nichts enthielt als einen Tisch und einen Stuhl. In der hinteren Wand befand sich ein kleines, dreieckiges Fenster.
    Harte Hände dirigierten ihn zum Stuhl und setzten ihn darauf.
    Der Ambraux-Cryper war wie gelähmt.
    Zugleich schlug sein Herz rasend schnell und so laut, daß er meinte, der Priester müßte es hören.
    Er zweifelte nicht daran, daß seine Mission beendet war. Der Priester hatte ihn als einzigen aus der Menge hervorgeholt. Das konnte nur einen Grund haben.
    Er war als Agent Coram-Tills erkannt worden.
    Die logische Konsequenz daraus war das Todesurteil.
    Doch welchen Rang nahm sein Gegenüber in der Hierarchie des Tempels ein? Er trug unter einem dunklen Umhang, der vorn offenstand, ein grün und braun gestreiftes Gewand, das im Brustbereich mit einigen gelben Streifen versehen war.
    Thorga-Thze wußte, daß die Farben der Kleidung darüber Auskunft gaben, welche Bedeutung ein Priester hatte. Sie informierten ebenso über sein Alter, seine Herkunft, die Zahl seiner direkten Begegnungen mit dem göttlichen Dan-Sandin, seine Verdienste und das ihm bevorstehende Schicksal, welches vom Orakel vorausgesagt wurde. Anfangs hatte der Agent Coram-Tills sich intensiv darum bemüht, hinter das Geheimnis der unterschiedlichen Farben und der Kleidungsstücke für die Priester zu kommen, irgendwann aber hatte er aufgegeben.
    Die Zahl der Informationen, die über die Kleidung und deren farbige Muster vermittelt wurden, war so groß und unübersichtlich, daß es ihm nicht gelungen war, ein System zu erkennen. Er bezweifelte sogar, daß alle Priester das Geheimnis kannten. Wirklich begriffen hatten es wohl nur diejenigen Tempeldiener, die bereits als Kleinkinder in den Tempel gebracht worden und hier aufgewachsen waren.
    Erst jetzt erkannte Thorga-Thze, wie groß der Priester war. Er konnte ihn nicht deutlich ausmachen, weil er von Rauchschwaden umgeben war und weil es noch etwas gab, das ihn verzerrt und unwirklich erscheinen ließ, als ob er keine Person, sondern ein Spiegelbild vor sich habe.
    Doch der Priester war da. Er spürte seine Hand, als dieser sie ihm nun auf die Schulter legte.
    „Wir beobachten dich schon seit einiger Zeit", eröffnete der Priester ihm, „und du hast schon einiges für uns getan. Nun wollen wir wichtigere Schritte einleiten."
    Thorga-Thze glaubte, sich verhört zu haben.
    Er sollte etwas für die Priester des Tempels getan haben?
    Ausgeschlossen!
    Wenn der Priester glaubte, daß er ihn zu seinem Werkzeug machen konnte, dann hatte er sich geirrt. Er dachte gar nicht daran, für Dan-Sandin und seine Priester zu arbeiten. Er war ein Ambraux, und er war stolz darauf. Er wollte lieber sterben, als sich als Agent umdrehen zu lassen.
    Der Priester hob die rechte Hand und gewährte ihm damit einen Blick auf seine Handfläche.
    Thorga-Thze sah das Fhan-Symbol, und er hatte das Gefühl, daß man ihm den Boden unter den Füßen wegzog. Plötzlich erfaßte er, daß er in der Tat bereits etwas für die Priester getan hatte.
    Er wollte schreien, aber er konnte nicht. Irgend etwas schnürte ihm die Kehle zu.
    Plötzliche Atemnot überfiel ihn, und er wandte sich ab, machte einige taumelnde Schritte, bis er unmittelbar an dem kleinen Fenster stand. Verstohlen schaltete der Ambraux das Sauerstoffgerät an, doch dann stockte ihm der Atem. Durch das Fenster konnte er in einen kleinen Nebenraum sehen, und plötzlich wußte er, wie die Priester ihn gefunden hatten.
    Er hatte eine Dummheit begangen, indem er sich von dem Charme einer jungen Frau hatte einfangen lassen. Hals über Kopf hatte er sich in sie verliebt, und dabei war er unvorsichtig gewesen.
    Sie hatte sein Atemgerät bemerkt, als sie sich in den Armen gelegen und sich geliebt hatten, doch sie hatte ihm hoch und heilig versprochen, ihn nicht zu verraten.
    Sie hatte ihren Schwur unter der Folter gebrochen.
    Jetzt lag sie bewußtlos und mit geschundenem Körper im Nebenraum auf dem Boden; sie schien dem Tode näher zu sein als dem Leben.
     
    *
     
    „Wir lassen uns nur auf das Unternehmen ein, wenn die gesamte Rebellenflotte daran teilnimmt", wiederholte Perry Rhodan an Bord der
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