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1769 - Wenn Tote wieder da sind...

1769 - Wenn Tote wieder da sind...

Titel: 1769 - Wenn Tote wieder da sind...
Autoren: Jason Dark
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Sie auf!«
    »Und dann?«
    »Stehen Sie einfach nur auf!«
    Das tat sie auch. Allerdings etwas zögernd. Sie blieb neben dem Tisch stehen und richtete ihren Blick nach vorn, als wollte sie mich ansehen. Ich sah die dunklen leeren Augen.
    Ich ging zu ihr und fasste sie an. Sie sträubte sich gegen mein Ziehen und hielt sich an der Stuhllehne fest, was ihr jedoch nichts nützte.
    »Kommen Sie mit!«
    »Und wohin?«, kreischte sie.
    »Erst mal mit nach draußen. Dort schauen wir uns um. Auch wenn Sie nichts mehr sehen, ich will Sie trotzdem in meiner Nähe haben. Sie sind so etwas wie eine Geisel.«
    Das wollte sie nicht sein, denn sie schlug nach mir. Ihre Hand streifte mich nur.
    Ich war es leid und zerrte sie vom Tisch weg. Sie verfluchte mich und stolperte hinter mir her. Ich nahm keine Rücksicht mehr. Es ging um Glenda, die ich unbedingt finden musste. Sie war draußen nicht zu sehen, das erkannte ich schnell. Also blieb ich bei meiner Vermutung, dass sie sich in diesem zweiten Haus, der ehemaligen Leichenhalle, aufhielt.
    Ich hatte die Schwester zu mir an die Seite geholt. Ihren Mund konnte sie nicht halten. Immer wieder stieß sie Flüche aus, aber sie versuchte nicht mehr, nach mir zu schlagen.
    »Der Teufel wird Sie in Fetzen reißen!«, versprach sie mir. »Er wird Sie ausbluten lassen, das kann ich Ihnen versprechen. Sie werden keine Chance haben, gar keine.«
    »Abwarten«, sagte ich nur, denn ich hatte keine Lust, mich mit ihr zu unterhalten.
    Die Leichenhalle hatte zwei Eingänge.
    Ich wollte wissen, welchen wir nehmen mussten, aber die Schwester lachte nur.
    Dann sprach sie vom schwarzen Licht, das den Sieg davontragen würde. Sie hatte nichts vergessen, der Teufel war ihr noch immer sehr nah. Sie flüsterte wieder Flüche, und ich konnte mir kaum vorstellen, dass sie eine barmherzige Person war, die sich um Menschen kümmerte, die im Abseits standen.
    Wir erreichten einen der Eingänge. Er war natürlich geschlossen. Ob die Tür auch verschlossen war, das musste sich erst noch herausstellen. Die Schwester sah zwar nicht, wo wir uns aufhielten, aber sie wusste es trotzdem. Wieder wollte sie sich befreien und fing an zu zerren. Ich hatte große Mühe, sie zu halten.
    »Wenn Sie nicht aufhören, dann muss ich zu härteren Mitteln greifen«, fuhr ich sie an.
    »Wollen Sie mich schlagen?« Sie grinste. Bei dem Ausdruck ihrer Augen fiel dieses Grinsen schaurig aus.
    Ich machte kurzen Prozess, zerrte sie gegen mich und öffnete die Tür. Ich hatte Glück, denn sie war nicht verschlossen. Die Schwester hatte gehört, was geschehen war, und sprach davon, dass die Hölle auf uns wartete.
    Mich interessierte das Gelaber nicht. Ich zerrte sie zur Seite und stieß sie durch die offene Tür in das Innere der ehemaligen Leichenhalle. Sie stolperte weiter, und als ich sie losließ, riss sie ihre Arme hoch und schrie nach dem Teufel.
    »Lass mich nicht im Stich und zeig endlich, dass du der Sieger in dieser Welt bist...«
    ***
    Die Dunkelheit blieb bestehen und sorgte dafür, dass Glenda sich nicht besser fühlte. In einer derartigen Umgebung verlor man jegliches Gefühl für Zeit, und so erging es auch der Frau. Sie wusste nicht, ob Minuten vergangen waren oder schon eine halbe Stunde.
    Die Finsternis hielt alles in Schach, und Glenda hatte erst gar nicht versucht, sich gegen sie zu wehren. Sie war weder vor noch zurück gegangen. Nur ein paar kleine Schritte nach links und rechts, und es hatte keinen Widerstand gegeben, der sie aufgehalten hätte.
    Wie ging es weiter?
    Sie wusste es nicht. Sie wusste auch nicht, wer auf sie lauerte. Sie hatte nur den Eindruck, dass diese Finsternis sich von der normalen, die sie kannte, unterschied.
    Sie kam ihr anders vor.
    Sie war dichter. Sie war förmlich zum Greifen. Als wäre sie schwarzer Ruß, der sich um sie gelegt hatte. Es war so ungewöhnlich, und Glenda dachte mehr über die Finsternis nach als über ihre eigene Furcht. Sie fragte sich, ob sie von einem Lichtstrahl durchdrungen werden konnte oder ob sie so dicht war, dass ihr keine Helligkeit etwas antun konnte.
    Sie dachte an den Spuk, der auch aus dieser undurchdringlichen Finsternis bestand, aber sie wusste auch, dass er in diesem Fall nichts damit zu tun hatte.
    Und doch war Glenda nicht völlig untätig. Wie jede Frau trug auch sie eine Handtasche bei sich. Sie war an einem langen Riemen befestigt, der quer über ihre Schulter hing und vor der Brust weiterführte. In der Tasche befand sich der übliche Kram, den
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