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1765 - Der Schattenprinz

1765 - Der Schattenprinz

Titel: 1765 - Der Schattenprinz
Autoren: Jason Dark
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meiste Zeit.
    Der Mann, der die Kutsche selbst lenkte, schien keine Müdigkeit zu kennen, und am zweiten Tag, der auch schon weiter fortgeschritten war, kam er wieder zu seiner Gefangenen. Er brachte das Wasser mit, das nicht mehr so frisch schmeckte, aber auch eine Nachricht für die Frau.
    »Es ist unsere letzte Pause vor dem Ziel.«
    »Und wo werden wir dann sein?« Sie musste es fragen, denn sie hatte bisher noch keine Antwort bekommen.
    »In einem Kloster.«
    »Was?« Sie schrak zusammen. Also hatte ihr Onkel seine Drohung wahr gemacht und wollte sie hinter Klostermauern von der Welt abschotten.
    »Ja, ich werde dich zu einem Kloster bringen. Du wirst dein weiteres Leben zwischen den frommen Frauen führen können.«
    Das war für sie wie ein Schlag in den Magen gewesen.
    »Lass mich frei.«
    Der Templer lachte. »Warum sollte ich dich freilassen? Du würdest zu einer Gefahr für die Menschen werden, und das kann ich nicht zulassen. Klar?«
    »Ich bin kein Vampir.«
    »Da gebe ich dir recht. Aber du könntest sehr schnell einer werden. Ein Biss reicht aus, und du würdest auf Blutsuche gehen. Das will ich verhindern.«
    »Dann töte mich!«
    Der Templer lachte nur und stieg wieder auf den Bock. Er wollte den Rest der Fahrt hinter sich bringen, und das schaffte er auch.
    Hector de Valois wäre nie zu dem Kloster gefahren, wenn Guy de Flores dort nicht bekannt gewesen wäre. Die Nonnen kannten ihn, und da besonders die Äbtissin.
    Sie hieß Amalia und war eine Frau, die mit beiden Beinen im Leben stand. Er wusste, dass die Äbtissin ihm vertrauen würde.
    Amalia würde sich um Dahlia kümmern. Aber nicht nur sie, auch ihre Schwestern.
    Das Kloster lag nicht in einem Ort, sondern abseits zwischen zwei Dörfern. In der Nähe breitete sich ein Sumpf aus. Die frommen Frauen ernährten sich autark. Es gab einen Garten, und auch eine Weide mit Vieh war vorhanden.
    Das Kutschpferd war bereits ziemlich erschöpft, als der Templer Hector de Valois es vor dem Tor zügelte. Es war die einzige Stelle, an der die hohe Wand unterbrochen war. Nur durch dieses Tor konnte man in den Innenhof gelangen.
    Der Ankömmling war bereits gesehen worden. Er musste sich nicht bemerkbar machen. Kaum hatte er angehalten, wurde ihm das Tor geöffnet und er lenkte die Kutsche in den Innenhof.
    Er war froh, nicht in der Dunkelheit angekommen zu sein. So konnte er seinen Blick schweifen lassen, und er sah, dass die Nonnen auch innerhalb der Mauern aktiv geworden waren.
    Sie hatten Gartenstücke angelegt, um das zu pflanzen, was sie zum Leben brauchten. Tiere gab es auch. Er sah einige Hühner, die fröhlich gackerten und ihr Futter pickten.
    Eine ältere Nonne kam auf ihn zu. Der Mund in ihrem runzeligen Gesicht war zu einem schmalen Lächeln verzogen.
    »Die Äbtissin weiß Bescheid, ich habe ihr die Nachricht zukommen lassen, als wir dich kommen sahen.«
    »Das freut mich.« Er lächelte ebenfalls und fragte dann: »Und wie geht es euch hier?«
    »Gut. Aber für mich gilt, dass die Kälte des Todes nicht mehr weit entfernt ist.«
    »Meinst du?«
    »Ja. Wer so alt wie ich geworden ist, der spürt es, wenn seine Zeit abläuft.«
    Die alte Nonne trat zur Seite, um der Äbtissin Amalia Platz zu machen, die die geschützten Räume verlassen hatte und nun über den Hof kam. Sie hatte sich noch einen Mantel übergeworfen, der sie vor der Kälte schützte. Auf dem Kopf saß keine Haube, sondern so etwas wie eine flache Strickmütze, auch ungewöhnlich für eine Nonne.
    »Mein Freund Hector, da bist du mal wieder.«
    »Das hatte ich dir doch versprochen.«
    »Stimmt. Aber du weißt selbst, wie die Zeiten sind. Recht unterschiedlich. Wer heute dein Freund ist, der kann morgen schon dein Feind sein.«
    »Ja, das stimmt leider.«
    »Aber ich sehe, dass du nicht allein gekommen bist.«
    De Valois nickte und drehte sich um. Er schaute auf das Pferd und die Kutsche. Das Tier war dabei, Wasser zu saufen. Es würde auch noch etwas Hafer bekommen.
    »Sie befindet sich in der Kutsche. Du kannst dich noch entscheiden. Wenn du sagst, dass du sie nicht in dein Kloster aufnehmen willst, dann nehme ich dir das auch nicht übel.«
    »Sag nicht so etwas, mein Freund. Ich werde dir keinen Wunsch abschlagen.«
    »Danke.«
    »Darf ich die Frau sehen?«
    »Gern. Vorher muss ich dir noch sagen, dass sie sehr jung ist, aber auch sehr schön.«
    »Warum auch nicht?«
    »Ich sage es nur.«
    Amalia legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Mach dir keine Gedanken um sie. Ich werde
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