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1765 - Der Schattenprinz

1765 - Der Schattenprinz

Titel: 1765 - Der Schattenprinz
Autoren: Jason Dark
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dich nicht holen. Es kann niemand mehr dein Blut trinken, es gehört dir. Und du solltest auch nicht zu einer anderen Person werden. Deshalb werden wir versuchen, dir zu helfen. Und ich denke, dass wir es schaffen.«
    De Valois kam es vor, als würde sie nicht mehr so tief atmen können. Das konnte jedoch eine Einbildung sein. Dann fing sie an zu lächeln, wobei das Lächeln kein wirkliches war. Es verzerrte sich immer mehr zu einem Grinsen.
    »Ich hasse dich! Ich will dich nicht! Du bist ein widerliches Geschöpf Mensch!«
    »Ja, ich bin froh, ein Mensch zu sein. Und ich will, dass auch du ein Mensch bleibst und keine Gefahr für die Menschen wirst, weil du auf der Jagd nach ihrem Blut bist.«
    »Blut?«
    »Ja, was sonst?«
    Sie lachte. »Das Blut ist überall. Egal, wohin ich gehe. Ich sehe es. Ich rieche es. Ich werde immer satt werden. Ich habe es noch nicht getrunken, aber bald werde ich es tun. Noch ein Biss oder vielleicht noch zwei, dann ist es so weit.«
    Hector de Valois’ Blick wurde düster. Für ihn stand fest, dass diese junge Frau verloren war. Trotzdem wollte er sie nicht loslassen. Er sah sie an.
    Ihr Gesicht war verschwitzt. Die Augen schimmerten. Die etwas zu dicken Lippen zitterten. Sanft geschwungene Brauen standen wie zwei Brücken über den Augen. Das lange dunkle Haar klebte zusammen. Es hing auf ihrem Rücken. Dadurch lag die Stirn frei, die sehr hoch und auch breit war.
    Nein, diese junge Frau musste gerettet werden. Sie durfte nicht den Schrecken des endlosen Todes anheim fallen. Dagegen wollte er etwas tun.
    »Was starrst du so? Willst du mich? Soll ich für dich eine Hure sein? Eine, die wild auf dein Blut sein wird, nachdem ihr Geliebter sie noch mal besucht hat?«
    »Nein, das sollst du nicht. Aber ich mag dich trotzdem sehr. Und weil ich dich mag, will ich dich auch retten.«
    »Ach ja«, höhnte sie, »wie denn?«
    »Ich werde es dir zeigen.«
    Diese sehr ernst gesprochenen Worte ließen die Frau aufhorchen. Sie machte den Eindruck, als wollte sie von ihrem Platz flüchten, was sie jedoch nicht fertig brachte.
    Die dicken Kerzen, deren Flammen hier das Licht verteilten, beleuchteten die Szene recht gut, aber sie ließen auch ein etwas geheimnisvolles Dunkel zu, in das de Valois eingetaucht war. Dabei hatte er nur einen Schritt nach hinten gehen müssen.
    Bisher hatte sich Hector normal verhalten. Nun änderte sich dies. Zwar auch nicht radikal, aber so, dass es schon auffiel, denn er griff unter sein langes Lederhemd, bei dem er zuvor zwei Köpfe geöffnet hatte. Dabei ließ er Dahlia nicht aus den Augen, die ihrerseits ihn anschaute. Es wurde nichts mehr gesprochen, denn eine fast heilige Spannung lag in der Luft.
    Hector de Valois tat es.
    Er zog an dem Lederriemen, an dem ein bestimmter Gegenstand hing, und er holte ihn ins Freie.
    Die beiden Männer sahen ihn.
    Es war ein silbernes Kreuz.
    Auch Dahlia sah es.
    Und sie fing an zu schreien wie unter einer starken Folter...
    ***
    Ihr Geschrei war schrecklich. Es füllte den gesamten Raum aus, und der war nicht eben klein.
    Dabei hatte sie das Kreuz noch nicht mal angefasst. Wie erstarrt hockte sie in ihrem Sessel. Nur das Geschrei drang aus ihrem offenen Mund, aber auch das veränderte sich, wurde leiser und verwandelte sich schließlich in ein Wimmern.
    Hectors Hand zitterte nicht, in der er das Kreuz hielt. Sie musste es einfach anschauen und konnte ihren Blick nicht abwenden.
    Hector de Valois wollte nicht, dass sie es anfasste. Dann hätte sein Plan zu leicht kippen können, aber er hörte die Frage seines Freundes Guy de Flores.
    »Was ist das? Was hat das zu bedeuten?«
    »Es ist die Angst vor dem Kreuz. Dahlia befindet sich bereits auf dem Weg in ihr neues Leben oder Schicksal. Aber sie hat den Punkt noch nicht ganz erreicht.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich denke, dass man sie noch retten kann.«
    De Flores überlegte. »Auch ohne irgendwelche Schäden, die zurückbleiben?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Aber bleibt es dabei, dass sie ins Kloster gehen soll?«
    »Das auf jeden Fall. Dort wird man sich um sie kümmern.«
    »Okay. Die Kutsche steht unten im Hof, sollen wir jetzt gehen oder noch warten?«
    »Nein, ich möchte sofort fahren.«
    »Ich kann das Pferd anspannen lassen.«
    De Valois schüttelte den Kopf. »Nein, nein, das machen wir selbst. Ich möchte nicht, dass man uns sieht und womöglich Fragen stellt. Du weißt, dass die Menschen neugierig sind, und zu viel Neugierde ist schädlich.«
    Guy de Flores warf
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