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1763 - Einer sieht alles

1763 - Einer sieht alles

Titel: 1763 - Einer sieht alles
Autoren: Jason Dark
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unter meinen Pullover, um an das Kreuz heranzukommen.
    Es fühlte sich noch warm an. Ich war also keiner Täuschung erlegen, und das sagte ich auch Jane Collins.
    »Das habe ich auch nicht angenommen, wirklich nicht. Ich bin nur so von der Rolle, denn ich hätte nicht gedacht, dass wir auf so etwas stoßen würden. Aber das scheinen wir ja anzuziehen.«
    »Es ist ja noch nicht bewiesen, dass es sich dabei um deine Nancy Wilson handelt. Es ist durchaus möglich, dass in diesem alten Haus noch eine andere Quelle steckt, die eine so negative Kraft abstrahlt.«
    »Dann müssen wir sie finden, John.«
    »Ja. Und zwar so schnell wie möglich.«
    Jane Collins sagte nichts. Sie stand da, schaute mich an, und ich sah in ihr Gesicht.
    »Was könnte sich da im Haus getan haben?«, fragte sie.
    »Ja, ich weiß es nicht. Aber wir sollten nicht zu lange zögern.«
    »Und wie willst du ins Haus kommen?«
    »Ganz offiziell, meine Liebe. Wir klingeln, dann wird schon einer aus der WG öffnen...«
    ***
    Das Auge stand dort.
    Das unheimliche Auge!, dachte Nancy Wilson und schüttelte sich, da die Starre verschwunden war.
    Es sah aus wie gemalt. Als hätte jemand mit feinen Pinselstrichen nachgeholfen, um es so echt wie möglich aussehen zu lassen.
    Nancy Wilson musste erst Zeit verstreichen lassen, bis sie sich traute, genau hinzuschauen. Sie sah die Pupille in der Mitte, die schwarz wie ein Kohlestück war. Und sie sah die Iris um die Pupille herum. Deren Farbe war allerdings ein schwaches Rot, das sogar mehr ein Orange war.
    Das Auge war offen. Wenn das Auge ein Fenster zur Seele war, wie die alten Ägypter es genannt hatten, dann wird hier bald etwas Unheimliches erscheinen, dachte Nancy.
    Sie empfand es nur als seltsam, dass sie keine Angst vor diesem Auge hatte. Bei der Stimme war es anders gewesen, aber beides gehörte wohl zusammen.
    Nur ein Auge und kein zweites. Es erschien kein Gesicht, wie sie es erwartet hatte. Es blieb bei diesem einen Auge, und das hatte eine Botschaft für sie.
    Welche das war, wusste sie nicht, doch sie ahnte, dass es Kontakt mit ihr aufnehmen wollte. Eine genaue Botschaft empfing sie nicht, aber sie spürte, dass sie allmählich in den Bann des Auges geriet.
    Fremde Gedanken erreichten sie. Böse Gedanken. Gedanken, die sich gegen Menschen richteten und ihr den Tod sympathisch machten. Ja, sie freute sich über ihn. Er war etwas Besonderes, und er schien sie in sein Herz geschlossen zu haben, falls es so etwas überhaupt bei ihm gab.
    Sie fand sogar den Mut, die andere Seite anzusprechen. »He, was glotzt du so blöd?« Es war eine reine Provokation, eine solche Frage zu stellen, und Nancy war gespannt darauf, wie die andere Seite reagieren würde.
    Das Auge tat nichts. Es schaute nur. Es wirkte starr, und in ihm hatte sich nach dem ersten Erscheinen nichts verändert. Dennoch fühlte sich Nancy Wilson beobachtet, und das von einer Kreatur, die sie bisher nicht zu Gesicht bekommen hatte.
    Zu ihr gehörte das Auge. Und möglicherweise ein Körper, mit dem es eine Verbindung eingegangen war.
    Nur Auge oder auch Körper?
    Sie wollte eine Antwort haben und fragte mit leiser Stimme: »Wer bist du?«
    Die Stimme war da. Sie lachte wieder. »Bist du nervös?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Ich begreife das nicht. Zu wem gehört dieses Auge? Wer kann es entstehen lassen?«
    »Mach dir darüber keine Gedanken, denn sei stolz darauf, dass sich das Auge dich ausgesucht hat.«
    Nancy Wilson hatte jedes Wort verstanden, aber nicht so recht begriffen. Sie wusste nur, dass dieses unheimliche Auge sie ausgesucht hatte, weil es etwas mit ihr vorhatte. Was es genau war, das wusste sie nicht. Sie hoffte aber, es bald zu erfahren. Und sie hatte plötzlich nichts dagegen. Nur eine Frage quälte sie, und die wollte sie los werden.
    »Was muss ich tun?«
    »Nichts...«
    »Wie nichts?«
    »Du musst einfach nur in das Auge schauen und dich konzentrieren, dann läuft alles von allein. Das Auge ist wichtig. Besonders sein Zentrum, die Pupille.«
    Es war okay. Sie nickte, obwohl sie den wirklichen Grund nicht kannte. Aber in dieser Nacht war so viel geschehen, dass es auf das eine oder andere auch nicht mehr ankam.
    Und so schaute sie hinein in die Pupille!
    Zuerst tat sich nichts. Das lief über Sekunden so, bis etwas passierte, was Nancy nicht begriff. Sie öffnete sich der anderen Seite. Sie sah, dass sie auf sie zukam und ihr etwas schickte, das sie bis zu diesem Zeitpunkt nicht kannte.
    Es war das Böse. Das Kalte, das
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