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1763 - Einer sieht alles

1763 - Einer sieht alles

Titel: 1763 - Einer sieht alles
Autoren: Jason Dark
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Antworten zurückgehalten.«
    »Ja, ich sollte es für mich behalten.« Jane blieb stehen und zog die Wollmütze tiefer in die Stirn. »Jetzt ist es auch egal. Von irgendeinem Menschen, dem sie mal einen Gefallen getan hat. Es war kein Verwandter. Er hat ihr etwas vermacht, aber nicht nur ihr, auch anderen Menschen, die ihm wohl Gutes getan haben.«
    »Die du aber nicht erst finden musstest«, sagte ich.
    »So ist es. Ich bin nur bei der letzten Person an der Erbenreihe hängen geblieben.«
    »Alles klar. Dann wollen wir sehen, dass wir den Job so schnell wie möglich hinter uns bringen. Ich möchte hier nicht auf der Stelle festfrieren.«
    »Wirst du schon nicht, keine Sorge.«
    Wir gingen über einen Bürgersteig. Hinter uns fuhr ein Auto, das näher kam. Wir hörten irgendein Geräusch im Motor, das gar nicht gut klang. Als wir uns umdrehten, sahen wir ein vereistes Etwas über die Straße fahren. Nur vorn an der Frontscheibe hatte der Fahrer ein Guckloch geschaffen. So fuhr er nicht ganz blind. Von den Kollegen erwischen lassen sollte er sich trotzdem nicht.
    Wir erreichten unser Ziel. Es war gut, dass uns der froschäugige Wirt das Haus beschrieben hatte, so mussten wir in der Reihe der Häuser nicht lange suchen, um das richtige zu finden.
    Man konnte das Gefühl haben, dass sich wegen der Kälte die Welt verändert hatte. Das traf nicht zu. Sie war die gleiche geblieben. Es lag eben an der Temperatur, dass man diesen Eindruck bekam. Da sahen die hellen Fenster im Mauerwerk weniger hell aus. Auf den Scheiben schienen eisige Schatten zu liegen, und die kahlen Äste der wenigen Bäume, die wir gesehen hatten, sahen aus wie dürre Totenarme.
    Vor dem Haus waren wir stehen geblieben. Unser Blick glitt an der Fassade hoch, und wir mussten erkennen, dass es an diesem alten Haus nichts Besonderes zu sehen gab.
    Vor uns lag auch der Eingang. Jane ging auf ihn zu. Sie setzte darauf, dass sie ein Schild mit dem Namen der Bewohner fand.
    Ich wartete am Rand des Gehsteigs. Das war eine Sache, die Jane auch allein durchziehen konnte, und ich fragte mich immer öfter, warum ich meine Freundin Jane Collins begleitet hatte.
    Ja, ich wusste die Antwort. Weil sie eine Freundin war und sie mich gebeten hatte. Dass sie Nancy Wilson in der Kneipe nicht angetroffen hatte, war eben Pech gewesen.
    Ich drehte den Kopf und sah Jane am Klingelbrett stehen. Sie suchte es mit ihrem scharfen Blick ab, ging dabei in die Knie, kam wieder hoch und schüttelte den Kopf.
    Ich ging auf sie zu. »Nichts?«
    »So ist es. Ich habe den Namen Nancy Wilson leider nicht entdecken können.«
    »In der WG auch nicht?«
    »Da sind überhaupt keine Namen aufgeführt, John.«
    »Das ist schlecht.«
    »Und mir ist es egal«, sagte Jane Collins. »Ich habe keine Lust, morgen noch mal herzukommen. Das ziehe ich jetzt durch. Ich schelle bei der WG. Irgendeiner wird schon öffnen. Es gibt für uns ja schließlich einen Grund.«
    »Du sagst es.«
    Jane lächelte mir noch knapp zu, dann drehte sie sich um, weil sie schellen wollte.
    Das alles verlief im normalen Rahmen, auch ich hatte keinen Grund, irgendeinen Verdacht zu schöpfen, bis zu dem Augenblick, als sich alles veränderte.
    Und zwar passierte es bei mir.
    Ich hatte den Eindruck, dass mein Kreuz in meine Brust drang, so scharf war der Schmerz, und für mich stand fest, dass mein Kreuz Alarm gegeben hatte, weil etwas Böses und Dämonisches in der Nähe lauerte...
    ***
    Ich blieb stocksteif stehen. Ich sagte auch nichts, aber ich spürte das Kribbeln im Nacken, das sich fortsetzte und bis hinab zum letzten Wirbel rann.
    Das Kreuz hatte mich gewarnt.
    Irgendwo musste sich die andere Seite gezeigt haben.
    Nein, nicht irgendwo, sondern vor mir im Haus. Ja, hinter diesen Mauern musste etwas Dämonisches lauern, auf das ich mal wieder gestoßen war, als hätte mich ein Wink des Schicksals genau vor dieses Haus geleitet, weil es einen triftigen Grund dafür gegeben hatte.
    Jane Collins war es aufgefallen. Ich stand zwar noch immer auf derselben Stelle, aber es lag an meiner Haltung, die sich verändert hatte.
    »Was ist mit dir los, John?«
    »Eigentlich nichts.«
    Jane kam näher. »Aber...«
    »Es lag an meinem Kreuz. Es hat mich gewarnt, und das wirklich nicht zu knapp.«
    Jane Collins kannte sich aus. Sie wusste, was es bedeutete, wenn sich mein Kreuz meldete. Dann war die andere Seite in der Nähe, denn ohne Grund geschah das nicht.
    »Und es war kein Irrtum?«
    Ich schaute Jane leicht betroffen an, griff
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