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1763 - Einer sieht alles

1763 - Einer sieht alles

Titel: 1763 - Einer sieht alles
Autoren: Jason Dark
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etwas von der Wärme mit. Wenn sie sich mal einen Tee oder Kaffee zubereiten wollte, dann musste sie den Kocher anstellen. Andere Wärmequellen gab es in diesem einen Zimmer nicht.
    Unter der Decke klebte eine Lampe. Sie war mal weiß gewesen. Jetzt zeigte sie eine graue Farbe. Die hatte der Staub hinterlassen, denn an Putzen dachte Nancy nicht.
    Sie legte sich nieder.
    Die Matratze war recht weich, reichte aber bei längerem Liegen nicht aus. Da spürte sie dann die Kälte und auch die Härte des Bodens. Das Licht brannte nicht. Wenn sie es hell haben wollte, würde sie zur Taschenlampe greifen, die neben ihrer Liegestatt lag.
    Es war nicht völlig dunkel. Sie sah immer noch, wo sich das Fenster befand, dessen Scheibe am Morgen sicherlich zum Teil mit Eisblumen bedeckt sein würde.
    Nancy lauschte.
    Es war nichts zu hören, was ihr verdächtig vorgekommen wäre. Auch die Stimme war nicht da.
    Dafür hörte sie etwas anderes. Irgendwo taute Eis. Die Wassertropfen fielen aus einer bestimmten Höhe nach unten und prallten irgendwo gegen. Genau dieses Geräusch war dabei gut zu hören.
    Sie wollte es ignorieren, aber das schaffte sie nicht. Nancy konzentrierte sich immer wieder nur auf dieses Tropfen, sodass sie das andere vergessen hatte.
    Umgekehrt war es nicht so.
    Die andere Seite meldete sich. In der Dunkelheit klang die Stimme noch schlimmer.
    »Ich bin noch immer da...«
    ***
    Der Wirt glotzte uns aus Augen an, die ihm fast aus den Höhlen quollen. Dabei meinte er sicherlich mehr die Privatdetektivin Jane Collins und weniger mich, obwohl ich mit Jane an einem Tisch saß und in die Leere der Kneipe blickte.
    Außer einem Mann, der selig schlief, waren wir die einzigen Gäste. Und natürlich der Wirt mit den hervorquellenden Augen, die an die eines Frosches erinnerten. Deshalb wurde der Wirt auch nur Frog genannt. Das wiederum hatte mir Jane Collins gesagt.
    Und warum saßen wir hier?
    Sicherlich nicht, um uns zu vergnügen. Jane hatte mich gebeten, sie zu begleiten, denn es ging um einen Job, den sie angenommen hatten, was sie aber nun bereute.
    Sie sollte eine junge Frau finden, die Nancy Wilson hieß. Es ging da um eine Erbschaft.
    Ein Jane bekannter Anwalt hatte sie gebeten, den Aufenthaltsort der jungen Frau in Erfahrung zu bringen, und die Detektivin hatte es auch geschafft.
    Sie wusste, wo Nancy lebte. Das wusste ich auch, denn ich hatte mich überreden lassen, Jane Collins zu begleiten. Mir gegenüber hatte sie erklärt, dass sie sich schutzlos fühlte. Das konnte auch eine Ausrede gewesen sein, weil sie keinen Bock darauf hatte, allein zu bleiben. Außerdem war es mal wieder an der Zeit, dass wir uns trafen und uns ein wenig austauschten, wobei wir beide leicht depressiv werden konnten, wenn es um Justine Cavallo ging, denn wir hatten seit einiger Zeit keine Spur mehr von der Blutsaugerin entdeckt. Dass sie für immer verschwunden war, daran glaubten wir beide nicht. Irgendwann würde sie schon wieder auftauchen, und dann ging es rund.
    Hier aber warteten wir auf das Auftauchen einer gewissen Nancy Wilson. Angeblich sollte sie sich in dieser Kneipe öfter aufhalten, aber an diesem Abend hatte sie sich nicht blicken lassen, und so hockten Jane und ich allein an einem Tisch.
    Alkohol hatten wir keinen getrunken, sondern nur Wasser. Gegessen hatte keiner von uns etwas, denn das war auch nicht der richtige Ort. Da bekam man keinen Hunger.
    Ich schaute Jane an.
    »Frag mich nicht«, sagte sie, »ich weiß es nicht.«
    »Was weißt du nicht?«
    »Ob wir noch länger bleiben sollen.«
    »Stimmt.«
    Jane nickte und stand auf. Verschwinden wollte sie nicht, denn sie ließ ihre gefütterte Jacke an der Stuhllehne hängen. Dafür schlenderte sie auf den Tresen zu, wo der Wirt mit seinen Froschaugen stand. Er senkte jetzt den Blick.
    Jane nickte ihm zu. »Sie wissen, warum wir hier sind?«
    »Ja. Ihr wolltet mit Nancy Wilson sprechen.«
    »Genau. Und wir wollen nur mit ihr reden und sie nicht verhaften oder ihr den Kopf abreißen.«
    »Ich weiß.«
    »Deshalb meine Frage. Glauben Sie, dass Nancy noch an diesem späten Abend kommen wird?«
    Das Froschauge zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich nicht. Ich bin nicht ihr Hüter.«
    »Aber Sie kennen ihre Gewohnheiten.«
    »Nur Teile davon.«
    »Gut, Meister, dann glauben Sie also nicht, dass sie noch hier erscheinen wird.«
    »So ist es. Schauen Sie mal in der WG nach. Das ist am besten. Hätten Sie auch gleich tun können.«
    »Ja, das hätten wir. Aber manchmal gibt
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