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1759 - Engelslicht

1759 - Engelslicht

Titel: 1759 - Engelslicht
Autoren: Jason Dark
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anderen Welt stammte.
    Der Zwilling blieb stehen.
    Das war schon mal gut. So konnte ich mir eine Strategie ausdenken. Es sah nicht nach einem Angriff aus, und genau dieses Verhalten verunsicherte mich.
    Angreifen oder warten?
    Ich wusste es nicht. Was war nun besser? Von der anderen Seite erreichte mich kein Signal des Angriffs. Es blieb ruhig, und der Zwilling beobachtete nur.
    Worauf wartete er? Dass ich mein Kreuz zog und es ihm entgegen hielt? Oder eine Waffe, mit der ich auf ihn schießen würde?
    Ich schaute in sein Gericht und suchte nach einem Hinweis, was er vorhatte. Dieser Engel war keiner, den man sich an sein Bett geholt hätte, um sich Trost spenden zu lassen.
    Dieser Typ war das Gegenteil. Verschlagen und widerlich.
    Ich glaubte nicht daran, dass es sich um sein wahres Gesicht handelte. Das sah anders aus, das zeigte sich glatter und eine graue Haut hatte es auch nicht. Aber das war zweitrangig.
    Ich stand auf seiner Liste ganz oben, und da war ich mal gespannt, welche Show er abziehen wollte...
    Da war sein Gesicht, auf das ich mich konzentrierte. Ich kannte es ja, aber ich musste auch zugeben, dass mir Uriel nicht so stark im Gedächtnis zurückgeblieben war.
    Er lächelte.
    Ich lächelte zurück und wollte ihm zeigen, dass ich keine Angst vor ihm hatte.
    »Und jetzt?«, fragte ich.
    »Hole ich dich.«
    »Wohin?«
    »In die Hölle, Sinclair. Ja, ich will, dass du in der Hölle schmorst.«
    »Okay, das hast du vor. Ich frage mich allerdings, was dein Zwilling dazu sagt. Glaubst du, dass er begeistert sein wird, wenn er erfährt, dass einer, der ihm eigentlich nahesteht, vernichtet werden soll?«
    »Es ist mir egal.«
    »Oh, das wundert mich. Dann seid ihr doch nicht so eng miteinander verbunden. Oder sollte ich mich geirrt haben? Bist du nur ein Blender und hast in Wirklichkeit gar nichts mit dem mächtigen Erzengel zu tun? Hast du ihn nur als Vorbild genommen, um deine bösen Zeichen setzen zu können? Ist es nur ein Trick gewesen?«
    Ich hatte bewusst weit ausgeholt, denn ich kannte mich bei meinen Gegnern aus. Sie taten sich gern hervor. Sie wollten mehr scheinen als sein.
    Meine Zweifel wurden immer größer. Ich glaubte nicht mehr daran, dass es Uriels Zwilling war. Denn der hätte sich sicher anders verhalten.
    Ich lauerte auf eine Antwort, die noch nicht kam. Und so nahm ich mir die Zeit, mein Kreuz wieder in die Hand zu nehmen und es ihm entgegen zu halten.
    »Siehst du das U am unteren Ende? Siehst du, wie es kleine Lichtblitze abgibt? Ich glaube nicht, dass es dich begrüßen will. Du bist ihm egal, aber es kann auch sein, dass du vernichtet werden sollst. Und darüber würde ich mich freuen. Mag es auch eine andere Dimension sein, in der wir uns befinden, sie gibt dir nicht die Gewähr, den Kampf zu gewinnen. Dieser Trick hat dir nicht geholfen, und ich bin gespannt, was du noch auf Lager hast.«
    »Deinen Tod.«
    »Warum? Angeblich gehören wir doch zusammen.«
    »Ich bin der Zwilling, aber ich bin auch das Gegenteil von diesem Engel, hast du verstanden? Zwilling und Gegenteil. Wen er mag, das hasse ich, und damit ist alles gesagt. Er mag dich, und ich hasse dich. Wenn er rot mag, würde ich es ausspucken, und so weiter. Dieses Mal muss ich dich vernichten. Ich kann nicht anders, ich habe lange nachgedacht und nun diesen Weg gewählt.«
    Ja, das konnte stimmen. Bei meinen Gegnern ging oft vieles quer, weil sie auch so quer dachten. Da hatte sich jemand einen Plan ausgedacht, der jetzt greifen sollte. Und er hatte sogar einen Erzengel mit ins Spiel genommen. Das deutete schon auf eine gewisse Stärke hin. Ich durfte ihn nicht auf die leichte Schulter nehmen.
    Noch wartete er. Den Grund kannte ich nicht. Möglicherweise suchte er nach einem wunden Punkt, aber er wusste auch, dass ich das Kreuz besaß und dass es eine mächtige Waffe war. Zudem beschäftigte ich mich mit einem bestimmten Gedanken.
    Wusste der echte Uriel eigentlich Bescheid? Ich ging davon aus. Aber warum griff er nicht ein? Weshalb überließ er der anderen Seite das Feld?
    Ich hatte darüber nachgedacht und erhielt auch eine Antwort. Mit ihr hatte ich nicht gerechnet und hatte mich schon auf einen Angriff eingestellt, als ich wieder die Wärme an meinem Kreuz spürte und hinter dem Rücken des Zwillings eine große und mächtige Gestalt auftauchte.
    Ja, das war er. Das war der echte Uriel. Ich sah ihn aus der Nähe, aber er war zugleich auch weit entfernt. Hier verschwammen plötzlich die Perspektiven. Nah und weit war
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