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1759 - Engelslicht

1759 - Engelslicht

Titel: 1759 - Engelslicht
Autoren: Jason Dark
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Wenn ja, sag es frei und offen heraus.«
    Er sagte nichts.
    Das ärgerte mich, aber manchmal konnte ich schon penetrant sein.
    »Noch mal, bist du Uriel?«
    Und jetzt reagierte er. Ich sah, dass sich in seinem Gesicht etwas tat. Dort bewegte sich was und ich sah, dass er seinen Mund öffnete. Ich erwartete eine Antwort von ihm, die noch nicht erfolgte, wenig später aber meine Ohren erreichte und mich zum Staunen brachte.
    »Ich bin es nicht. Ich bin nicht Uriel. Hast du verstanden?«
    Ja, das hatte ich, und ich war ziemlich von der Rolle. Nicht Uriel? Das konnte ich nicht begreifen. Alles hatte darauf hingedeutet – die beiden U’s, das Feuer dazwischen – und jetzt bekam ich eine derartige Antwort, die mir schon die Sprache verschlagen hatte.
    Meine Neugierde war nicht gestillt, und so hakte ich nach. »Wenn du nicht Uriel bist, wer bist du dann?«
    »Sein Zwilling!«
    Da hatte ich meine Antwort, und ich kam mir vor, als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Aber noch stand ich und atmete tief durch.
    Es war mir nicht bekannt, dass Erzengel Zwillinge hatten. Nein, das konnte ich nicht fassen, und ich hatte auch Mühe, ein spöttisches Lachen zu unterdrücken.
    Aber warum hätte er mich anlügen sollen? Welchen Grund gab es dafür?
    Eigentlich keinen. Und weil ich so dachte, geriet mein Vorsatz wieder ins Wanken.
    »Also gut«, flüsterte ich und sprach danach lauter. »Ich habe nie gedacht und auch nicht gehört, dass Uriel einen Zwilling hat. Hat er ihn nur allein, oder kann man das auch von den anderen Erzengeln sagen?«
    »Ich bin nur für mich verantwortlich.«
    »Ja, das ist schon gut. Und wo finde ich den echten Uriel? Oder bist du beides in einem?«
    »Nein, es gibt mich und es gibt ihn. Ich habe mich stets zurückgehalten, habe ihn wirken lassen, doch nun bin ich aus seinem Schatten getreten, und ich werde mitmischen.«
    »Gegen die Engel?«
    »Ja.«
    »Auch gegen ihre Freunde?«
    »Auch das.«
    »Fühlst du dich so stark? Hast du keine Furcht davor, dass man dich vernichten wird?«
    »Wer sollte es tun? Du?«
    »Nicht unbedingt, aber ich habe mächtige Freunde, denen es kaum gefallen kann, dass du als Zwilling den echten Uriel in Misskredit bringst. Sie werden dich jagen, und ich sage dir, dass ich es ebenfalls tun werde.«
    »Ja, das weiß ich. Ich weiß auch, wer du bist. Dein Kreuz ist nicht unbekannt, aber ich kann darauf keine Rücksicht nehmen. Ich habe mir einmal einen Stützpunkt ausgesucht, und dabei bleibt es.«
    Für mich war es nicht nachvollziehbar, dass ich hier dem Zwilling eines Erzengels gegenüberstand. Das musste hier irgendwie anders gelaufen sein.
    Aber wie?
    Eine Bewegung bei ihm lenkte mich ab. Ich schaute wieder hin, sah, dass er etwas geholt hatte und es vor sich legte. Dann hörte ich ein Lachen und wenig später fiel die Dunkelheit wieder wie ein Vorhang über und zwischen uns zusammen.
    Uriel war weg!
    Ich wartete einige Sekunden. Er kam auch nicht wieder. Es war nichts von ihm zu spüren, aber ich dachte an seine letzten Bewegungen. Sie waren so anders gewesen. Ich hatte den Eindruck gehabt, als hätte er etwas hinterlassen.
    Zu sehen war es nicht, weil es zu dunkel war. Das änderte sich, als ich meine Lampe einschaltete.
    Es gab ein Ziel!
    Einen Menschen, der auf dem Boden lag und sich nicht mehr bewegte. Da konnte es sich nur um eine Leiche handeln, und als ich erkannte, wer es war, schlug mein Herz schneller.
    Es war Toby Hopper!
    Ich ging zu ihm. Das Zittern war in meinen Beinen. Ich rechnete jeden Augenblick mit einer Veränderung, die nicht eintrat. So erreichte ich den Toten, schaute einen Moment auf ihn nieder, bevor ich mich bückte und ihn untersuchte. Ich wollte wissen, woran er gestorben war.
    Eine Wunde, aus der Blut getreten wäre, war nicht zu sehen. Aber sein Gesicht zeigte einen seltsamen Ausdruck. Der Mund stand weit offen. Es signalisierte mir, dass er in den letzten Sekunden seines Lebens noch Luft geschnappt hatte, man hatte sie ihm nicht gegönnt und ihn wahrscheinlich erwürgt.
    Ja, er war erwürgt worden. Als ich seinen Hals ableuchtete, entdeckte ich entsprechende Spuren.
    Und wer hatte das getan? Für mich gab es nur einen Killer. Der andere Uriel. Über diesen Namen dachte ich nach und konnte noch immer nicht glauben, dass der Erzengel so etwas wie einen bösen Zwilling hatte. Ich hatte da meine Zweifel.
    Den Toten wollte ich hier nicht liegen lassen. Ich bückte mich, um ihn anzuheben, als ich die hastigen Schritte hörte.
    Craig
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