Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1759 - Engelslicht

1759 - Engelslicht

Titel: 1759 - Engelslicht
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Nelson lief auf mich zu.
    »Bitte, Sinclair, was ist da los?«
    »Hilfst du mir, Nelson?«
    Er blieb stehen. Erst jetzt sah er, um wen ich mich kümmerte, und aus seinem Mund drang ein Laut, der mir in der Seele wehtat. Ich sah, dass Craig Nelson die Hände vor sein Gesicht schlug und auf die Knie fiel. Das Gesicht war bald wieder frei und über seine Lippen drang mehrmals ein geschluchztes: »Warum nur?«
    »Ich weiß es nicht, Craig. Und ich kann mich auch nicht in das Innere eines Dämons hineinversetzen.«
    »Ein Dämon?«
    »Ja.«
    »Das gibt es?«
    Ich wollte mich nicht auf lange Diskussionen einlassen, die auch ganz natürlich für einen Nichtwissenden waren. Dafür hatten wir jetzt keine Zeit.
    »Hilfst du mir?«
    »Ja, aber wohin sollen wir ihn schaffen?«
    »Erst mal zu meinem Auto.«
    Er fing an zu kichern. »Denkst du denn, dass wir hier noch wegkommen?«
    »Das hoffe ich doch.«
    Nelson wusste auch nicht mehr, was er sagen sollte. So fing er damit an, mir zu helfen. Bewusstlose oder auch tote Menschen sind schwer, das erlebten wir hier mal wieder. Wir mussten uns beide anstrengen, um ihn anheben zu können. Er hing zwischen uns durch. Wir schleppten ihn zum Rover, und ich hörte immer wieder das Keuchen meines Gegenübers. Nelson versuchte, seinen Blick von dem Toten abzuwenden oder zumindest nicht in sein Gesicht zu blicken, doch das gelang ihm nicht immer.
    Er sprach mit sich selbst und meinte dabei auch seinen toten Kollegen. Es war gut, dass er sich auf diese Art und Weise abreagierte.
    Geschafft hatten wir es noch nicht. Ich ging davon aus, dass die andere Seite noch Überraschungen für uns auf Lager hatte. Aber welche? Und stimmte wirklich alles so, wie ich es erfahren hatte, dass diese Gestalt der Zwillingsbruder des Erzengels war?
    Vom Aussehen her war es nachzuvollziehen. Aber steckten in ihm auch die Kräfte des Originals?
    Das war die Frage. Ich ging davon aus, dass wir bald eine Antwort darauf finden würden.
    Erst einmal hatten wir den Rover erreicht. Meinem Helfer rutschten die Beine aus dem Griff, so hatte er die Hände frei, um die hintere Tür des Rover an der Fahrerseite zu öffnen.
    »Oder sollen wir ihn in den Kofferraum legen?«
    »Nein, das ist schon okay.«
    Ich half ihm dabei, den Toten in den Wagen zu schieben, und es war kein Vergnügen, das kann ich unterstreichen. Wir schlossen die Tür, dann schaute sich Craig Nelson um und fragte mit einer Stimme, in der schon Verzweiflung durchklang: »Was machen wir denn jetzt? Was können wir tun?«
    Ich hob die Schultern an. »Wir werden einen Weg aus dieser Misere finden müssen.«
    »Denkst du, dass das möglich ist?«
    »Im Moment noch nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil wir in seiner Welt stecken. Es gibt eine gewisse Helligkeit hier, aber sie ist im Vergleich zu der Dunkelheit und Finsternis eigentlich lächerlich. Man kann sie vergessen. Leider ist die andere Seite stärker. Sie will uns hier in ihrem Reich behalten und uns ihre Macht zeigen.«
    »Wie geschieht das?«
    »Nun ja, rechne mit dem Schlimmsten, aber denk auch daran, dass es immer wieder Lichtblicke gibt.«
    »Ja, das Licht. Ich gehe mal davon aus, dass es nicht eben unser Freund ist.«
    »Leider könntest du recht haben.« Mit dieser Antwort meinte ich nicht das normale Licht, sondern das, was Uriel auszeichnete. Er war nicht der direkte Engel des Lichts, sondern mehr der des Feuers. Das war mir bekannt, damit konnte ich leben. Er ging oft verschlungene Pfade, kehrte aber immer wieder in den heimatlichen Schoß zurück. Er war schon etwas Besonderes, und Licht war bei ihm gleich Feuer. Oft hatte ich seinen Flammen auch Zorn und Wut angesehen.
    Und jetzt?
    Ja, es hatte eine Flamme gegeben. Sie war zwischen den beiden U’s erschienen. Es fragte sich nur, ob sich jemand wie der Uriel-Zwilling damit zufriedengab. So recht konnte ich daran nicht glauben. Hier spielten andere Dinge eine Rolle.
    Der Tote lag im Wagen. Nelson und ich standen neben ihm und schauten gegen die beiden U’s. Das tat ich zumindest, während Craig ins Leere schielte.
    Er war weg, aber er war noch da. Er würde uns unter Kontrolle halten, davon ging ich aus, und er würde seine Macht ausspielen, denn er war immer im Vorteil.
    »Können wir nicht losfahren, Sinclair?«
    »Nein, das nicht. Wir sind noch Gefangene einer anderen Welt.«
    »Aber ich sehe nichts. Wir sind...«
    Ich hob die Hand. Er verstand das Zeichen. Ich stand zu den beiden U’s besser als er. Ich hatte sie im Blick und natürlich auch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher