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1758 - Der Maschinenmensch

Titel: 1758 - Der Maschinenmensch
Autoren: Unbekannt
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vielen Jahrhunderten ebenfalls mit Gift und Gegengift gearbeitet hatte. Auf diese Weise hatte sich Iratio Hondro, so hieß der Kerl damals, ein treues Gefolge gesichert.
    Und Stomal Zystaan war als intelligente Person stets bereit, aus der Geschichte zu lernen.
    Das Anti-Tag bestand aus einem halben Milliliter Wirksubstanz gelöst in zwei Zentilitern Flüssigkeit. Für den Fall besonderer Pflichterfüllung stellte sie die zwanzigfache Dosis in Aussicht; zehn Milliliter auf einen Schlag, so wußten die Süchtigen, bedeutete die endgültige Immunisierung gegen Tagrio.
    Aber Stomal Zystaan hatte diese volle Dosis nie vergeben.
    Die Terraner kannten ein hübsches Sprichwort dafür: „Ostern und Weihnachten", so sagte Grozzer manchmal, „fallen niemals auf denselben Tag."
    Ein Philosoph.
    Sie sprachen oft davon, wie es wäre, wenn jemand Stomal Zystaan einfach umbrachte. Wenn einer die Nerven verlor und sich gehenließ; ein unbeherrschter Moment reichte vielleicht schon.
    Dann stünden sie alle ohne Anti-Tag da, weil niemand außer ihr den Tresor öffnen konnte. Den Infizierten stand in diesem Fall ein qualvoller Tod bevor.
    Die Gefahr allerdings, die drohte allen in der Flotte. Eine Stomal Zystaan verstand sich abzusichern.
    Jedes einzelne Schiff war mit einer syntronischen Sicherheitsschaltung ausgerüstet. Fing der jeweilige Bordcomputer nicht in regelmäßigen Abständen ein Kodesignal auf, so explodierte das Schiff mitsamt seiner Besatzung. Auf der Reise nach Hirdobaan hatten zwei Akonenschiffe das Glück auf die Probe gestellt. Keines von beiden existierte mehr, oder nur noch als verwehte Partikelwolke im interstellaren Leerraum.
    Mit anderen Worten: Ohne Stomal Zystaan waren sie nicht lebensfähig. Die Frage war bloß, wie lange sie mit ihr noch am Leben blieben.
     
    *
     
    Teaser Kroom starrte auf die Kabinentür. Dahinter wohnte die Admiralin. So früh am Nachmittag mußte sie wohl in der Zentrale sein.
    Mit seinem Maschinensinn blockierte er Mikrophone und Sensoren in dreißig Metern Umkreis.
    Er wollte nicht, daß über den Bordsyntron jemand aufmerksam wurde.
    Schließlich stand er schon eine ganze Weile hier herum.
    Mit demselben Sinn horchte er ins Innere der Kabine. Er versuchte, jeder signalführenden Leitung zu folgen, die Funktion jedes einzelnen Gerätes zu erspüren. Das war ziemlich blöd, weil seine Reichweite bei ein oder zwei Metern lag. Alles danach wurde schwammig und war nicht mehr so genau zu definieren.
    Die Kabinen links und rechts standen leer.
    Durch die Korridore bewegte sich praktisch niemand. Vor der Admiralin hatten sie alle Angst; deswegen gingen die Akonen jedem Ort, an dem man sie treffen konnte, lieber aus dem Weg.
    Jeden Moment erwartete er Gyrengo, der ihn abholen wollte. Teaser langweilte sich, es war höchste Zeit für ihn.
    Passiert sowieso nix ... - Stopp!
    Von hinten näherten sich Schritte.
    Teaser hörte die Person, bevor er sie sehen konnte. Deswegen wußte er auch nicht, wer es war, der da kam.
    Nicht Stomal Zystaan. Die würde nicht so trampeln.
    Gyrengo konnte es auch nicht sein, denn der bewegte sich immer lautlos, wie eine schleichende Katze. Den Tomopaten hätte er nie so früh gehört.
    Vor der Kabine zweigten drei weitere Gänge ab. Teaser huschte in einen davon, damit er nicht so schnell gesehen wurde.
    Im selben Augenblick stockten die Schritte; sie wurden ganz leise und kamen plötzlich aus einer anderen Richtung.
    Er lauschte mit seinem Maschinensinn durch die umliegenden Wände, konnte aber außer Leitungen und einem versenkten Terminal, das nicht aktiviert war, wenig feststellen.
    „Gyr?"
    Keine Antwort.
    Dann waren die Schritte ganz verschwunden.
    Teaser wagte sich vorsichtig wieder heraus. Er schaute sich vor der Kabine um, drehte sich einmal blitzschnell, aber alles, was er sah, waren Schatten, die er sich vielleicht eingebildet hatte.
    „Du da. Bleib stehen!"
    Teaser erstarrte vor Schrecken. Dumm gelaufen. Er drehte sich langsam und mit klopfendem Herzen um.
    „Du bist doch Teaser Kroom. Dieser Maschinenmensch. Was beim Sonnenfeuer von Akon hast du hier zu suchen?"
    Gegen den Kerl, der plötzlich vor ihm stand, fühlte er sich noch kleiner und häßlicher als sonst.
    Rhiad Hergel war zwei Meter und ein bißchen groß, ziemlich breite Schultern, aber für einen Akonen zu dünn. Er trug einen schwarzen Overall. An Bord der AKONIA war Hergel die wichtigste Spürnase der Admiralin.
    Die Imprint-Sucht hatte aus ihm jemanden gemacht, den nun wirklich
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