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1758 - Der Maschinenmensch

Titel: 1758 - Der Maschinenmensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Admiralin!"
    „Admiralin? Du bist mal eine gewesen! Mit Schimpf und Schande davongejagt! Du bist klein, geltungssüchtig und abstoßend!"
    Der Schmerz in seinem Kopf betäubt ihn. Keine Imprint-Ware, seit vielen Wochen nicht. Niemand erträgt das. Manchmal scheint es, als ob der Tod besser wäre.
    Der Blick in ihrem Gesicht hätte ihn warnen müssen. Eine schallende Ohrfeige. Er spürt, wie sich seine Wange rötet, wie ein brennendes Gefühl die Suchterscheinungen für Momente überstrahlt.
    Scherckel will schon ausholen, zurückschlagen. Ihr dünnes Genick brechen sehen. Aber etwas, das er später selbst nicht definieren kann, hält ihn zurück.
    „Und was das Schlimmste ist, Stomal", sagt er mit glühendem Haß, „ist dein Geruch ... Du stinkst erbärmlich. Und wenn du tausendmal dein Tagrio-Gift in Umlauf bringst: Liebe kannst du nie kaufen. Kein Vertrauen, keine Sicherheit. Du wirst dich immer nach den Schatten umdrehen, die hinter dir sind. Vielleicht steht da jemand, vielleicht lacht er gerade ... Über dich! Nein, Angst hast du bestimmt keine. Dich stört bloß, daß du die Schatten nicht kontrollieren kannst. Hättest du nicht einen so erbärmlich niedrigen Charakter, würde ich dich vielleicht sogar bemitleiden."
    Scherckel weiß ja, daß er sich um Kopf und Kragen redet. Er denkt nicht daran, innezuhalten. Erst, als es zu spät ist.
    Drei Stunden lang verweigert sie ihm das Anti-Tag. Und er merkt, daß doch ein Unterschied besteht zwischen Imprint-Sucht und echter Todesangst.
    Drei Stunden voller Krumpfe, die sich seinem Herzen nähern. Er windet sich auf dem Boden zu ihren Füßen - während sie womöglich über Körpergeruch und Vertrauennachdenkt. Sein Gesicht und seine Brust kleben voller Speichel und Erbrochenem. Jede quälende Bewegung hinterläßt Spuren auf ihrem Teppich.
    Er wird diesen Teppich mit den eigenen Händen reinigen; später, wenn es vorbei ist.
    „Nun, Scherckel?" fragte die Admiralin mit forschendem Blick, in dessen Hintergrund ein grausamer Schimmer lauerte. „Woran denkst du in diesem Augenblick? Komm, erzähl's uns allen!"
    Das weißt du ganz genau.
    Er reagierte nicht.
    Statt dessen sagte er: „Bitte, Admiralin, es ist eine Stunde über die Zeit. Wir benötigen alle unsere Dosis."
    Sie lächelte.
    Aus dem Hinterzimmer holte sie eine Schachtel voller Trinkampullen. Die Flaschen waren durchsichtig und halb so groß wie ein kleiner Menschenfinger. Im Inneren befand sich jene rosafarbene Flüssigkeit, die man Anti-Tag nannte.
    Scherckel nahm seine Ampulle, brach den Hals ab und sog gierig die bitteren Tropfen auf.
    Es war ein entwürdigendes Schauspiel. Kollektives Aufatmen beherrschte den Raum. Djudiess und Jejade wimmerten leise, sie waren körperlich nicht sehr robust. Sie litten am meisten darunter, daß es über die Zeit war.
    Lediglich Gyrengo brachte den Vorgang mit Anstand hinter sich.
    Der Tomopat stand auf dem linken Bein. Mit dem rechten Fuß griff er seine Ampulle, führte sie zum Mund, biß mit einem gläsern knackenden Geräusch den Hals ab.
    Gyrengo trank völlig gleichmütig.
    Der Tomopat hatte seine Würde nie verloren. Bevor es soweit war, würde er die Admiralin wohl eher töten, selbst wenn es sein eigenes Ende bedeutete. Stomal Zystaan wußte das genau. Sie hatte niemals versucht, Gyrengo auf dieselbe Art zu behandeln wie ihre Akonen.
    Vielleicht hat sie sogar Angst. Daß er seine Jacke ablegt und die Schlangenarme sie berühren.
    Immerhin wär's das erste Mal, daß sie sich fürchtet.
     
    *
     
    Der volle Name des Giftes lautete Taggelion-Griobal, die Besatzungsmitglieder sagten aber nur Tagrio.
    Tagrio führt innerhalb eines Tages zum Tod. Ganz zu Anfang kamen Krampferscheinungen, nach zehn Stunden das erstemal. Nach zwölf Stunden echte Probleme, die jedem als Warnung dienen.
    Dann das Gegengift, das Anti-Tag. Zweimal täglich, alle zwölf Stunden. Immer zuwenig, als daß man sparen könnte, denn es ist ja nie genug für den halben Tag.
    Und immer aus den Händen der Admiralin.
    Ein Dutzend Leute an Bord der AKONIA waren infiziert, natürlich nur die wichtigsten. Stomal Zystaan hatte ihnen das Tagrio zu Anfang der Reise mit der Nahrung verabreicht. Niemand hatte irgendwas geahnt; erst als die Schmerzen einsetzten, als sich ihre völlig abwegig klingenden Behauptungen als wahr entpuppten, da hatte sie ihre Leute wirklich unter Kontrolle.
    Stomal Zystaan nannte das die „Hondro-Methode".
    Sie meinte wohl einen uralten Feind der Terraner, der vor ziemlich

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