Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1757 - Endstation Tod

Titel: 1757 - Endstation Tod
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
ihn völlig. Er sank in die Knie, schlug mit dem Kopf auf. Greller Schmerz raste durch seinen Schädel und den Körper. Als seine Hand endlich den hühnereigroßen Alarmgeber in der Kombinationstasche fand und ihn drückte, hörte er einen markerschütternden Schrei, als ob sich ein Mensch von tausend Dämonen befreit hätte. Ihm folgten eine Reihe von Flüchen, dann das schwere Atmen eines Mannes, der sich soeben vollkommen verausgabt hatte.
    „Male das nie wieder", hörte er den anderen flüstern. „Hörst du? Mal nie wieder meinen gottverdammten und in alle Höllen verfluchten Erzeuger!"
    „Ich habe ...", wollte Samuel entgegnen. Er war fassungslos, spürte aber die Schmerzen nahen, die grausamen, leblosen Qualen des Entzugs, der nie enden wollte.
    „Was du wolltest, weiß ich", keuchte der andere, noch immer außer Atem. Er hatte die Spraypistole fortgeworfen und hockte selbst auf dem Korridorboden, mit dem Rücken gegen eine frisch verschmierte Wand.
    Nie wieder, dachte Samuel, niemand kann dieses Kunstwerk jemals zurückbringen. Denn jedes ist anders. Jedes ist ein Abdruck meiner Qualen! Aber er sah ihn an, der Mann. Sein Blick war jetzt wieder normal. Er schob sich mit dem Rücken an der Wand mit der nassen Farbe hoch, sah seine rotbraunen Hände an.
    „Es tut mir leid", sagte er leise und langsam. „Aber du hättest Cynan nicht malen dürfen."
    „Cynan?" fragte der Tomaner verständnislos. „Entschuldige, Bruder, aber wer ist Cynan? Ich habe nie von einem solchen Menschen gehört."
    Der andere musterte ihn, kalt und durchdringend; berechnend trotz des Fiebers der Sucht, das in seinen Augen verräterisch glänzte.
    Dann drehte er sich einfach um und ging, das linke Bein gerade so leicht nachziehend, daß man sich irritiert fühlte, ohne sofort zu wissen, warum.
    „Cynan", sagte der junge Terraner, als sich das Schott zum VEX-Lift öffnete und er ihn mit Richtung Zentrale betrat. Er drehte sich ein letztes Mal um und sog etwas von Samuels Geist in seinen Blick. „Cynan Dow, Meister. Hast du eine Vorstellung vom Teufel?"
    Bevor Samuel antworten konnte, schloß sich der Lift.
    Nein, eine Vorstellung vom Teufel besaß er nicht, und er hatte auch nie eine bestimmte Person als Vorbild für seine Bilder genommen.
    Es erwischte ihn kalt und heiß. Er hatte das Gefühl zu explodieren, und nichts, womit er sich abreagieren konnte. Der Entzug setzte voll ein. Er schaffte es gerade noch, sich bis zu seinem Quartier zu schleppen, ein zuckendes, sich aufbäumendes Bündel Mensch.
    Die Roboter, die auf sein Signal hin endlich erschienen waren, betteten und versorgten ihn. Sie konnten ihm etwas injizieren, damit er einschlief. Auf lange Sicht, das wußte auch er, gab es keine echte Medizin für ihn - für keinen der vielen Milliarden Imprint-Süchtigen.
    Aber als Samuel Nyrtii irgendwann zu träumen begann, da sah er das Gesicht dieses jungen Terraners vor sich. Und in seinen Träumen begann er schon einmal, dieses Gesicht zu malen. Es war ein ganz hervorragendes Motiv.
    Denn einen geistig so leeren Menschen wie diesen jungen Hinkefuß, hatte Samuel noch niemals in seinem Leben gesehen.
    Er hatte einen der Robots, sich dessen kaum bewußt, nach dem Namen des Verrückten gefragt.
    „Cyrn Dow", hatte die Maschine geantwortet, und auf weitere, automatisch gestellte Fragen etwas von Hanse-Spezialist und Homer G. Adams berichtet.
    Homer G. Adams, ja.
    Den Namen kannte Samuel.
    Adams, der alte Fuchs und Halsabschneider.
    Ein Alarm drang in Samuels Schlaf, doch die Betäubungsmittel wirkten viel zu gut, um etwas anderes als eine Station in seinem Traum daraus zu machen. Nur halb bewußt mitbekommen, verband er sich mit dem Bild des jungen Terraners und seinem Blick. Das Geräusch des Alarms und dieser Blick bildeten einen Wirbel, zwei kreischende Black Holes, aus denen etwas hervorschoß, genau auf ihn zu, das in ihn hineinkrachte und das Universum in Brand setzte.
     
    2.
     
    21. Juli 1220 NGZ BASIS Die Grenzländerstation lag genau zwischen dem Mereosch- und dem Buragar-Oktanten - zwei der acht Teilbereiche, in welche die Kleingalaxis Hirdobaan im sogenannten Frieden von Pendregge aufgeteilt worden war. Vor umgerechnet rund 1200 Standardjahren war dadurch ein starres Ordnungssystem festgelegt worden, an dessen Regeln sich die Hamamesch immer noch hielten.
    Der gesamte Warenverkehr zwischen den acht Oktanten spielte sich nur über die Grenzländerstationen ab, von denen es bis zu dreißig zwischen je zwei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher