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1757 - Endstation Tod

Titel: 1757 - Endstation Tod
Autoren: Unbekannt
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mehr direkt auf das Thema angesprochen.
    Verfolgungswahn! dachte Cyrn. So fängt es an.
    Aber daran litt er doch schon lange.
    Das Bild, Samuels Bild.
    Cyrn hatte sich selbst längst darin erkannt. Der Siedler von Toma-II hatte ihn gemalt, immer und immer wieder. Entsprechende Bilder und Studien hatte er in seiner Kabine gefunden und, soweit es ging, an sich genommen und vernichtet. Er war nicht sicher, ob Origer oder andere sie vor ihm gesehen hatten.
    Und wenn, versuchte er sich einzureden, dann haben sie nur die abstrakten Muster gesehen - nicht die Wirklichkeit dahinter.
    Doch die sah er.
    Es war sein Gesicht, und es war doch viel mehr.
    Wie gut mußte Samuel Nyrtii ihn studiert haben, um so etwas zustande zu bringen? Alle hatten sie über ihn gelacht, Cyrn doch auch. Aber der gelbhäutige Siedler war ein Genie gewesen.
    Cyrn starrte die Wand vor ihm an, und die Farben und Formen kamen auf ihn zu. Er versank darin und in sich selbst. Denn das da, die Muster auf dem Metall, das war er.
    Er wunderte sich, wie er so ruhig bleiben konnte.
    Denn als er seinen Kopf betrat, sah er eine zweite Höhle hinter der Stirn, mit einem zweiten Gesicht, einem zweiten Geist.
    Cynan!
    Samuel Nyrtii hatte ihn eingefangen - ihn, von dem er nie etwas hätte wissen dürfen.
    Er hatte ihn in Cyrn gesehen, das war die einzige Erklärung. In seinen Augen. Vielleicht hatte der Maler so etwas wie eine parapsychische Begabung besessen und das Geheimnis damit gefunden.
    Aber was bedeutete die dritte Kammer in Cyrns Bewußtsein? Diese dritte Höhle - in den beiden anderen hausten er selbst und sein Dämon - war leer.
    Wie eine Wohnung, die auf ihren Benutzer wartete ...
    Eine seltsame, traurige Melodie war plötzlich in Cyrn. Er saß zurückgelehnt. Er bekam Angst vor der Ruhe, die ihm schon lange fremd war. Sie war wie die Ruhe vor dem Sturm, das graugelbe Licht vor einem Gewitter, wenn die Vögel plötzlich zu singen aufhörten.
    „Dies ist die Zeit der Raben ..."
    Zu der Melodie kam ein Text. Cyrn war sicher, ihn noch nie gehört zu haben. Es war wie ein Schlummerlied für Kinder. Sein Kopf schwankte leicht im Takt der Melodie, die er ebenfalls nie im Leben vernommen hatte.
    Die Zeit der Raben ...
    Er sang es vor sich hin und merkte nicht mehr, wie sein Kopf langsam nach vorn sank, bis das Kinn auf die Brust drückte. Er hörte nicht, wie er summte. Seine Augen fielen zu, und er träumte einen traumlosen Traum, versank ganz langsam in einer Leere, die weiter und kälter war als die Leere zwischen den Galaxien.
    Cyrn sah und fühlte sich treiben, dem absoluten Nichts entgegen, immer tiefer und tiefer.
    Er merkte, wie etwas seinen Arm berührte. Es störte den Sturz in die Kälte, die ihren tiefen Frieden für ihn bereithielt. Er wollte nicht, daß der Fall aufhörte.
    Die Lichter der fernen Sterne mußten erlöschen, eines nach dem anderen. Dann erst war Friede ...
    Doch etwas hielt seinen Arm fest, den er nicht mehr sah. Er wollte es abstreifen und spürte die andere Hand.
    „... zurück, Cyrn", wisperte eine Stimme in der Dunkelheit. „Komm zurück, du mußt leben..."
    Die Stimme wurde lauter, war wie ein Magnet, der ihn anzog, zurück in die Höhe und zum Licht, weg von dem Dunkel und der Kälte, heraus aus dem Frieden des Nichtmehrseins.
    „Cyrn! Wach auf, Cyrn! Du mußt leben!"
    Endlich kehrte auch sein Blick in die Wirklichkeit zurück, und als die Nebel sich klärten, sah er in das samtige Gesicht von Vany, der Akonin.
    „Dem Himmel sei Dank", sagte sie erleichtert und betastete seine Wangen und seine Stirn. „Ich werde dafür sorgen, daß dieses furchtbare Bild zerstört wird. Es hat Samuel umgebracht, und fast wärst du ihm dorthin gefolgt, wo er..." Sie küßte ihn, als ihr die Worte für das fehlten, was vielleicht wie eine vage Ahnung in ihr gewesen war. Dann sah sie ihn wieder eindringlich an. „Du mußt leben, Cyrn!"
    Ja, dachte er. Ich muß leben. Aber vielleicht wäre es besser, wenn du mich nicht hier gefunden hättest. Besser für dich. Besser für euch alle.
     
    7.
     
    27.-31. Juli 1220 BASIS „Hier wohnt sie, seitdem sie bei uns ist", sagte die Chefmedikerin. „Ich meine, in meiner Abteilung. Und von hier aus sprach sie vorhin mit mir. Sie wirkte völlig normal, Mike."
    Michael Rhodan griff sich in die Haare und schüttelte ratlos den Kopf. Arfe hatte ihre Arbeit stehen- und liegengelassen, um mit hierherzukommen.
    Die Quartiere des medizinischen Stabs lagen nicht allzuweit von den Arbeitsräumen und den
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