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1757 - Endstation Tod

Titel: 1757 - Endstation Tod
Autoren: Unbekannt
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Mischtechniken gab es schon seit Tausenden von Jahren, aber was Nyrtii damit machte, war schon fast wie Magie. Samuel kniete vor der Wand und sprühte mit haarfeinem Strahl einen Umriß. Er bewegte sich rückwärts und ließ den Strahl breiter werden, fächerte ihn so geschickt, als würde es per Gedankenbefehl geschehen. Der Maler und seine Werkzeuge schienen eine Einheit zu sein. Die Finger und die Pistolen zauberten Farbverläufe, die wie aus der Wand selbst herauswuchsen. Je weiter er sich von ihr entfernte, desto ätherischer wurde der Auftrag. Am Ende konnte man den Farbnebel kaum mehr sehen, und auch nicht, wie er ankam. Aber das Bild veränderte sich, wuchs und gewann von innen heraus, begann manchmal zu leben.
    So hatte der gelbhäutige Siedler, vollkommen haarlos wie alle Tomaner, meistens gearbeitet. Er brauchte Raum. Wie er sein letztes Werk hier in der knappen Mannschleuse realisiert hatte, war für Cyrn Dow völlig rätselhaft.
    Im Gegensatz zu dem Bild.
    Es war schrecklich. Es war wie der letzte Fluch eines hypersensiblen Wesens an die Welt, die ihn immer verlacht und verkannt hatte.
    Vor allem aber war es ein Abschiedsgeschenk für Cyrn - vielleicht auch eine Anklage.
    Cyrn hatte durch Origer von der Entdeckung erfahren. Nyrtii, das ergab eine entsprechende Abfrage der Steuersysteme, mußte sich in den Weltraum gestürzt haben, als die Abordnung des Pulks in der BASIS gewesen war.
    Niemand wußte, seit wann er in der Schleuse gewesen war. Eine Schätzung, wie lange er an dem Bild gemalt hatte, war fast unmöglich. Niemand konnte sagen, wie viele Pausen er eingelegt hatte. Keiner außer ihm selbst wußte, wie viele Stunden er in diesen und jenen Teil seines Werkes investiert hatte.
    Vielleicht hatte er wie ein Besessener gearbeitet - unter der Entzugsqual und unter dem anderen Druck, der auf ihm gelastet haben mußte.
    Denn selbst ein Genie schuf so ein Bild nicht ohne einen Auslöser; ohne etwas, das ihn in alle vorstellbaren Himmel und Höllen versetzte, die Pforten der Wahrnehmung ganz weit aufstieß und den Blick in eine Welt dringen ließ, die besser verschlossen blieb, wenn man nicht mit ihr umgehen konnte.
     
    *
     
    Es war früh am 27. Juli. Die CIRCINUS befand sich mit den anderen 385 Schiffen des Pulks, der immer noch zusammen und ohne Ausfall war, auf der zweiten Überlichtetappe seit dem Aufbruch von der BASIS und SCHERMOTT. Bis vor einer halben Stunde hatten sie im Normalraum geortet und abgehört, was die Hyperfunkempfänger ihnen an Botschaften aus Hirdobaan hereinholten.
    Viel war es nicht gewesen. Das Bild, das die Galaktiker inzwischen bekommen hatten, entsprach dem, was Rhodan und seine Leute auf der BASIS ausgesagt hatten: daß Hirdobaan von galaktischen Schiffen hoffnungslos überschwemmt wurde und daß sich die Völker der Sterneninsel nach Kräften darum bemühten, der Plage Herr zu werden. Daß die Imprint-Outlaws aus der Lokalen Galaxiengruppe überall nach den ersehnten und versprochenen Waren suchten, sie regelrecht einforderten und überall auf Unverständnis stießen. Wer in Hirdobaan nach Imprint-Waren fragte, der lief offenbar Gefahr, für verrückt gehalten zu werden.
    Immerhin hatte es zweimal Kontakt mit anderen Galaktikern gegeben, die sich schon länger hier aufhielten. Sie hatten eindringlich davor gewarnt, das Zentrum Hirdobaans anzufliegen. Wer also vom Sektor SCHERMOTT aus in den Jondoron-Oktanten wollte, der sollte nicht auf den Gedanken kommen, auf gerader Linie zu nahe ans Zentrum zu gelangen, sondern besser einen Umweg fliegen. In einer kleinen Galaxis wie Hirdobaan spielten Entfernungen und Flugzelt für Schiffe, die weit über hundert Millionen Lichtjahre überbrückt hatten, tatsächlich kaum eine Rolle.
    Cyrn Dow hockte allein in der Mannschleuse und starrte das Bild an - natürlich nicht das gesamte, denn das umgab ihn ja wie die Innenflächen eines Würfels. Er konzentrierte sich auf eine der vier Wände. Und zwar die, die ihn am meisten anzog.
    Er hatte sich nicht bei Origer abgemeldet. Wenn der Kommandant wissen wollte, wo er war, dann würde er es erfahren. Es gab eine Million Augen an Bord, und mit jeder Stunde wurden es mehr. Cyrn fühlte sich selbst von den nackten Wänden beobachtet.
    Seit dem Zwischenfall mit Pona Drager und Sydley Artner fühlte er sich noch mehr beobachtet als vorher. Jeder schien hinter seinem Rücken mit anderen zu tuscheln und zu fragen: Wie hat er das gemacht, daß die beiden aufgaben?
    Origer hatte ihn bis heute nicht
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