Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1750 - Die Zeitmühle

1750 - Die Zeitmühle

Titel: 1750 - Die Zeitmühle
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
schwankendem Boden zu stehen.
    Ja, ein Zeitphänomen. So musste es sein. Anders konnte es sich Harry nicht vorstellen. Plötzlich fiel ihm wieder die Uhr außen an der Mühle ein. Er hatte sie gesehen, und er hatte hier im Innern ihr Ticken gehört.
    Harry war klar, dass es einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Phänomenen geben musste. Eine Mühle mit einer Uhr, das war schon ein Anachronismus an sich, und jetzt kam noch diese Zeitverschiebung hinzu.
    Dafür gab es keine natürliche Erklärung, hier spielte eine andere Macht eine wichtige Rolle, und Harry schoss sofort das Wort Magie durch den Kopf.
    Er wollte wissen, wie viel Zeit wohl vergangen war. Bestimmt zehn Stunden, denn draußen war es taghell, auch wenn die Welt nicht unbedingt im Sonnenschein gebadet wurde.
    Er musste hier raus!
    Hier unten war die Tür verschlossen, da hatte er keine Chance. Aber es gab noch eine erste Etage. Zu ihr führte eine primitive Treppe hoch, die mehr einer Leiter glich.
    Auch wenn die Mühle sehr alt war und Jahrhunderte auf dem Buckel hatte, im Innern sah sie stabil aus, was auch für die Treppe galt, die Harrys nächstes Ziel war.
    Er brauchte nicht zu gehen, denn etwas ganz anderes passierte, mit dem er nicht gerechnet hatte.
    Harry hörte Schritte.
    Die waren nicht in seiner Nähe aufgeklungen, sondern über ihm. Dorthin führte auch die Treppe, an deren Fuß Harry stehen blieb und in die Höhe schaute.
    Noch sah er nichts. Das aber änderte sich, denn plötzlich tauchte am Ende der Treppe eine Gestalt auf, die nach unten gehen wollte. Harry musste noch ein paar Sekunden warten, dann war sie so weit nach unten gekommen, dass er ihr Gesicht sah. Weiter brachte ihn das nicht. Er ging nur ein wenig zurück, um dem Ankömmling unten an der Treppe nicht den Weg zu versperren.
    Stufe für Stufe kam er nach unten. Noch lag sein Gesicht im Schatten. Für Harry Stahl war es auch nicht wichtig, dass er es sah, denn ihn interessierte etwas anderes. Es waren die Bewegungen des Mannes, der die Treppe hinter sich bringen wollte, und genau diese Bewegungen glaubte Harry zu kennen.
    Ja, daran gab es keinen Zweifel. Er kannte sie, denn genau diesen Mann hatte er verfolgt...
    ***
    Wieder kam er sich wie ein Spielball vor. Aber er hatte schon richtig gedacht. Die Idee, oben nachzuschauen, war gut gewesen, nur brauchte er sie nicht mehr umzusetzen, denn der Verfolgte kam ihm entgegen.
    Er bewegte sich sicher die Stufen der Treppe herab. Bekleidet war er mit einem langen dunklen Mantel. Seine Füße steckten in Schuhen, die aussahen, als wären sie aus Holz und dabei mit Lappen umwickelt. Unter dem offenen Mantel trug der Mann ein schlichtes Hemd, das ebenso grau war wie sein Gesicht. Wenig später sah er das Gesicht. Er musste von einem kantigen Kopf sprechen, auf dem nur wenige Haare wuchsen.
    Der Mann musste Harry gesehen haben, doch er gab durch nichts zu erkennen, dass dies auch der Fall war. Harry schien für ihn Luft zu sein. Und auch als der seltsame Mann die Treppe hinter sich gelassen hatte, war Harry für ihn Luft.
    Dann blieb der andere stehen.
    Er sagte nichts. Er tat nichts. Er schaute nur nach vorn und machte den Eindruck eines Menschen, der über etwas nachdachte und noch nicht wusste, was er unternehmen sollte.
    Harry überlegte, ob er ihn ansprechen sollte. Das ließ er bleiben, denn er kam sich hier wie ein Störenfried vor. Obwohl die Gestalt recht normal aussah, wirkte sie wie jemand, der nicht ins 21. Jahrhundert gehörte.
    Noch wartete der Mann.
    Harry öffnete den Mund, um eine erste Frage loszuwerden. Nur kam er nicht dazu, denn mit einer ruckartigen Bewegung drehte der Typ den Kopf und starrte Harry an.
    Der wäre dem Blick beinahe ausgewichen, aber er riss sich zusammen und gab den Blick zurück. Er blickte in tote Augen. Augen ohne Gefühl, starr, leblos. Der Mann schaute, aber es wirkte so, als hätte sein Blick kein Ziel.
    Und er rührte sich nicht vom Fleck. Harry kam es vor, als würde er seinen Anblick einsaugen, um sich jedes Detail für später zu merken.
    Bis er sich wieder ruckartig umdrehte und in eine andere Richtung sah. Diesmal war es die Tür, und das gab Harry Stahl die Hoffnung zurück. Er konnte sich vorstellen, dass diese Gestalt genau wusste, wie die Tür zu öffnen war.
    Dann ging der Mann vor. Und jetzt fiel Harry wieder das ein, was ihm schon zuvor aufgefallen war. Er hatte darüber nicht so genau nachgedacht.
    Der Mann atmete nicht!
    Er lebte trotzdem. Harry Stahl, der seine Erfahrungen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher