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1744 - Der lebende Alptraum

1744 - Der lebende Alptraum

Titel: 1744 - Der lebende Alptraum
Autoren: Jason Dark
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war näher an den Rover herangetreten. Er hatte nachgeschaut und sah den hinten hockenden gefesselten Archie Golding. Das provozierte natürlich Fragen, die ich auch beantwortete und von einem wichtigen Zeugen sprach. Ob sie mir das abnahmen, wusste ich nicht. Es störte mich auch nicht weiter, aber ich ließ sie über meinen Besuch auch nicht im Unklaren und weihte sie ein wenig ein, wobei ich mehr die Fragen stellte.
    Nein, von einem Treffen bestimmter Fans hier um Mitternacht hatten sie noch nichts gehört. Dafür wollten sie wissen, ob diese Zusammenkunft eskalieren könnte. Ich war leider nicht in der Lage, ihnen darauf eine Antwort zu geben.
    »Wenn die jungen Leute kommen, dann wird dieses Treffen nicht lange dauern. Sie wollen einem Rocker zuhören, der...«
    »Wie heißt er denn?«, fragte der Jüngere der beiden.
    »Er nennt sich Azur.«
    Der Mann lachte. »Das gibt es nicht. Azur ist tot. Da kenne ich mich aus. Er ist gestorben, er und seine Musik sind tot. Wir haben sie vor einigen Jahren noch gehört. Ich denke, dass dieses Treffen ein Fake ist. Flash Mob, wie?«
    »Kann man so sehen«, gab ich zu.
    »Das wird dann keine Gewalt geben. Diese Treffen sind in der Regel schnell vorbei.«
    Ich war froh, dass der Kollege so dachte, aber er setzte noch eine Frage nach.
    »Und wo soll das Treffen stattfinden?«
    »An der Nordseite des Sees. Es ist möglich, dass sie die Anlegestelle ausgesucht haben. Genau weiß ich das nicht. Der Typ im Wagen könnte mehr wissen.«
    »Darf man wissen, warum Sie ihm die Hände gefesselt haben?«
    »Er hat mir einige Probleme bereitet. Das muss reichen.«
    »Gut, dass Sie Bescheid gegeben haben. Wir werden die Augen offen halten.«
    »Ja, tun Sie das.«
    Aber sie gingen noch nicht weg, denn jetzt wurden wir vom Licht eines Scheinwerferpaars erfasst. Ich konnte mir vorstellen, dass es das Taxi war, mit dem Suko hier eintreffen wollte. Wenig später hielt der Wagen in unserer Nähe. Suko zahlte, stieg aus und wurde von mir als Kollege vorgestellt.
    Die Uniformierten verzogen sich. Suko und ich blieben allein zurück.
    Im Wagen hockte Archie Golding, der sein Gesicht dicht an die Scheibe gebracht hatte und uns anstarrte.
    »Hat sich schon was getan, John?«
    »Noch nicht.«
    »Und du bist sicher, dass du keinem Hirngespinst nachläufst?«
    Ich musste lachen. »Das kann man nie sein. Aber ich glaube diesem Golding. So einen Flash Mob saugt man sich nicht aus den Fingern. Er ist so etwas wie seine große Hoffnung. Das habe ich aus seinen Worten herausgehört.«
    »Dann schaue ich ihn mir mal an.«
    »Steig einfach ein, Suko. Wir können hier nicht bleiben.«
    »Ach, du weißt, wo wir hin müssen?«
    »So ungefähr schon.«
    Suko setzte sich auf den Beifahrersitz, was selten genug vorkam. Archie registrierte ihn zwar, sprach ihn aber nicht an. Dafür stellte ich ihn namentlich vor, wobei Golding nur seine Schultern anhob. Er hielt nichts von unserer Berufsgruppe.
    Ich startete den Rover. Der Park wurde von mehreren Straßen durchkreuzt. Die Serpentine Road gehörte zu den wichtigsten. Das Wetter in dieser Nacht war nicht mehr spätsommerlich. Es war kühl geworden, auch windiger, das Wasser des Sees bewegte sich, und es flogen Blätter durch die Luft, die von den Bäumen abgerissen worden waren.
    Unser Mitfahrer auf dem Rücksitz schwieg sich aus. Suko fragte mich: »Und du bist sicher, dass diese Gestalt erscheint? Ebenso wie seine Anhänger?«
    »Ich gehe davon aus. Azur hat noch viele Fans. Die werden schon kommen. Außerdem laufen diese Treffen immer sehr schnell ab. Die Leute sind plötzlich da und ebenso schnell wieder verschwunden. Das habe ich schon öfter gehört.«
    »Dann lasse ich mich mal überraschen.«
    Zu sehen war noch nichts. Um diese Zeit war der Hyde Park zwar nicht tot, aber es hielten sich doch weniger Menschen auf dem riesigen Areal auf als in den lauen Sommernächten. Hinzu kam, dass es noch anfing zu regnen. Es fielen keine dicken Tropfen vom Himmel, sondern ein Geriesel, das sich auf der Frontscheibe absetzte und von den Wischern weggefegt wurde.
    Ab und zu sahen wir die Bahnen von Scheinwerfern, wenn andere Fahrzeuge in unseren Sichtbereich gerieten. Auch der eine oder andere Radfahrer fiel uns auf. Nur keine Fußgänger, obwohl die auch im Park unterwegs waren, denn hier trieb sich genug lichtscheues Gesindel herum.
    Wir erreichten die Anlegestelle und stoppten. Licht gab es hier kaum. Nur zwei Laternen, die nicht in unmittelbarer Nähe standen, spendeten
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