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174 - Die Katastrophe von Basajaun

174 - Die Katastrophe von Basajaun

Titel: 174 - Die Katastrophe von Basajaun
Autoren: Dämonenkiller
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die Aufgabe des Schanzens.
    Ein hübscher Troßbube, Kanaillen-Ricco geheißen, stolzierte neben Coco her, gab ihr bereitwillig Auskünfte und heiterte sie mit seinen Sprüchen auf.
    „Es ist kein Mensch und auch kein Tier", sagte er. „Es ist ja nur ein Pikenier. Diese Schiebochsen sind wirklich die Letzten unter den Soldaten. Wer von ihnen mehr als eine Unze Hirn in seinem Kopf hat, wird automatisch in eine andere Waffengattung versetzt."
    Und: „Wer einem Pikenier in den Spieß läuft, ist selbst daran schuld. Ich habe ja nun schon allerhand gesehen in vielen Schlachten, aber selten, daß ein Pikenier einen umbrachte."
    „Wieviel Kampferfahrung hast du denn schon?" fragte Coco den höchstens Vierzehnjährigen heiter. „Ich hab' schon so viele Leute sterben sehen, die konnte ich gar nicht zählen."
    Der Junge erwähnte eine ganze Reihe von Schlachten und Scharmützeln und nannte die Namen berühmter Heerführer. Die dominierende Erscheinung war der Kaiserliche Generalissimus Albrecht von Wallenstein, Herzog von Friedland. Der Friedland ohne Fried, wie Kanaillen-Ricco ihn nannte. Der strenge Wallenstein, der viel von der Astrologie hielt, war beim Herr gefürchtet, und ein herzliches Verhältnis vermochte keiner seiner Zeitgenossen zu ihm herzustellen. Gleich nach ihm kam bei der Liga der alte Tilly, Graf Johann Tserclaes, der zu diesem Zeitpunkt in seinem siebzigsten Jahr stand und der den ältesten Heerführer darstellte. Christian IV. von Dänemark kam in der öffentlichen Meinung schlecht weg, weniger wegen seiner zahllosen Bastarde und weil er hinter jedem Weiberrock herlief, als vielmehr wegen seiner verlorenen Schlachten. Man hielt viel von Gustav Adolf II., dem König von Schweden aus dem Hause Wasa. Überragender Feldherr, hatte er einen Allianzvertrag mit der protestantischen Seite, der Union, geschlossen, mit Stralsund als Brückenkopf auf dem Festland, und er würde bald intensiv in den Krieg eingreifen, fürchtete man allgemein. Der dicke dänische Christian zog sich nämlich zurück.
    In Frankreich hatten die Truppen des Königs die Hugenottenfestung La Rochelle im Vorjahr erobert - Coco frischte ihre Kenntnisse auf - und waren im Blut der Ketzer gewatet.
    Beim Blutbad hatte der päpstliche Legat gesprochen: „Macht sie nur alle nieder, der Herr wird die Seinen schon erkennen."
    Mit der Billigung des Heiligen Vaters war das allerdings nicht geschehen. Kardinal Richelieu war in Frankreich die Macht, die die Fäden zog. Über den Aberglauben und dämonisches Wirken vermochte der Junge Coco jede Menge zu erzählen. Überall in Europa gab es Teufelskulte, weil sich die verzweifelten Menschen von der Kirche, welcher auch immer, und dem herkömmlichen Regenten kein Heil mehr erhofften.
    Viele glaubten, Satan persönlich würde in persona demnächst geboren und die Welt regieren, nachdem jede Ordnung unterging. Cocos Herz schlug schneller. Lag da ein großangelegter Plan der Schwarzen Familie zugrunde? Zwar kannte sie den Verlauf der Geschichte bis zu ihrer Zeit, dem 20. Jahrhundert, aber wer wußte denn, ob es nicht mehrere Zeitlinien gab und sie in eine andere geraten war? Sie war sich nicht sicher.
    Doch wie auch immer, sie mußte in ihre Zeit zurück, dort brauchte man sie. Coco betrachtete sich die Geschütze des Lagers, dessen Besatzung jederzeit wieder in den Kampf ziehen konnte. Sie sah Schlangen und Falken, Haubitzen oder Mörser, das Orgelgeschütz, das aber nicht viel hergab und meist zumindest teilweise defekt war, und wie die Kanonen für 36, 24, 12, 6 und 3 Pfund schwere Kugeln und Kartätschenschüsse mit Breitseiten alle hießen. Ein Kanonier schwärmte Coco von seiner Dicken Grete vor, einem besonders schweren und weitreichenden Geschütz, das zu bewegen 40 Pferde erforderte.
    Eher hätte der Artillerist seine Frau unbedeckt im strömenden Regen stehenlassen als die Kanone. Die vielfältigen Waffen und Mordwerkzeuge, Rüstungen und Kriegsgerät waren eine Entartung des menschlichen Geistes, und daß man damit den Frieden herstellen konnte, glaubte Coco nie und nimmer.
    Coco wurde Zeuge, wie man einem armen Teufel, der sich vergangen hatte, die Hand abhackte. Daran störte sich keiner, das gehörte zum Alltag.
    „Sehnst du dich denn nicht nach dem Frieden?" fragte Coco Ricco.
    „Wie sollte ich denn?" fragte der braunhaarige, schlanke Junge. „Ich kenne den Frieden doch gar nicht. Meine Mutter starb, als ich noch ganz klein war. Ich bin im Heer groß geworden. Ich habe, seit ich mich
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