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174 - Die Katastrophe von Basajaun

174 - Die Katastrophe von Basajaun

Titel: 174 - Die Katastrophe von Basajaun
Autoren: Dämonenkiller
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Marginter hatte die Tür ihres Zimmers abgeschlossen und die Läden vorgelegt. Wenn Flindt sie gesehen hätte, wäre er weniger zuvorkommend gewesen. Sie sah grausig aus. An der linken Halsseite, wo Flindt Ira mit dem Kreuz berührt hatte, klaffte eine schreckliche Wunde, und rundherum war das Fleisch schwarz verfärbt.
    Auch die Weihwassertropfen hatten ihre Wirkung gezeigt. Ira war die Hälfte der Haare ausgefallen. Die bleiche Schädeldecke schimmerte durch, wo die Haut weggefressen war. Die Dämonisierte biß in ein Stück Holz, um nicht noch einmal zu stöhnen. Im Rittersaal hatte sie sich unter Aufbietung aller Energie zusammengenommen und sich nichts anmerken lassen.
    Es war sehr schwer gewesen. Iras linke Gesichtshälfte zuckte. Ihr linkes Auge war zu einem großen Glotzauge geworden, das in der fleischlosen Augenhöhle rollte. Die Dämonisierte nahm alle Kräfte zusammen. Eins hatte sie jedenfalls erreicht: Niemand verdächtigte sie.

    Vergangenheit, 1629, Coco Zamis:
    Cocos zweiter Tag im Jahr 1629 verlief für sie zunächst recht informativ und abwechslungsreich. Sie war schon verschiedene Male in der Vergangenheit gewesen, und sie genoß die Zeitreisen bei aller Gefahr und Dramatik, die sie für sie mit sich brachten. Oder vielleicht gerade deshalb. Ein geruhsames Leben hätte Coco überhaupt nicht gelegen, wie sie sich eingestand, obwohl sie manchmal Phasen hatte, in denen sie sich doch danach sehnte.
    Coco schlenderte durch das Lager. Sie hatte Czersky hypnotisiert, er war ihr sicher. Als die Favoritin des Hauptmanns konnte sie sich frei bewegen und war eine angesehene und beneidete Persönlichkeit. Das war, fand Coco, gar nicht so schlecht für ein Mädchen, das gestern noch nackt und bloß im Wald gelegen hatte und zwei Landsknechten in die Hände gefallen war.
    Mirko und der Rübenhans wagten sich Coco nicht unter die Augen, vor lauter Angst, sie würde sich an ihnen rächen wollen. Das hätte Coco auch gekonnt, aber sie legte keinen Wert darauf. Die Mentalität dieser Landsknechte würde sich auch durch eine drastische Bestrafung nicht ändern. Außerdem wußte sie, daß sie nicht gerade die Häßlichste war, und konnte verstehen, daß den zwei Landsknechten bei ihrem Anblick die Sicherungen durchgebrannt waren, um einen Vergleich aus dem 20. Jahrhundert zu gebrauchen. Coco studierte das Lagerleben. Es war rauh und derb, bunt und vielfältig.
    Da saßen würfelnde und zechende Soldaten beim Marketenderwagen, wo eine dralle Mutter Courage ihres Amtes waltete. Hübsche Schankdirnen bedienten und schäkerten mit den Soldaten. Man tauschte handgreifliche Zärtlichkeiten aus. Für die Landsknechte gehörte es schon fast zum guten Ton, der Schankdirne auf den Hintern zu klatschen oder ihr ans Mieder zu fassen.
    Coco trug das Haar zur Zeit lang. So fiel sie mit ihrer Haartracht nicht auf. Es gab übrigens viele verschiedene Nationen in dem doch relativ kleinen Lager, daß die Gefahr nicht so leicht bestand. Cocos Dialekt und Sprechweise - im 17. Jahrhundert hatte man ein anderes Deutsch gesprochen - klangen für die Landsknechte exotisch und reizvoll. Coco konnte sich gut verständigen. Sie behauptete einfach, aus einer Gegend zu stammen, wo man so sprach wie sie, und gab darüber keine weiteren Erklärungen ab. Im Grunde war das nicht einmal gelogen.
    Coco hatte sich einen Reitanzug mit Tressen und Schnüren besorgt, der ihr hervorragend stand. Dazu trug sie bis über die Knie reichende gewalkte Stiefel aus weichem Leder, einen breitkrempigen Federhut und auch einen Degen an der Seite. Mit dem Degen wußte sie umzugehen, brauchte das aber nicht unter Beweis zu stellen.
    Bewundernde Blicke hingen an Coco, wo immer sie stand und ging. Sie sah Musketieren beim Exerzieren und Probeschießen zu. Die Musketiere der Kaiserlichen stützten ihren 1,35m langen Musketen noch auf Gabeln, während die im schwedischen Heer bereits abgeschafft waren. Eine Bleikugel wog etwa vierzig Gramm, flog maximal 1,2 Kilometer weit, durchschlug einen Harnisch allerdings nur bis reichlich hundert Meter. Coco fragte viel.
    Sie hörte den Exerziermeister brüllen. Gewaltiges Mündungsfeuer stob aus den Rohren, und die Musketiere waren schon nach ein paar Schüssen vom Pulverdampf im Gesicht geschwärzt.
    Sie trugen Pickelhaube und Harnisch mit Lendenschutz und waren für den Nahkampf mit dem Bajonett ausgerüstet. Coco sah auch die Pikeniere, die mit ihren langen Spießen als die elendesten in dem Heerhaufen galten. Ihnen oblag auch
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