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1731 - Der Zwitter

1731 - Der Zwitter

Titel: 1731 - Der Zwitter
Autoren: Jason Dark
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Morgen auf uns zukommt.«
    »Bisher nichts.«
    »Beschrei es nicht.«
    Wenig später war ich in meiner Wohnung verschwunden. Ich fühlte mich irgendwie locker. Es war zwar keine Zeit, um sich hinzulegen, denn draußen war es noch hell, aber der Wind schleuderte die dicken Tropfen gegen die Scheibe, und genau dieses Geräusch wirkte irgendwie einschläfernd auf mich. Ich hatte mich kaum in den Sessel geworfen, da fielen mir die Augen zu. Es mochte auch am Wein liegen, denn ihn tagsüber zu trinken war ich nicht gewohnt.
    Es gibt jedoch Dinge, die keine Rücksicht im Leben eines Menschen nehmen, und dazu gehörte das Telefon, das mich aus dem Schlaf riss.
    Ich zuckte hoch, schaute mich um, sah mich selbst im Sessel sitzen und spürte einen nicht sehr angenehmen Geschmack im Mund und zudem noch einen leichten Nachdurst.
    Draußen war es noch hell, aber es war zu sehen, dass sich bald die Dämmerung anschleichen würde. Da ich ein verantwortungsvoller Mensch bin, blieb ich nicht sitzen, sondern hob ab. Ich meldete mich auch und hörte eine Frauenstimme.
    »Bitte, wer ist da?«
    Ich war noch etwas schlaftrunken, und meine Stimme hatte leicht kratzig geklungen.
    »Wer will denn etwas von mir?«
    »Ach, du bist es doch, John. Ich habe schon gedacht, mich verwählt zu haben.«
    Jetzt wusste ich, wer da etwas von mir wollte. Schlagartig war ich wach.
    »Maxine, du?«
    »Genau.«
    »He, das ist eine Überraschung.«
    »Jetzt sag nur nicht, dass du gerade an mich gedacht hast.«
    »Nein, das habe ich nicht, ich war nur eingeschlafen.«
    »Aha. So gut möchte ich es auch mal haben.«
    »Nun ja, man wird älter und…«
    »Hör auf, John, sonst fange ich noch an, dich zu bedauern und dir dicke Socken zu stricken.«
    »Das lohnt sich bei dir in Dundee.«
    »Nur im Winter, John. Im Moment haben wir gutes Wetter, und das in den hellen Nächten. Es ist wirklich toll hier oben.«
    Ich hatte bereits meine Ohren gespitzt. »Sagst du das nur, um mich neidisch zu machen, weil es hier nämlich regnet, oder steckt etwas anderes dahinter?«
    »Eher die zweite Möglichkeit.«
    »Aha. Ihr habt Probleme?«
    »Das kann man so sagen, aber sie sind diesmal von einer ganz besonderen Art.«
    »Sind sie das nicht immer?«
    »Stimmt auch wieder.«
    »Um was geht es diesmal?«
    Maxine Wells seufzte, bevor sie sagte: »Um einen Besucher oder um eine Besucherin. Das weiß ich nicht so genau.«
    Jetzt hatte sie mich. »Hör mal, habe ich etwas an den Ohren oder hast du das tatsächlich gesagt?«
    »Habe ich.«
    Ich hakte nach. »Und es ist kein Scherz gewesen?«
    »Nein, und ich bitte dich, John, erst mal genau zuzuhören.«
    Ich setzte mich aufrecht hin. Der Wunsch, schlafen zu wollen, war verschwunden, und ich tat der Tierärztin den Gefallen und war gespannt, was sie mir zu sagen hatte.
    Das war eine Überraschung. Mit Maxine Wells und auch mit Carlotta hatte ich schon manches harte Abenteuer oben in Dundee erlebt, doch was ich jetzt zu hören bekam, das war schon sehr ungewöhnlich. Maxine und Carlotta hatten einen Besucher, der weder Mann noch Frau war, sondern von beidem etwas, ein Zwitter. Und dessen Eltern konnten unterschiedlicher nicht sein. Engel und Dämon.
    Man schaffte es nicht oft, mich sprachlos zu machen, in diesem Fall war das so. Ich konnte erst mal nichts sagen und ließ mir das Gehörte durch den Kopf gehen.
    »Bist du noch dran, John?«, fragte Maxine Wells nach einer Weile.
    »Klar.«
    »Und?«
    »Was soll ich sagen? Es ist ein Phänomen.«
    »Das für uns eine Stufe zu hoch ist.«
    Ich schnaubte. »Und deshalb braucht ihr jemanden, der sich um euren Gast kümmert.«
    »Du hast es erfasst.«
    Ich wollte nicht lange um den heißen Brei herumreden und kam direkt auf den Punkt.
    »Wann soll ich bei euch sein?«
    »Am besten heute.«
    »Das geht nicht.«
    »Weiß ich, dann morgen?«
    »Das könnte klappen.«
    »Mit der üblichen Maschine?«
    »Ich werde mich bemühen.«
    Wir sprachen noch kurz über den Fall, und ich erfuhr, dass Maxine und Carlotta die Nacht mit gemischten Gefühlen entgegen sahen, denn die andere Seite würde nicht locker lassen.
    »Dann rufe ich dich morgen an«, sagte ich.
    »Tu das. Und danke im Voraus. Ich glaube, du wirst den Flug nach Dundee nicht bereuen. Es gibt immer wieder etwas Neues, selbst für dich, John.«
    »Das stimmt. Grüße Carlotta von mir.«
    »Mach ich. Ach ja, sie wollte noch wissen, wie es Johnny Conolly geht.«
    »Nicht schlecht.«
    »Er hat bei ihr Eindruck hinterlassen. Einige Male hat sie
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