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1731 - Der Zwitter

1731 - Der Zwitter

Titel: 1731 - Der Zwitter
Autoren: Jason Dark
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dass sich mein Kreuz nicht geirrt hatte. So etwas war noch nie geschehen, aber es hatte auch nicht mit Gegenwehr reagiert. Irgendwie stand es unentschieden. Man konnte Kim ja nicht als einen vollen Dämon bezeichnen. Oder als ein schwarzmagisches Wesen, es steckte ja noch etwas Positives in ihm, eben die Seite des Engels, auch wenn dieser ausgestoßen worden war.
    Ich hütete mich davor, das Kreuz offen zu zeigen. Die Zeit war noch nicht reif dafür, das wollte ich später erledigen. Erst mal musste ich mehr über den Zwitter erfahren.
    Noch hatte Kim kein Wort gesprochen, und das wollte ich ändern. Kim hatte bisher zur Seite geschaut und sich nicht getraut, mich anzusehen.
    Das tat er jetzt, denn er sah, dass ich mich erhob. Plötzlich bewegte sich etwas in seinem Gesicht. Die Wangen zuckten, er selbst ging einen Schritt zurück, und streckte mir auch seine Hände entgegen, als wollte er einen Feind abwehren.
    »Bitte«, sagte ich mit ruhiger Stimme, »ich werde dir nichts tun. Ich möchte nur mit dir sprechen, Kim, denn ich muss einfach wissen, woran ich bei dir bin. Ist das okay?«
    »Nein, nein. Du bist ein Feind.«
    »Hast du Angst?«
    »Ich weiß, dass du ein Feind bist. Du hast etwas bei dir, das ich nicht mag. Ich hasse es. Ich will es nicht spüren.« Er atmete schnell, heftig und keuchend.
    Ich ließ mich davon nicht beirren. Carlotta stand auf der Türschwelle, sie versperrte ihm praktisch den Weg.
    Je näher ich dem Zwitter kam, umso nervöser wurde er. Ruhig auf der Stelle stehen, das war nicht mehr drin. Er fing an zu zappeln, und sein Gesicht verzerrte sich.
    In den Augen geschah ebenfalls etwas. Die Pupillen blieben nicht mehr so farblos. Etwas glomm in ihnen auf, und plötzlich stieß er einen Schrei aus.
    Es war der Beginn für eine Veränderung in seinem Gesicht. Sie begann an der linken Seite, denn dort verschwand die bleiche Haut, ohne dass sie sich vom Gesicht löste. Sie nahm nur eine andere Färbung an. Zuerst ein schwaches Rot, das sich jedoch intensivierte, ohne dass ich näher an ihn herantrat. Es musste an der Ausstrahlung meines Kreuzes liegen, dass er so reagierte.
    Er schrie weiter, und jeder von uns sah, dass sich die Röte nicht nur auf das Gesicht beschränkte, sondern die Haare in Flammen setzte. Damit hatte keiner von uns gerechnet. Die Haare brannten, die linke Gesichtshälfte leuchtete in einem tiefen Rot, das ebenfalls aussah, als würde es von einem Feuer stammen. Ich spürte die Wärme auf meiner Brust, aber den größten Teil bekam der Zwitter mit.
    Es war ein Vorgang, der sich nicht mehr aufhalten ließ. Kim musste auf schlimme Art und Weise erfahren, was für einen Vater er hatte.
    Er brannte, aber er verbrannte nicht. Und es war auch kein normales Feuer, das ihn erfasst hatte, es war so etwas wie eine Reinigung, und dem hatte der Zwitter nichts entgegenzusetzen.
    Noch einmal bäumte er sich auf. Er schrie, schüttelte den Kopf – und sackte zusammen.
    Zwischen Tür und der Sitzgruppe blieb er bewegungslos liegen…
    ***
    Unsere Reaktion bestand aus Schweigen, das von dem Vogelmädchen unterbrochen wurde, und die Worte, die flüsternd aus ihrem Mund drangen, waren an mich gerichtet.
    »Was hast du getan, John?«
    »Nichts.«
    Damit gab sich Carlotta nicht zufrieden. »Hast du ihn getötet?«
    »Ich weiß es nicht. Ich glaube nicht so recht daran. Es kommt darauf an, wie stark die dämonische Seite in ihm gewesen ist. Du weißt selbst, wie mein Kreuz reagiert, wenn es mit etwas Bestimmtem konfrontiert wird.«
    »Aber es war nicht mal zu sehen.«
    »Das stimmt. Und das muss auch nicht immer sein. Das Kreuz ist sehr sensibel.«
    Auch Suko sagte jetzt etwas. »Ich denke, dass wir uns Kim mal genauer anschauen sollten.«
    »Ja, das hatte ich vor.«
    Suko näherte sich der leblosen Gestalt. Sie war in sich zusammengesunken und dann auf die linke Seite gefallen, sodass die rote Gesichtshälfte nicht zu sehen war. Dafür allerdings die Haare, die auch gebrannt hatten, aber nicht verbrannt waren. Auf seinem Schädel lag so etwas wie eine rotbraune fettige Schicht.
    Ich nickte Suko zu, und wir fassten gemeinsam an, um den Leblosen herumzudrehen. Jetzt fiel unser Blick auf die linke Gesichtshälfte, und wir hatten Mühe, einen Laut der Überraschung zu unterdrücken.
    Kim sah schlimm aus. Hier hatte ihn die Kraft meines Kreuzes voll erwischt. Es musste die Seite sein, die unter dem dämonischen Einfluss des Vaters gestanden hatte. Von der normalen Haut war hier nichts mehr zu sehen.
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