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172,3 (German Edition)

172,3 (German Edition)

Titel: 172,3 (German Edition)
Autoren: Vincent Voss
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Fliegen. Ich weiß nicht wer oder was dahinter steckt, in Ordnung?«
»Voller Fliegen«, wiederholte der Beamte tonlos. »In Ordnung, ich werde Polizeibeamte dorthin schicken. Wo befinden Sie sich, Herr Vogel?«
Die genaue Adresse wusste Viktor nicht, aber er beschrieb es so genau wie möglich.
»Und Frau Röderer ist tot«, sagte er und schirmte die Sprechmuschel mit hohler Hand ab.
»Was sagten Sie? Habe ich Sie richtig verstanden …«
»Ja, haben Sie. Ich bin hier und sie ist völlig verbrannt.«
»Verstehe. Bitte bleiben Sie da. Ich werde gleich …«
»Das geht nicht. Ich muss weg!«, unterbrach Viktor.
»Sie können nicht …«
»Doch! Ich muss! Ich muss dafür sorgen, dass es aufhört!«
Viktor beendete das Gespräch, schulterte die beiden Taschen und eilte durch den Hinterhof zu seinem Wagen. Er musste noch etwas vom Schlachter und von McDonalds besorgen.
*
David stand unten auf den Stufen und rauchte eine Zigarette. Daniela missfiel es, aber sie wollte ihn jetzt nicht maßregeln. Was, wenn ihr Vater jetzt plötzlich nach Hause käme und ihren Freund auf der Auffahrt rauchen sah? Sie stand im Türeingang, stellte sich ein Stück vor die Tür, zog diese hinter sich heran, so dass der Rauch nicht ins Haus ziehen konnte.
»Wo kommen die her?«, fragte David zum wiederholten Male und schüttelte ungläubig den Kopf.
»Ich weiß es nicht. Mein Papa wusste es auch nicht.«
Sie erschauerte, als sie sich an den Schwarm ekliger Fliegen erinnerte, die in ihrem Rücken im Wohnzimmer herumschwirrten.
»Vielleicht irgendwie aus der Kanalisation, oder so?«, rätselte David, schnippte die Zigarette weg, wollte mit einem Sprung zu ihr kommen, verhakte sich an der untersten Stufe und fiel bäuchlings auf die Treppe. Gerade so konnte er sich noch abstützen. Daniela lachte.
»Scheiße.«
Er rieb seine Hände sauber und ging an ihr vorbei.
»Komm, wir sehen uns die Viecher nochmal an!«
»Nee … lass mal. Ich bleib lieber hier. Geh nicht zu weit rein, ja?«
»Ich pass schon auf.«
Er ließ die Tür offen stehen. Sie sah ihm nach und lauschte. Monoton vibrierte es von der Hauptstraße in der Ferne, ansonsten war es still in der Wohnstraße. Nur das Brummen aus dem Wohnzimmer, das konnte sie hören. War es lauter geworden?
»Dani?«, hörte sie David rufen. Es klang verunsichert und sie bekam wieder Angst.
»Was ist?«, fragte sie zurück, auf unliebsame Überraschungen eingestellt.
»Irgendwas ist mit den Fliegen«, stellte er fest und hörte sich dabei so an, als würde er aus weiter Ferne mit ihr sprechen. Daniela sah links und rechts die Straße entlang, aber kein Fahrzeug näherte sich ihrem Haus. Sie ging zu David und sah ins Wohnzimmer.
»Was ist das?«, fragte sie schockiert.
»Ich weiß nicht«, antwortete David, von dem Schauspiel gebannt. Die Fliegen hatten sich zu einem Schwarm formiert und dieser nahm immer deutlicher die Kontur eines Menschen an.
»Das ist mein Papa!«, flüsterte Daniela und wünschte, dass das Ganze einfach aufhörte.
*
»Wie heißt sie denn?«, fragte er seinen Kollegen, während sie die Stufen hochliefen.
»Vogel«, antwortete er.
Irgendwo schrie jemand hysterisch, Gelächter, das hohe Treppenhaus des alten Gemäuers echote und gab den Lauten eine unheimliche Note.
»Scheiße. So was könnte ich nicht. In einer Klapsmühle arbeiten, ehrlich.«
Der andere schnaufte bestätigend. Dritter Stock. Eine Milchglastür führte auf Station 5.
Der eine Beamte fuhr mit dem Finger über die raue Oberfläche, der andere klingelte.
»Sicherheitsglas«, stellte er fest und nickte seinem Kollegen anerkennend zu. Die Tür wurde aufgeschlossen und ein langhaariger Mann öffnete ihnen.
»Ja?«
Die Beamten waren verunsichert. Sie hatten jemanden in weiß oder grün erwartet.
»Ähm … gibt es so was wie einen … Chef, eine Leitung, oder so?«, fragte der eine.
»Polizei!«, sagte der andere und hielt dem Mann seinen Dienstausweis entgegen. Der Langhaarige musterte ihn, nickte und trat zurück.
»Gehen Sie durch den Aufenthaltsraum, dann den Flur entlang und die vierte Tür auf der rechten Seite.«
»In Ordnung. Danke«, sagte der Beamte und die beiden gingen los, nickten der Frau unsicher zu, die auf dem Flur vor dem Fahrstuhl stand. Im Aufenthaltsraum dröhnte der Fernseher und einige Patienten saßen oder standen davor. Eine sehr alte, hagere Frau trat den beiden in den Weg und streckte ihnen ihre knochige Hand entgegen.
»Ich bin Frau Kaiser.«
»Äh, ja … angenehm«, sagte der eine, wich ihr aus und sie
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