Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
172,3 (German Edition)

172,3 (German Edition)

Titel: 172,3 (German Edition)
Autoren: Vincent Voss
Vom Netzwerk:
und der Oberste der Dämonen (Mat. 12; 24-27). Sein Anliegen, so wird vermutet, ist ein Herniederkommen auf diese Welt in Vorbereitung auf die Ankunft des jüngsten Gerichts und die Tage der Finsternis. Auch hier gilt: wer ihn ruft, hat einen Wunsch, für den er alles zu geben bereit ist.
Ich befasse mich mit synkretistischer Geistheilung, Viktor. Das heißt, ich suche bei spirituellen Vorfällen immer nach einer Brücke in die Vergangenheit. In deinem Fall hoffe ich für Dich, dass es keine Brücke gibt. Sollte es doch so sein, kann ich Dir nicht helfen, aber ich kann Dir helfen, einen Kontakt zu jemandem herzustellen, der sich mit Exorzismus auskennt.
Wenn Du mit einer Ahnung herkommst, wann und wo Du den Pakt eingegangen sein könntest, müssen wir ein weiteres Ritual durchführen, um herauszufinden, was Dein Wunsch war und wie Du den Dämonen wieder vertreiben kannst. In diesem Fall müssen wir uns vor ihm schützen, Viktor, deshalb wäre es gut, wenn Du dich vorab meldest, damit ich einen Schutzkreis anlegen kann. Ich werde sicherheitshalber alles Notwendige besorgen, ehe über die Feiertage die Geschäfte geschlossen sind.
Den Pakt kannst Du nur brechen, indem Du das, was Du dir wünschst, abgibst und meistens noch etwas dazu tust. Und pass auf, der Dämon steht nur solange unter deinem Bann, bis er Dir deine Wünsche erfüllt hat und ständig wird er versuchen, Dir auch zu schaden - Dir oder Deinen Liebsten.
Ich habe Dir noch ein paar Kopien beigelegt, die Bilder und Quellen anzeigen.
Lieber Viktor, ich hoffe sehr, dass ich Unrecht habe. Du kannst jederzeit zu mir kommen.
Liebe Grüße, Beate
Viktor blätterte durch die restlichen Seiten, Bilder und Quellen. Nichts, was jetzt von Interesse wäre. Er rieb sich die Nase, ratlos und noch immer durcheinander. Er musste die Polizei verständigen und ihnen vom Tode der Frau erzählen. Und dann? Konnten sie ihm dabei helfen, diesen … Dämon loszuwerden? Würden sie ihm glauben? Nein, nein. Er würde es zu Ende bringen müssen, und er durfte keine Zeit verlieren.
Einer Idee folgend leuchtete er hinter den Stuhl, ging vorsichtig bis zum Aquarium, immer darauf bedacht, dem Leichnam nicht zu nahe zu kommen. Nichts. Er zog den Stuhl vorsichtig zurück, leuchtete unter den Tisch und wurde fündig. Zwei große Tragetaschen. Er zog sie hervor und sichtete den Inhalt. In der einen befanden sich ausschließlich Eier, er überschlug schnell die Menge und zählte 30 Packungen. In der anderen waren Räucherstäbchen, Kerzen, Öl und andere Dinge, die er nicht genauer untersuchte. Er schulterte die Taschen und wollte den ›Tempel‹ verlassen, als sein Handy klingelte. Er legte alles ab, nahm das Telefon aus der Tasche und besah sich das Display. ›ZUHAUSE‹. Das musste Daniela sein.
»Hallo, Große«, begrüßte er sie und wollte ihr sagen, dass es gerade ungünstig war.
»Papa? Papa! Hilfe!«
*
Sie schoben ihre Räder die letzten Meter zum Haus.
»Es tut mir echt leid. Oh, Mann … wie kann ich dir das nur beweisen, Dani?«
»Weiß´ nicht«, erwiderte sie knapp und fand derweil Gefallen an der Rolle, eingeschnappt zu sein und David zappeln zu lassen.
Sie manövrierten die Räder unter das Carport, Daniela schloss ihres ab, während David wartete.
»Wann kommt denn dein Vater?«
»Keine Ahnung.«
David verdrehte die Augen und wunderte sich, dass Daniela immer noch sauer auf ihn war. Sie ging an ihm vorbei, zog den Schlüssel aus der Hosentasche, nahm mit großen Schritten die Stufen der Treppe und schloss die Tür auf.
»Nun komm schon«, sagte sie versöhnlich zu David, der unentschlossen mit den Händen in den Hosentaschen im Lichtschein der Außenbeleuchtung stand. »`Tschuldigung.«, erwiderte er und kam mit entgegengestreckter Hand die Treppe hinauf.
»Gebongt.« Sie gab ihm einen Kuss, drückte die Tür auf und verharrte. Was war das für ein Geräusch?
»Was ist das?«, fragte David.
Er hatte es auch gehört. Ein monotones, tiefes Brummen, als würde man bei Regen unter Hochspannungsmasten durchgehen. Beide starrten ins Haus, doch konnten wegen der Dunkelheit im Innern nichts erkennen.
»Mach´ mal Licht an!«, forderte David.
Daniela langte ums Eck, betätigte den Schalter und das Deckenlicht erstrahlte. Im Flur sahen sie nichts, was dieses Geräusch hätte verursachen können.
»Das kommt aus dem Wohnzimmer«, stellte Daniela fest. »Vielleicht ist irgendwas noch an, weißt du?«
Er sah sie an und nickte bestätigend. Dann schritt er, ohne die Schuhe auszuziehen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher