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1720 - Die Nacht der Voodoo-Queen

1720 - Die Nacht der Voodoo-Queen

Titel: 1720 - Die Nacht der Voodoo-Queen
Autoren: Jason Dark
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kannst?«
    Marietta lächelte. »Ich bin eine Frau, aber ich bin zugleich noch etwas anderes, nämlich eine Person, die sich mit den Mächten beschäftigt hat, die außerhalb deiner Sichtweite lauern. Verstehst du?«
    »Nein.«
    »Dann will ich deutlicher werden. Ich habe Verbindung zur Welt der Geister gefunden.« Sie nickte. »Ja, ich gehöre zu denjenigen Menschen, die das Wissen um einen alten Zauber besitzen. Es sind die Geister, die den Kontakt mit mir wollten und die mich stark gemacht haben. Ich kann sie beschwören, ich kann sie für mich dienstbar machen und sie gegen andere Gestalten schicken, die mir oder meinen Freunden Böses wollen. Fängst du an, zu verstehen?«
    »Ja – ja, ich glaube.«
    »Dann ist es gut.« Ihre Augen strahlten. »Ich bin das, was man eine Voodoo-Queen nennt. Ich kenne die Magie, die alten Rituale, ich kenne die Namen der Geister, die im Pantheon dieser Welt existieren, und sie stehen auf meiner Seite. Sie sind die Verbindung zwischen den Menschen und dem Schattenland und kennen unsere Welt sehr gut. Ich kann sie anrufen, ich weiß, welche gut und welche schlecht sind und welche meinen Beschwörungen folgen und sich auf meiner Seite befinden.«
    Graham Hill hatte jedes Wort verstanden, aber längst nicht alles begriffen. In seinem Kopf herrschte ein Durcheinander. Ihm fiel nur eine Antwort ein.
    »Aber du wirst gegen den Teufel kämpfen müssen …«
    Marietta hob die Schultern, bevor sie fragte: »Ach, ist er das wirklich?«
    »Ja, er ist es und kein anderer. Er hatte sich verkleidet, er ist als Mensch hier erschienen, doch dieser Mensch ist voll von seinem Geist. Er tut nur das, was die Hölle befiehlt, und er ist sehr mächtig.«
    »Danke, dass du mir das gesagt hast. Jeder hat seine Version. Ich habe die meine, und ich habe mir vorgenommen, nicht zu kapitulieren, ich will ihn sehen.«
    Graham gab zunächst keine Antwort. Es schien ihm die Sprache verschlagen zu haben. Er konnte nichts tun, er fühlte sich wieder schwach und zu Boden gedrückt, aber er spürte etwas von der Energie, die in dieser Frau steckte, die sich ihm als Voodoo-Queen vorgestellt hatte.
    »Kannst du mir sagen, wohin sie gegangen sind?«, fragte Marietta.
    Graham Hill holte tief Luft. »Nein, das kann ich nicht«, gab er zu, »aber ich glaube, dass er sich bewusst diesen Ort ausgesucht hat. Denn er ist es gewesen, der die Toten aus dem Grab geholt hat.«
    Marietta hatte sich schon abwenden und gehen wollen, jetzt aber blieb sie starr stehen, und der Blick ihrer braunen Augen nahm einen harten Ausdruck an.
    »Was hast du da gesagt? Tote, die ihr Grab verlassen haben?«
    »Ja, sie haben auch Musik gemacht.«
    Den letzten Satz vergaß sie zunächst. »Du meinst Zombies?«
    »Meine ich nicht.«
    »Aber wir nennen sie so. Lebende Tote, Sklaven, die von anderen Menschen befehligt werden.«
    »Das glaube ich dir. Vielleicht sind es Sklaven, aber auch Skelette. Sie sind aus dem Massengrab geholt worden und haben nicht vergessen, was sie als Menschen mal gewesen sind. Musiker. Fahrendes Volk, das man hier im Ort nicht haben wollte.«
    »Verstehe«, sagte Marietta, »und deshalb sind sie umgebracht worden.«
    »Ja, aber ich war nicht dabei. Das ist kurz nach dem Zweiten Weltkrieg geschehen. Ich war noch nicht mal geboren, und viele der heutigen Bewohner waren Kinder, die davon nichts gewusst haben. Jetzt sollen sie alle leiden, denn diese Skelette werden keine Gnade kennen.«
    In diesen Augenblicken war die Voodoo-Queen froh, noch geblieben zu sein. Durch die Aussage des Mannes kristallisierte sich allmählich ein Bild hervor, das ihr bewies, wie schlimm es hier im Ort aussah.
    »Hast du sie schon gesehen?«
    »Nein, nur gehört. Ihre alten Instrumente. Die unheimlichen Melodien. Ich weiß aber Bescheid. Die Geschichte ist auch bei uns Jüngeren nicht vergessen.«
    »Ja, ich bedanke mich. Dann werde ich sie suchen.«
    »Nein, tu dir das nicht an!«
    Marietta lachte. »Hast du vergessen, wer ich bin?«
    »Nein, aber …«
    »Es gibt kein aber mehr, mein Freund. Leider muss ich dich jetzt allein lassen. Aber ich kehre zurück und werde versuchen, dich wieder in einen normalen Menschen zu verwandeln. Die Hölle darf nicht gewinnen. Man muss sie von den Menschen fernhalten.«
    »Ich glaube nicht an einen Erfolg. Schau mich an!«, schrie er plötzlich. »Sieh, was man mit mir gemacht hat. So sehe ich aus, verdammt noch mal, und so werde ich wohl auch für immer und alle Zeiten bleiben, bis zu meinem Tod, den ich mir
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