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1719 - Die Totenliste

Titel: 1719 - Die Totenliste
Autoren: Unbekannt
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Kallino kniete neben der jungen Hanse-Spezialistin, für die jede Hilfe zu spät kommen würde.
    Aber sie lebte noch. Dara litt furchtbare Schmerzen. Ihre rechte Körperhälfte war von dem Energieschuß fast völlig verbrannt worden.
    Erst als Nuka ihr eine zentral aufs Nervensystem wirkende Injektion verabreichte, hörte sie auf zu schreien.
    Ihr Blick klärte sich. Kullino wußte, daß er nichts mehr zerstören konnte, als er die Hände sanft über ihre Schultern schob und sie auf seine Knie bettete, die rechte Hand weiter unter ihrem Kopf, die linke auf ihrer eigenen.
    Sie würde nicht lange genug leben, um in der PARACELSUS wirksame medizinische Hilfe zu bekommen. Dort wäre es kein Problem gewesen, ihr Leben zu retten. Der Weg von hier bis dorthin entschied allein über ihre weitere Existenz - und er war zu weit.
    Langsam traten die anderen Raumfahrer näher. Arnim Possag ballte in ohnmächtiger Wut die Fäuste.
    „Ich sollte Uleboe dafür erschießen", knurrte er. „Wir waren zu leichtgläubig. Der Mörder hatte von Anfang an den Auftrag, auf sie zu feuern. Sie weiß etwas, das sie uns nicht weitergeben soll."
    „Stimmt das, Dara?" fragte Kullino sanft.
    Er strich ihr über die Stirn. Sie spuckte Blut und nickte tapfer.
    „Der Nakk...", brachte sie flüsternd hervor. Ein Zittern durchlief ihren Körper. „Er hat gesagt, daß fremde Raumschiffe... hier am Gom-Tor eingetroffen seien. Nur die Vorhut einer... großen Karawane."
    Sie kam ins Husten, rang nach Luft. Das Zittern wurde stärker.
    „Dara", zwang Kullino sich nachzuhaken. „Was für Raumschiffe?"
    Ihre Augenlider sanken halb herab, sie atmete schwer. Als er wieder seine Hand auf die ihre legte, drückte sie mit aller Kraft zu, die noch in ihrem sterbenden Leib war.
    „Er... weiß es nicht. Keine aus Estartu, keine von hier. Aber die anderen... müssen bald... kommen."
    „Es ist gut, Dara", sagte Kullino.
    Sie hörte auf zu atmen. Der Kommandant des Medoschiffs glaubte schon, daß ihre Qualen zu Ende waren. Doch dann hob und senkte sich ihre Brust wieder, und noch einmal blickte sie Kullino an, mit fiebrigem, aber festem Blick. Er verriet, daß sie noch bei klarem Verstand war.
    „Ich war das", hauchte sie. „Die Botschaften. Harold Nyman..."
    „Also doch", kam es von Arnim Possag. „Aber warum? Was war der Sinn?"
    „Ihr alle habt ihn und seine Veteranen... schlimm behandelt. Ihr alle...
    seid schuldig. Die Warnungen sollten euch verunsichern, damit ich selbst besser..." Sie hustete wieder. „Mein Vater..."
    „Was war mit ihm?" fragte Kullino. Für einen Moment hatte er die wahnwitzige Vermutung, Dara Sheenbar könnte eine Tochter des ehemaligen BASIS-Kommandanten sein.
    „Mein Vater... war einer von Nymans besten Mitarbeitern. Er war...
    sein Freund. Er war nicht mit... dieser Geistesmacht in Berührung gekommen. Aber er... konnte nie begreifen> was ihr mit den Männern und Frauen gemacht habt, die..."
    „Du mußt nicht weiterreden", sagte Kullino leise. „Niemand macht dir einen Vorwurf."
    „Aber ihr sollt wissen, warum ich es tat!"
    Ein letzter Ruck ging durch ihren Körper, ein nicht für möglich gehaltenes Aufbäumen. Sie mußte über unglaubliche Kraftreserven verfügen.
    „Ich wollte herausfinden", flüsterte sie mit geschlossenen Augen, „was die Veteranen allmählich zerstört. Es hätte auch meinen Vater treffen können. Ich hätte mit den Somern paktiert und gegen euch gekämpft, um die... die Wahrheit herauszufinden. Aber ich... kenne... sie nicht. Und..."
    Ihr Griff um Kullinos Hand erschlaffte. Diesmal hörte sie für immer zu atmen auf. Ihr Gesicht zeigte nicht den Frieden, den Sterbende in ihren letzten Sekunden manchmal finden. Es zeigte nur Schmerz und Enttäuschung.
    Nuka Kullino legte ihren toten Körper auf seine Arme und schritt mit unbewegter Miene aus der Verteilerhalle hinaus, den Weg zurück, den sie schwebend gekommen waren.
    „Wir sollten sie alle töten!" hörte er Arnim Possag toben, weit hinter sich. „Es sind feige Mörder!"
    Kullino trieb mit Dara Sheenbar in den Weltraum und zur PARACELSUS. Er hatte seinen Schutzschirm soweit vergrößert, daß Dara somit vor der Kälte und dem Unterdruck des Weltalls geschützt war.
    Im Medoschiff legte er sie eigenhändig in einen Tank, der sie zwar nicht wieder zum Leben erweckte, aber bis zur Heimkehr konservierte.
    Diese lag allerdings noch in weiter Ferne.
    Nachdem sich die Gemüter wieder beruhigt hatten und alle Teilnehmer des Kommandounternehmens in ihre
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