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1718 - Mysteriöse Waren

Titel: 1718 - Mysteriöse Waren
Autoren: Unbekannt
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daß es sich so verhält", antwortete die Oxtornerin. „Weshalb hätte sonst ein Gurrad einen anderen Gurrad ermordet, nur weil dieser seinen Holo-Tuner zerstörte?"
    Die Gefährten pflichteten ihr bei. Anschließend suchten sie alle drei ein öffentliches Computer-Terminal auf.
    Innerhalb einer Minute erhielten sie alle gewünschten Informationen.
    Demnach handelte es sich bei dem interviewten Strafgefangenen um einen Bürger von Mantoll, den Besitzer des angesehensten Nachtklubs von Waerrick-Uno. Er hieß Escheker und war ein stadtbekannter und angesehener Gurrad.
    Escheker war vor neun Tagen verhaftet worden, nachdem er seinen besten Freund Sanumil wegen einer Nichtigkeit umgebracht haben sollte.
    Der Nachtklubbesitzer leugnete die Tat nicht, verteidigte sie aber, indem er behauptete, Sanumil hätte sich ihm gegenüber so grausam verhalten, daß seine Tötung ein Ausbruch äußerster Verzweiflung gewesen sei. Ein Seelenzustand also, der auf den Gurrad-Welten allgemein als nachvollziehbares Motiv für die Tötung eines Mitbürgers galt.
    Escheker hatte ausgesagt, einen tragbaren Holo-Tuner besessen zu haben, dessen wunderbaren Eigenschaften sein Bewußtsein erweiterten.
    Sein ganzes Leben habe sich dadurch positiv verändert.
    Als sein Freund Sanumil den Tuner sah, sei dieser total ausgeflippt. Er verlangte von Escheker, ihm das Gerät zu verkaufen, und er war bereit, jeden geforderten Preis zu zahlen. Escheker hatte abgelehnt und war trotz des immer heftiger werdenden Drängens seines Freundes hart geblieben.
    Es war ihm gar nicht möglich gewesen, den Tuner herzugeben.
    Schließlich war es zum Streit gekommen, der sich schon bald zu einer hitzigen Auseinandersetzung steigerte. Auf dem Höhepunkt hatte Sanumil eine Waffe gezogen und den Tuner einfach zerstrahlt. Dann war er davongestürmt.
    Escheker sagte aus, sein Entsetzen und seine Verzweiflung über diese Tat seien so groß gewesen, daß sein Verstand ausgesetzt habe. Er sei erst wieder zu sich gekommen, als Sanumil mit eingeschlagenem Schädel vor ihm lag. Tatwerkzeug war ein bronzenes Beil aus dem Museum für Frühgeschichte gewesen, ein Relikt aus der Vergangenheit, in der bei den Vorfahren der heutigen Gurrads Ritualmorde üblich gewesen waren.
    Genau dieses Beil war Escheker zum Verhängnis geworden - und die Zeitspanne, die zwischen der Zerstrahlung des Tuners und Sanumils Tod lag.
    Der öffentliche Ankläger verwarf nämlich die Behauptung des Angeklagten, im Affekt und so aus einem nachvollziehbaren Motiv gehandelt zu haben. Zur Begründung führte er an, daß Escheker nach dem Verlust seines Tuners fünf Stunden gewartet hatte, bevor er das Bronzebeil aus dem Museum für Frühgeschichte stahl, Sanumil auflauerte und ihn erschlug.
    Das ursprüngliche Motiv, so räumte er dem Täter ein, mochte verständlich gewesen sein, eine Tötung im Affekt käme aber nach fünf Stunden nicht mehr in Frage. Vielmehr hätte Escheker die Tat sorgfältig geplant und danach heimtückisch ausgeführt. Es handelte sich um Mord.
    Das Gericht schloß sich seiner Argumentation und der Forderung nach Verhängung der Todesstrafe an.
    Escheker sollte im Konverter hingerichtet werden - am frühen Morgen des Tages, der dem 7. April 1217 NGZ entsprach.
    „Also morgen früh", stellte Dilja Mowak fest. „Viel Zeit bleibt also nicht, um mit ihm zu sprechen und von ihm zu erfahren, woher er diesen Holo-Tuner hatte."
    „Sehen wir einmal nach, in welcher Anstalt Escheker einsitzt", schlug Njushabora Wogon vor.
    Escheker befand sich laut Terminal in der Todeszelle der sogenannten Schischdra, dem ältesten Gefängnis von Waerrik-Uno und dem einzigen, in dem noch ein Hinrichtungs-Konverter stand.
    „Ich schlage vor, wir schießen uns zu Eschekers Zelle durch, holen ihn heraus und schleppen ihn mit unserem Beiboot zur IRA ROGABERG!"
    sagte die Wogon.
    „Hast du den Verstand verloren?" fuhr Grujic sie an. „Die Aktion mag zwar gelingen, aber danach sind wir Geächtete. Die Gurrads werden beim Galaktikum massiven Protest einlegen, - und wir könnten uns weder in der Milchstraße noch in den beiden Magellanschen Wolken jemals wieder blicken lassen. Falls wir überhaupt von Waerrik wegkommen!"
    Njushabora grinste und strich ihm über den kahlen, ölig schimmernden Schädel.
    „Nicht aufregen!" spottete sie. „Ich wollte nur drastisch klarstellen, daß wir praktisch keine Möglichkeit haben, zu Escheker vorzudringen und mit ihm zu reden. Nicht heimlich - und offiziell sowieso nicht. Du
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