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1714 - Der Cockpit-Dämon

1714 - Der Cockpit-Dämon

Titel: 1714 - Der Cockpit-Dämon
Autoren: Jason Dark
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verschwinden oder uns die Zeit vertreiben, indem wir weiter raten und …«
    Ich hörte mitten im Satz auf zu sprechen, weil ich unterbrochen worden war.
    Allerdings nicht von einer Stimme, sondern von einer Melodie, die auf einer Flöte gespielt wurde. Und sie gehörte nicht hierher, das stand für mich fest. Wenn ich diese Melodie gehört hatte, dann immer in einem verwunschenen Land, im Paradies der Druiden, schlicht gesagt: in Aibon.
    Suko und ich schauten uns an. Beide waren wir sprachlos. Mein Freund schüttelte den Kopf, als er flüsterte: »Habe ich was mit den Ohren oder höre ich eine bestimmte Melodie?«
    »Ja«, sagte ich, »die Flöte kennen wir.«
    Wir sagten nichts mehr, denn jemand drückte die zweite Tür von außen nach innen.
    Mehr Licht fiel in das Bootshaus, und dann sahen wir ihn.
    Auf der Schwelle stand tatsächlich eine Gestalt aus Aibon.
    Es war der Rote Ryan!
    ***
    Sprachlos war ich selten. In diesem Fall schon, denn mit allem hatte ich gerechnet, nur nicht mit ihm. Das war eine Überraschung, die sogar dafür sorgte, dass sich die Gedanken in meinem Kopf förmlich überschlugen.
    »Du?«, flüsterte ich nach einer Weile des Staunens.
    »Ja – ich.«
    »Dann bist du es auch gewesen, der angerufen hat, obwohl ich deine Stimme nicht erkannte.«
    »Ich hatte sie verstellt. Dafür entschuldige ich mich.«
    »Schon vergessen.«
    Er ließ die rechte Hand mit der Flöte sinken und trat einen Schritt näher. Er sah nicht aus wie immer, denn er trug nicht mehr die bunte Kleidung, die aussah, als bestünde sie aus Pflanzen, sondern eine dunkelgrüne Lederjacke, graue Jeans und halbhohe Stiefel aus weichem Leder. Sein Haar allerdings schimmerte so feuerrot wie immer.
    Auch Suko hatte seine Stimme wiedergefunden. »Jetzt sind wir mal gespannt, was das bedeutet, dass wir uns hier treffen. Hast du keine Lust mehr, dich länger im Paradies der Druiden aufzuhalten?«
    »Doch, das ist nicht das Problem. Ich finde es wunderbar. Jetzt, wo Guywano nicht mehr existiert. Da ist Aibon wirklich zu einem wahren Paradies geworden. Es ist auch nicht mehr geteilt, und alle positiven Kräfte atmen auf.«
    Das war mir bekannt, denn ich war dabei gewesen, als dieser finstere und mächtige Druidenfürst gestorben war. Da hatte Aibon seinen alten Zustand zurückerhalten. [1]
    Und jetzt war …
    Mein Gedankenfluss stockte, denn plötzlich war mir ein Funke ins Gehirn gesprungen. Ich dachte an unsere Fahrt über den kleinen See und an die vier Leichen im Wasser. Sie hatten alle so gleich ausgesehen, und das Licht in meinem Kopf wurde plötzlich zu einer Flamme, die meine Gedanken auf Touren brachte.
    »Ich habe eine Frage, Ryan …«
    »Bitte.«
    »Wir sind ja über den See gekommen, so wie du es von uns verlangt hast.«
    »Das ist richtig.«
    »Und wenn ich richtig darüber nachdenke, hast du gewollt, dass wir im Wasser etwas finden.«
    »Stimmt auch.«
    »Tote Menschen. Männerleichen, die sich so sehr glichen, dass es eigentlich nur eine Erklärung dafür geben kann. Es handelt sich um die Männer in Grau, nicht wahr?«
    Ryan lächelte. »Was meinst du denn?«
    »Ja, ich gehe davon aus.«
    »Und damit liegst du genau richtig, John Sinclair.«
    Diesmal sagte ich nichts, weil ich wollte, dass der Rote Ryan uns eine Erklärung gab.
    Der frohe Ausdruck verschwand aus dem Gesicht des Roten Ryan. Er blickte für einen Moment zu Boden und sprach dann einen Satz, dem ich voll zustimmen konnte.
    »Nichts ist perfekt im Leben.«
    »Beziehst du das auf Aibon?«
    »Ja, auf unsere letzte Begegnung, als Guywano regelrecht geschmolzen ist.«
    »Das war wunderbar.«
    »Dagegen sage ich auch nichts. Der negative Teil des Landes ist nicht mehr vorhanden. Darüber sind die positiven Kräfte allesamt froh, doch es gibt nicht nur Licht, es ist auch immer ein gewisser Schatten vorhanden.«
    »Das sind die Männer in Grau, die Hüter der schwarzmagischen Seite.«
    Ryan nickte. »Genau, John. Sie waren stets eine eigene Gruppe, die sich in den Dienst des Druidenfürsten gestellt haben, ohne ihm jedoch untertan zu sein. Als ihre Welt zusammenbrach, da wollten sie nicht länger in unserem Paradies der Druiden bleiben, denn sie wussten, dass sie dort nicht hingehörten.«
    »Sie suchten nach einem Ausweg«, sprach ich weiter.
    »So ist es.«
    »Und jetzt sind sie hier!«
    Der Rote Ryan antwortete mir nicht gleich. Er wartete ab, dann hob er die Schultern und sagte mit leiser Stimme: »Nicht alle haben es geschafft, John. Es sind – nun ja, ich
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